„Diese Aufgaben waren zu schaffen“

Vorarlberg / 29.05.2018 • 18:40 Uhr
„Diese Aufgaben waren zu schaffen“

Eduard Engler (65), ehemaliger ARGE-Leiter Mathematik, hat eigene Erklärung für Maturapleite.

Schwarzach Die Ergebnisse der Matura-Klausurarbeiten dürften schlecht ausgefallen sein, die VN berichteten. Vor allem im Problemfach Mathematik gab es für viele Kandidaten auch heuer wieder ein böses Erwachen. Ein Fünftel der Arbeiten, so lassen erste Meldungen vermuten, erfüllte die Mindeststandards für ein positives Ergebnis nicht. Vorarlberg liegt traditionell noch unter dem österreichischen Durchschnitt.

Viele Kritiker

Die Mathematura war insgesamt zu schwer, sind sich Kritiker einig. „Die Schüler waren die Formulierungen bei den Textaufgaben nicht gewohnt“, meinte etwa der stellvertretende Bundesschulsprecher Daniel Bayer (19) gegenüber den VN. Heftig kritisiert wurde auch der sehr strenge Notenschlüssel und der ARGE-Leiter Mathematik für die Vorarlberger Gymnasien, Freddy Wittwer (40) meinte: „Erst glaubte ich, die Matura sei leicht. Doch ich musste mich korrigieren. Die Fragestellungen waren schon sehr kreativ und schwierig.“

Genau das fand auch Bildungsminister Heinz Faßmann (62): „Die Texte waren zu lang und zu schwierig“, äußerte er sich zur Mathematikmatura.

Kritik an den Kritikern der diesjährigen Mathematikmatura übt der frühere ARGE-Mathematikleiter Eduard Engler (65). Für ihn ist nicht nachvollziehbar, dass man die heurigen Mathematikaufgaben bei der Zentralmatura als zu schwierig bezeichnet. „Diese Aufgaben waren am unteren Schwierigkeitslevel und absolut vertretbar“, meint Engler. „Wer Teil eins der Aufgaben nicht positiv absolvieren kann, hat die Mathematikmatura zurecht nicht bestanden. Die bei der Matura gestellten Fragen haben Serien von Feldtestungen hinter sich und es waren ganz sicher nicht die schwierigsten. Diese Aufgaben waren zu schaffen“, hat der frühere Mathematiklehrer und Anhänger der Zentralmatura eine klare Meinung.

Ministerium schuld?

„Man macht es sich zu einfach, die Verantwortung für die schlechten Ergebnisse ausschließlich auf das Ministerium abzuschieben“, meint Engler. Immer noch beschäftigt sich der seit drei Jahren pensionierte Mathelehrer mit jener Materie, die ihn ein Berufsleben lang begleitet hat. Engler war in seinen letzten aktiven Jahren ein Pionier der neuen Mathematikmatura. Jetzt gibt er Nachhilfeunterricht und glaubt zu erkennen, dass die neue Form des Mathematikunterrichts bei vielen seiner Ex-Kollegen noch nicht angekommen ist. „Wenn ich mir Übungshefte ansehe, dann stelle ich immer wieder fest, dass hier vielfach Mathematik unterrichtet wird wie in den 60er-Jahren.“

Schöbi-Fink schweigt

Keine Bewertung der sich abzeichnenden schlechten Maturaergebnisse möchte zum jetzigen Zeitpunkt Schullandesrätin Barbara Schöbi-Fink (57) abgeben. „Ich werde mich erst dann dazu äußern, wenn die Ergebnisse auf dem Tisch liegen. Zumal die bei der Klausur durchgefallenen Kandidatinnen und Kandidaten ja bei den Kompensationsprüfungen kommende Woche noch die Möglichkeit haben, ihr Ergebnis zu korrigieren.“

Die Kompensationsprüfungen gehen am kommenden Montag und Dienstag über die Bühne. Unmittelbar danach beginnen die mündlichen Reifeprüfungen.

„Ich will mich erst äußern, wenn wir die Ergebnisse auf dem Tisch liegen haben.“

„Die gestellten Aufgaben haben Serien von Feldtestungen hinter sich.“

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