Für Dagmar Tiefenbrunner ist Secondhand ein Kreislauf von Geben und Nehmen

Aus Umweltbewusstsein kauft Dagmar Tiefenbrunner Secondhand.
Altach Die japanische Beraterin und Autorin Marie Kondo hat mit ihrer Netflix-Show zum großen Entrümpeln und Ausmisten aufgerufen. Mit der von ihr entwickelten Aufräumtechnik soll den Show-Protagonisten ein neues, positives Lebensgefühl vermittelt werden. Doch die Serie lässt offen, wo die ausrangierten Textilien hinkommen.
Während das restliche Österreich auf den Ausmisttrend aufgesprungen ist, gehören Herr und Frau Vorarlberger nicht zum Sammlertyp. Sie beweisen bei der Abgabe von Kleidern und Möbeln eine hohe Spendenmoral. „Mit 8,5 Kilogramm Kleiderspenden pro Kopf gehört Vorarlberg zu den internationalen Spitzenreitern. Sie haben ein extrem hohes Bewusstsein. Es werden hauptsächlich hochwertige Sachen bei uns in der Carla abgegeben. Teilweise handelt es sich sogar um Neuware“, weiß Caroline Metzler, Caritas-Fachbereichsleiterin Arbeit und Qualifizierung. Neben den Kleidungsstücken wurden im Vorjahr auch 239 Tonnen Möbel und rund 40 Tonnen Elektrogeräte gespendet.

Secondhand als Grundeinstellung
Dagmar Tiefenbrunner ist eine, die regelmäßig ausmistet und ihre Kleidung der Caritas spendet. Doch damit ist es nicht getan. Sie will in der Wegwerfgesellschaft Akzente setzen und möchte, dass der Nachwelt möglichst viel erhalten bleibt. Deshalb geht sie regelmäßig zum Einkaufen in die Carla-Shops. „So schließt sich der Kreislauf. Ich kaufe eigentlich alles, was ich brauche, aus zweiter Hand“, erklärt die Feldkircherin. Auf diesen Secondhand-Trend sei sie nicht erst vor Kurzem aufgesprungen, das sei ihre Grundeinstellung, erklärt die Leiterin der Suppenküche in Liechtenstein. Sie sieht nicht ein, warum sie ein neues T-Shirt kaufen sollte, für dessen Produktion 8000 Liter Wasser benötigt wurden. „Ich finde bei Carla perfekt erhaltene T-Shirts und andere Kleidung“, unterstreicht Tiefenbrunner ihre umweltbewusste Einstellung.

Mit ihren Freundinnen tourt sie übrigens einmal im Monat durch alle Vorarlberger Carla-Shops, ihren „Heimatladen“ in Feldkirch besucht sie jeden zweiten Tag. An der angebotenen Kleidung schätzt die quirlige Frau besonders das vielfältige Angebot. „Ich finde hier Farben, die mir stehen. Die finde ich aufgrund der aktuellen Mode in einem anderen Geschäft nicht immer“, erklärt sie. Ein Schnäppchen, auf das sie noch immer stolz ist, hat sie schon vor einigen Jahren in Dornbirn ergattert. Es war ein grüner Mantel mit pinken Blumen vom Modelabel Riani, der ihren Elf-Meter-Schrank vervollständigt hat. Vor Kurzem ist sie bei Salatbesteck fündig geworden.
Geschenke für Freunde
Immer im Auge hat die 58-Jährige auch die Sonderausstellungen. Bei ihnen deckt die Suppenküchenleiterin, die dreimal in der Woche mit Langzeitarbeitslosen arbeitet, sich mit Dekorationsartikeln ein. Ende des Jahres war es Weihnachtsdeko. Die Ausstellungen zu den Themen Ostern und Garten hat sie sich vorgemerkt. Sie beschenkt aber auch gerne Verwandte und Freunde mit Carla-Artikeln. Einer Freundin hat Dagmar Tiefenbrunner Ohrringe geschenkt. „Meine Tochter hat zu Weihnachten einen Calvin-Klein-Mantel bekommen und während des Jahres sammle ich ein Porzellanservice für sie“, schildert die „Jägerin“, deren größte Errungenschaft ein Stuhl war.
Aber Dagmar Tiefenbrunner geht nicht nur der Mode wegen in die Caritas Einkaufsparks. Sie empfindet ihre Einkaufsbummel als entspannend und hält auch gerne ein Schwätzchen mit den Angestellten. Bei der letzten Modeschau in Feldkirch hat sie sogar als Model fungiert, weil sie es gerade stimmig fand. Bei der Feldkircherin ist es der Kreislauf von Geben und Nehmen, der ihr ein positives Lebensgefühl vermittelt.