feldkirch Ein Philosoph, der mit Verstand und Leidenschaft Unsinn entlarvt und das Ganze mit erlesener Wortwahl pointenreich kommentiert, das ist der Kabarettist Gunkl, alias Günther Paal. Am vergangenen Freitag war der Wiener im nicht ganz ausverkauften Theater am Saumarkt zu Gast. „Zwischen Ist und Soll – Menschsein halt“ lautete der Titel seines Programms.
In
Sachen Menschsein nahm der Wiener Kabarettist zu Anfang sich selbst zum
Beispiel. Er habe das Asperger-Syndrom, „eine Art Autismus light“, was
unter anderem dazu führe, dass er lieber zum Zahnarzt gehe als auf ein
Fest. Da wisse man wenigstens wann es vorbei ist und wofür es gut ist.
Auch mit dem Aspergerismus hänge zusammen, dass er Schulden immer sofort
begleiche. Bei Gunkl
klingt das so: „Ich kaufe vorauseilend Übergriffsrechte zurück.“ Mensch
sein, das heiße auch, die Dinge besser machen zu wollen, „das ist in
uns eingepunzt“, ist sich Gunkl
sicher. „Das Erfreuliche zwischen Ist und Soll ist der Humor“, erklärte
Paal, und der sei „die philosophische Notwehrwaffe des Menschen“.
So
unscheinbar das Auftreten des hageren Mannes in blaugrauem Hemd und
grüner Arbeitshose, so sprühend sein Wortwitz, den er mit wilder Gestik
und Mimik untermalt, ohne sich auch nur einen Schritt weit vom Fleck zu
bewegen. Und wenn es um das Korrigieren von Denkfehlern und das
Auseinandernehmen missratener Schlagworte geht, läuft Gunkl
zur Höchstform auf. „Das Wort ,postfaktisch‘ ist ein semantisches
Eigentor mit Fallrückzieher“, attestiert er. Und wundert sich über
Menschen, die den Satz „das Unsichtbare bleibt dem Auge meist verborgen“
mit dem Wohlgefühl der Erkenntnis abnicken.
Doch der Philosoph Paal hat auch eine ernste Seite. Anstatt um des Friedens Willen ständig nur Gemeinsamkeiten zu betonen, hat Gunkl
ein besseres Rezept für den Umgang der Menschen untereinander: „Wir
müssen über das reden, was uns trennt. Dringend. Und wir dürfen auch
dann nicht aufgeben, wenn wir zu dem Punkt kommen, an dem wir uns nicht
verstehen“, rät er.
Aber auch eine griffigere Lebensphilosophie hatte Paal im Theater am Saumarkt im Angebot: „Sei ka Oasch.“