Zugfahrt: Mellauer in fast leerem 1-Klasse-Abteil gereist

Beratung 1450: Personal wurde neuerlich aufgestockt. Keine Absage von Veranstaltungen.
Schwarzach Das Coronavirus sorgt weiter für Umtrieb, bei Politik und Gesundheitsbehörden ebenso wie in Apotheken. Dort werden derzeit literweise Desinfektionsmittel in Eigenregie hergestellt, weil Fertigware nicht mehr erhältlich ist. Die bessere Nachricht kommt aus dem Landeskrankenhaus Hohenems, wo seit Donnerstag ein 30-jähriger Mann aus Mellau aufgrund einer Infektion mit dem Coronavirus betreut wird. Der Patient kann, wie Gesundheitslandesrätin Martina Rüscher (47) auf VN-Anfrage bestätigte, demnächst in die häusliche Isolation entlassen werden. Wie mittlerweile auch bekannt ist, saß der junge Mann, der mit dem Zug am Montag von Wien nach Dornbirn reiste, in einem fast leeren 1.-Klasse-Abteil. „Wir gehen deshalb davon aus, dass von seiner Seite keine weitere Ansteckung erfolgt ist“, sagte Rüscher. Personen, die mit ihm im Abteil saßen und unsicher sind, können sich an die Gesundheitsberatung 1450 wenden. Bislang wurden nach Auskunft von Landessanitätsdirektor Wolfgang Grabher (55) knapp zehn Kontaktpersonen identifiziert und per Bescheid für zwei Wochen in die Isolation geschickt.
Personalstand aufgestockt
Gestern, Freitag, tagte der Koordinationsstab, um die Abläufe nach Bekanntwerden des ersten positiven Corona-Falles noch einmal durchzugehen. Auch der Bürgermeister sowie die Gemeindeärztin von Mellau waren dabei. Martina Rüscher, die den Vorsitz übernahm, zeigte sich rundum zufrieden. „Die Prozesse haben reibungslos funktioniert. Die Kommunikation mit Gemeinde und Schule war ebenfalls gut“, zog sie ein positives Resümee. Weitere Verbesserungen wurden dennoch beschlossen. So gibt es für die Bürgermeister bei positiven Fällen die Anweisung, auch alle Ärzte in der Gemeinde sofort zu informieren. Bei der Gesundheitshotline 1450 sorgte die Nachricht vom ersten positiv getesteten Corona-Fall indes für eine Flut von Anrufen. Allein am Donnerstag hatten die Mitarbeiter der Hotline und des Callcenters mehr als 400 Anfragen zu bewältigen. Aus diesem Grund wurde der Personalstand vorsorglich neuerlich aufgestockt.
Kein Test beim Vater
In Mellau wiederum herrscht Erleichterung darüber, dass der Test bei der Mutter des Corona-Patienten negativ ausgefallen ist. Sie unterrichtet bekanntlich an der Volksschule in Mellau und hatte Symptome gezeigt. Am Freitag, um 6.30 Uhr, konnte Entwarnung gegeben werden. Die Informationskette zwischen Gesundheitsbehörde, Bürgermeister, Schuldirektor und Eltern funktionierte offenbar bestens. Keine verunsicherten Eltern, die vor der Schule standen, stattdessen fanden sich fast alle Kinder wie gewohnt zum Unterricht ein. „Die rasche Information erwies sich als sehr hilfreich“, zeigte sich Rüscher erleichtert. Beim Vater des infizierten Mannes erfolgte noch keine Testung, da er symptomfrei ist. Er muss jedoch wie seine Frau die kommenden 14 Tage zu Hause verbringen.
Der Koordinationsstab wird, solange die Lage ruhig ist, künftig nur noch zweimal wöchentlich zusammentreten. Darüber hinaus werde situationsbedingt entschieden. Am Wochenende stehen das Infektionsteam und Mitarbeiter der Sanitätsabteilung in Bereitschaft. Auch das Veranstaltungsthema wurde vom Koordinationsstab wegen zahlreicher Anfragen neuerlich besprochen. Da hält man sich an die bundesweit akkordierte Vorgehensweise. Martina Rüscher verwies auf die vom Gesundheitsministerium ausgearbeitete Checkliste (www.vorarlberg.at/corona), mit deren Hilfe die Veranstalter das Risiko selbst einschätzen können. Es gibt vier Dringlichkeitsstufen. „Wir sind noch in der niedrigsten“, beruhigte die Gesundheitslandesrätin. Trotzdem steht es Veranstaltern frei, ihre Events abzusagen.
Bislang 109 Verdachtsfälle
Konkretisiert wurden zudem die Unterbringungsmöglichkeiten von Corona-Patienten in den Landeskrankenhäusern. Dort stehen zwölf Betten zur sofortigen Verfügung bereit. Wären mehr erforderlich, würden einzelne Bettentrakte in Bludenz und Hohenems freigeräumt. Kämen die Fälle epidemieartig herein, ist ein Spital für alle angedacht. Das soll laut Rüscher dann Hohenems sein. Sie hofft, dass es nicht soweit kommt, aber: „Wir sind zumindest gedanklich schon vorbereitet.“ Aktuell sind bisher in Vorarlberg 109 Verdachtsfälle aufgetreten, 99 davon wurden negativ getestet, einer fiel positiv aus und neun sind noch in Abklärung.