Dolmetscher bei Gericht: Viel Arbeit für wenig Geld

Vorarlberg / 14.04.2019 • 22:00 Uhr
Dolmetscher bei Gericht: Viel Arbeit für wenig Geld
Cüneyt Bathli ist seit 17 Jahren Dolmetscher für die türkische Sprache.

Gerichtsübersetzer kämpfen seit Jahren um gerechtere Honorare, bis heute vergebens.

Feldkirch Bei rund der Hälfte der Strafverfahren sind mittlerweile Dolmetscher nötig. Und es wird sicher nicht weniger. Im Gegenzug dazu haben immer weniger Junge Lust, diesen Beruf auszuüben. Die Gründe: lange Ausbildung, strenge Zulassungsbedingungen, unregelmäßige Arbeitszeiten und schlechte Entlohnung. „Seit dem Jahr 2007 wurden die Gebührensätze nicht erhöht, geschweige denn an die Inflationsrate angepasst“, erklärt Cüneyt Bahtli, seit 17 Jahren Gerichtsdolmetscher für die türkische Sprache.

Enorm wichtig

Dabei legt sogar eine europäische Richtlinie fest: „Dolmetschleistungen müssen eine für die Gewährleistung eines fairen Verfahrens ausreichende Qualität aufweisen.“ Statt beeideter Dolmetscher kommen immer mehr „Hausdolmetscher“ zum Zug. Später beim Prozess bereiten derartig übersetzte Protokolle immer wieder Probleme. In Deutschland verdient man das Dreifache, in Österreich kostet allein das Antreten bei der Gerichtsdolmetscherprüfung 400 Euro. Alles Gründe, warum junge Leute nicht Schlange stehen, um diesen anspruchsvollen Beruf auszuüben. Nach einem Studium der Translationswissenschaften sind mindestens zwei Jahre Berufserfahrung nötig. Hat man ein anderes Studium – Cüneyt ist Magister der Betriebswirtschaft – abgeschlossen, braucht man fünf Jahre Praxis, bevor man zur Prüfung darf. Und bei vielen braucht es mehr als einen Anlauf.

Nachwuchs fehlt

„Das Durchschnittsalter der eingetragenen Gerichtsdolmetscher liegt bei über 60 Jahren. Unter 50-Jährige sind die Minderheit“, weiß der 43-Jährige. Außerdem, so erzählt er, gebe es für Afghanisch (Dari und Pasthu) in ganz Österreich einen einzigen Gerichtsdolmetscher. Seit 2006 schrumpfte die Zahl der qualifizierten Übersetzer von 1400 auf rund 770. Für die türkische Sprache gibt es österreichweit gerade mal 52 Gerichtsdolmetscher. Dennoch liebt Cüneyt Bahtli seinen Job und zieht trotz bescheidenem Salär den Job des Gerichtsdolmetschers dem des Betriebswirts vor: „Ich mache das einfach gerne, weil es so vielseitig ist.“  Die Lage sieht er allerdings als prekär an, die Hoffnung auf baldige Honorarerhöhung hält sich in Grenzen. Zuletzt wurde diese Berufsgruppe auf das Budget 2020/21 vertröstet. ec