Treibholzknatsch am Bodensee

Ritsch wirft der Stadt Untätigkeit vor. Für Linhart ist das”Pfand für den Wahlkampf”.
Bregenz Das Holz aus dem Rhein treibt derzeit nicht nur in rauen Mengen auf dem See, sondern offenbar auch Michael Ritsch (50, SPÖ) zur Weißglut: Seit Wochen werde Treibholz ans Bregenzer Bodenseeufer geschwemmt. „Eine unhaltbare Situation“, beklagt der SPÖ-Stadtparteichef und Bürgermeister-Kandidat in einer Aussendung das Nichtstun von Bürgermeister Markus Linhart. Es müsse endlich eine koordinierte Vorgangsweise zwischen Stadt und Land geben. “Denn schlussendlich gibt es auch einen noch nicht zu beziffernden Schaden für die Wirtschaft”, denkt Ritsch beispielsweise an die Bootsverleiher. Zwar würde punktuell eine Verbesserung der Situation erreicht. Eine gesamthafte Verbesserung stehe aber noch immer in den Sternen. „Man stelle sich nur vor, es würden im Winter nur einige wenige Straßen geräumt mit dem Hinweis, man habe nicht genügend Räumfahrzeuge“, poltert der SPÖ-Stadtparteichef.

“Voll dran”
Das Gerät sei nicht das Problem, kontert der Bürgermeister. „Wir sind seit Tagen voll dran. Wenn die Leistungen der Mitarbeiter als Pfand für den Wahlkampf missbraucht werden, bin ich nicht dabei”, lässt er Ritsch ausrichten. Derzeit seien die Mitarbeiter des städtischen Bauhofs, der Hafenmeisterei sowie externe Helfer mit zwei Baggern, vier bis sechs Lkw und jeder Menge Kleingerät dabei, so viel Material wie möglich an Land zu bringen und von dort abzutransportieren. Für die Uferreinigung habe sich die Stadt eigens ein Amphibienfahrzeug aus Deutschland ausgeliehen. Mehr Fahrzeuge einzusetzen bringe nichts, da diese in der Schlange stehen würden. “In den Seeanlagen können nur zwei Lkw fahren”, ergänzt Linhart. Die Herausforderung sei der Wind, der immer wieder neues Treibholz anspüle. “Wenn wir Westwind haben, ist morgen wieder die ganze Bregenzer Bucht voll.”
So viel wie schon lange nicht
Ende Mai war es die Bregenzerach, die nach dem Starkregen eine große Menge an Treibholz in den Bodensee spülte. In der Vorwoche tat der Hochwasser führende Rhein sein Übriges dazu. Vieles davon hat sich am Bregenzer Seeufer angesammelt. “Schwemmholz in diesem Ausmaß hat es viele Jahre zurück nicht mehr gegeben”, heißt es seitens der Stadt Bregenz.
Reger Betrieb
Bauhofchef Erich Knappitsch schätzt, dass mittlerweile 500 bis 600 Kubikmeter Holz aus dem Bodensee gefischt wurden. 90 Prozent davon stammten aus dem Rhein. Das Amphibienfahrzeug, das seit dieser Woche zusätzlich im Einsatz ist, schiebe das schwere Holz ans Ufer. “Von dort wird es mit einem Greifer auf die Lkw geladen”, erläutert Knappitsch.
Das Treibholz wird im Innenhof der ehemaligen Landwirtschaft des Klosters Mehrerau zwischengelagert. Seit Freitag kann es dort von Bürgern verarbeitet und abgeholt werden. Das Angebot wird laut Knappitsch gut angenommen. Um der Unmengen an Treibholz so schnell wie möglich Herr zu werden, seien die Mitarbeiter auch am Fenstertag und am Samstag im Einsatz. Derweil bittet die Stadt die Bevölkerung um Verständnis für diese Ausnahmesituation, die es in dieser Form in Bregenz schon lange nicht mehr gegeben hat.
