Den „Verpackungskünstler“ im Visier

Bei der Demonstration gegen die Bildungspolitik der Regierung ging es am Kornmarkt zur Sache.
Bregenz Rund 300 Personen, die meisten davon Lehrer, taten am Freitagnachmittag vor dem Kornmarkttheater in Bregenz ihren Unmut gegen die Bildungspolitik der schwarz-blauen Regierung kund. Mit aktionistischen Einlagen, Musik und angriffigen Reden ging es gegen Kurz, Faßmann und den Paradigmenwechsel in der Bildungspolitik. Kanzler und Bildungsminister bekamen dabei ordentlich Fett ab, aber auch Lehrervertreter, die die Bildungspolitik des Bundes unterstützen.
„Richtung Maria Theresia“
Vor der Kulisse der „Chancenabschneiderei“ mit mehreren bissigen Botschaften redeten sich die Protagonisten in Fahrt. Peter Fischer, pensionierter Lehrerausbilder an der PH Vorarlberg, bezeichnet Bundeskanzler Sebastian Kurz als „Verpackungskünstler“ und „Bremser“. Die Bildungspolitik bewege sich rückwärts Richtung Maria Theresia. Als Beispiel dafür nannte Fischer die beschlossene Wiedereinführung der Ziffernnoten an Volksschulen. Diese vielkritisierte Maßnahme beschäftigte auch mehrere andere Redner. SPÖ-Bildungssprecherin Gabriele Sprickler-Falschlunger bezeichnete dieses Regierungsvorhaben sogar als „krank“.
Der ehemalige grüne Bildungssprecher im Nationalrat, Harald Walser, lobte das Engagement der Vorarlberger im Kampf gegen die Bildungspolitik. „In Wien, Linz und Innsbruck orte ich überall dieselbe Stimmung. Es herrscht Wut und Unmut über die Bildungspolitik. Ich höre dann aber auch Lob über Vorarlberg: ‚Ihr tut wenigstens etwas dagegen‘“. Dem Universitätsprofessor und jetzigen Bildungsminister Faßmann warf Walser vor, die neuesten Studien über Bildung nicht einmal zu lesen und eine Politik zu betreiben, die sich nicht an den Fakten orientiere.
Es brauche die gemeinsame Schule, sagte Walser einmal mehr. „In keinem ähnlich entwickelten Land wird Bildung nämlich so stark vererbt wie in Österreich.“ Seinen ÖVP-Kollegen Wolfgang Türtscher nahm Lehrervertreter Willi Witzemann aufs Korn. „Der redet von einer guten Stimmung unter den Lehrern. Ich höre von da vor allem das vorherrschende Chaos heraus. Da sollen Deutschklassen eingeführt werden. Den Lehrplan dazu gibt’s zwei Wochen vor Unterrichtsbeginn.“
Gewerkschafter Norbert Loacker nannte die Bildungspolitik „dumm und unsozial“. Pflichtschulgewerkschafter Gerhard Unterkofler forderte mehr Fachpersonal für die Schulen und warnte davor, die Sprengelregelungen aufzuheben. „Das hat man in Schweden bereits wieder bitter bereut.“
Die Sprecherin der Aktion kritischer Schüler, Alexandra Seybal, kritisierte das Bildungsprogramm der Regierung. „Dort lese ich oft von Leistung und Wirtschaft. Das Wort Chancengerechtigkeit kommt allerdings kein einziges Mal vor.“