Wo der Klimawandel spürbar wird

Vorarlberg / 29.09.2019 • 19:38 Uhr / 3 Minuten Lesezeit

In Bregenz ist es seit 1900 um 2,3 Grad wärmer geworden. Hitzetage haben sich vervielfacht.

Bregenz 150 Jahre gehen die Wetterdaten zurück, die die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) auf der Wiener Hohen Warte für die Landeshauptstadt Bregenz führt. Der Datensatz liefert ein unmissverständliches Bild: Es wird wärmer, vor allem seit den 1980er-Jahren hat sich dieser Prozess auch hierzulande beschleunigt.

Es gibt natürlich immer kältere und wärmere Tage, Wochen und Monate. Datenbasis für die vorliegende Auswertung ist jedoch die Jahresdurchschnittstemperatur. Dadurch fallen Schwankungen, die gewöhnlich sind, schon einmal weg. Ganz und gar tun sie das, wenn man die Durchschnittstemperaturen seit 1870 aneinanderreiht und sich den Trend anschaut, der sich daraus ergibt: Er zeigt mehr und mehr nach oben.

Bis in die 1980er-Jahre gab es einen „moderaten Anstieg“, wie ZAMG-Experte Alexander Orlik im Gespräch mit den VN erläutert. Schon damals habe es zwar eine Erwärmung gegeben, die auf CO2-Ausstoß zurückzuführen ist. Ausläufer der kleinen Eiszeit hätten sie jedoch ebenso gebremst wie die kühlende Wirkung, die mit starker Luftverschmutzung einhergegangen ist. Beides hat im Laufe der Zeit nachgelassen. Und so hat sich die Erwärmung mittlerweile beschleunigt.

Das zeigt auch ein Blick auf die außerordentlichen Jahresdurchschnittstemperaturen von Bregenz: 1940 wurde mit 7,2 Grad Celsius der niedrigste Wert überhaupt ermittelt. 1961 handelte es sich mit zehn Grad zum ersten Mal um einen zweistelligen Wert.

1994 waren es mit 11,1 Grad erstmals mehr als elf Grad. 1996 wurden zum bisher letzten Mal weniger als neun Grad gemessen (8,7 Grad). Und 2018 war die Durchschnittstemperatur mit 11,6 Grad seit Beginn der Aufzeichnungen am höchsten.

Alles in allem spricht Alexander Orlik von einem Anstieg von 2,3 Grad seit 1900. Das klingt nach wenig, ist jedoch viel. Zum Ausdruck komme dies bei den Extremen: „Man sieht das sehr stark bei den Tagen mit 30 Grad und darüber. In Bregenz waren das von 1980 bis 2010 durchschnittlich fünf pro Jahr. Im Zeitraum von 2010 bis 2018 waren es 14 Tage im Schnitt und damit fast drei Mal mehr.“

Mildes Seeklima

Und dabei habe Bregenz noch eine günstige Lage, so Orlik: Durch den See herrsche ein milderes Klima. Innsbruck liege zwar höher und alpiner, habe zuletzt aber durchschnittlich 29 Hitzetage verzeichnet. Eine spürbare Folge der Erwärmung sei auch, dass die Verdunstung zunehme. Dem Boden werde unter diesen Umständen zunehmend Wasser entzogen. Und das führt bei mehr oder weniger anhaltenden Niederschlagsgesamtmengen wiederum zu den bekannten Bildern und Berichten: Immer mehr Wiesen sind im Hochsommer nicht mehr grün, sondern gelb, und immer mehr Heuernten fallen mager aus. JOH

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