Verkehr bleibt das Sorgenkind

Vorarlberg / 22.05.2018 • 19:34 Uhr
Der Energieverbrauch in Vorarlberg ist seit 2005 leicht gestiegen, statt gesunken. VN/Steurer
Der Energieverbrauch in Vorarlberg ist seit 2005 leicht gestiegen, statt gesunken. VN/Steurer

ÖVP-Landesräte mit Weg zur Energieautonomie zufrieden, der Koalitionspartner nicht.

Bregenz Das Auto ist der liebste Begleiter des Menschen. Zwischen 2005 und 2016 hat die Zahl der Neuzulassungen um 22 Prozent zugenommen. Auf Vorarlbergs Straßen fahren 38.000 Kraftfahrzeuge mehr als 2005. Nicht nur auf den Straßen zeigen sich die Auswirkungen, auch die Klimabilanz ist zum Leid der Vorarlberger Energieautonomie von der Blechlawine geprägt.  Seit 2005 verfolgt das Land das Ziel, bis 2050 so viel Energie zu produzieren, wie verbraucht wird. Dazu wurde ein Fahrplan erstellt, dessen Fortschritt jährlich untersucht wird. Am Dienstag präsentierte die Landesregierung den Stand bis Ende 2016. Das Ergebnis ist gut, wären da nicht Verkehr und Industrie. Diese trüben die Gesamtbilanz beträchtlich.

Bis 2016 hätte der Endenergieverbrauch um elf Prozent sinken sollen. Das tat er nicht, er hat um 3,5 Prozent zugenommen. Die Landesregierung ist dennoch zufrieden. Landesstatthalter Karlheinz Rüdisser (63, ÖVP) erklärt: “In dieser Zeit ist Vorarlberg um sieben Prozent gewachsen, das Bruttoregionalprodukt stieg um 49 Prozent.” Mit Blick auf das Wachstum sei die Steigerung von 3,5 Prozent beim Energieverbrauch ein Erfolg. Damals habe das Land nicht damit gerechnet, so stark zu wachsen.

Steigerung bei Erneuerbaren

Der Verbrauch von erneuerbarer Energie ist sogar um 22 Prozent gestiegen, der CO2-Verbrauch ging hingegen um zwölf Prozent zurück. Der Haken daran: Das Ziel lautete 13,6 Prozent. Schuld ist der Verkehr, dort stieg der Ausstoß um 9,6 Prozent. Der Punkt Mobilität und Raumplanung macht mittlerweile 43 Prozent des gesamten CO2-Ausstoßes im Land aus. “Langfristig müssen wir uns etwas überlegen”, gesteht Rüdisser. Die E-Mobilität spiele noch keine wesentliche Rolle. Auch wenn Vorarlberg Vorreiter sei, der Anteil von elektrischer Energie im Verkehr sei fast zur Gänze den ÖBB zuzuschreiben.

Während neben Rüdisser Energielandesrat Christian Gantner (37, ÖVP) saß, durfte Umweltlandesrat Johannes Rauch (59, Grüne) nicht dabei sein. Es war Klubobmann Adi Gross (56) überlassen, die grüne Meinung kundzutun: “Von den Energieautonomiezielen sind wir nach wie vor weit entfernt.” Landesrat Rüdisser sei aufgefordert, eine mutigere Verkehrspolitik zu verfolgen. FPÖ-Energiesprecher Joachim Weixlbaumer (50) pocht hingegen auf die thermische Sanierung. “Leider ist die Entwicklung in diesem Bereich unbefriedigend.” Die Zahlen zeigen: Der Energieverbrauch von Gebäuden ist nur um 5,6 Prozent zurückgegangen, der CO2-Verbrauch bei Heizungen lässt die Verantwortlichen aber jubeln: minus 28,8 Prozent. Man kann ja im Auto heizen.

Energieautonomie in Zahlen

Endenergie Soll: -11 % / Ist: +3,5 %

CO2-Emissionen Soll: -13,6 % / Ist: -12 %

Energie Mobilität Soll: -15 % / Ist: +17,7 %

CO2 Mobilität Soll: -16,1 % / Ist: +9,6 %

Gebäudewärme Energie Soll: -13 % / Ist: -5,6 %

Gebäudewärme CO2 Soll: -16,9 % / Ist: -28,8 %

Gebäude Strom Energie Soll: -12 % / Ist: +1,5 %

Gebäude Strom CO2 Soll: -11,7 % / Ist: -24,7 %

Industrie und Gewerbe Energie dynamsich Soll: +17 % / Ist: +6,2 % (der Industrie wird je nach Wachstum ein Energieverbrauchswachstum zugestanden)

Industrie und Gewerbe CO2 dynamisch Soll: +16,5 % / Ist: -10,8 %