Coronavirus vergiftet Stimmung im Land

Unlustige Ansagen und Reaktionen auf Menschen mit asiatischem Äußerem hinterlassen Verunsicherung, Angst und Trotz bei den Betroffenen.
Schwarzach Für manche ist es ein humorvoller Umgang mit dem Virus, andere sind nur verunsichert – für die Betroffenen ist es irritierend bis zu angsteinflößend: Seit dem Auftreten des Coronavirus hat sich das Verhalten gegenüber Menschen asiatischer Abstammung in Vorarlberg verändert.
Kathy Lin (36) führt mit ihrer Familie Lin’s Asia Küche in Dornbirn. Sie achten derzeit stark auf ihre Gesundheit. “Wenn ich im Lokal stehe und husten würde, käme das einem Shitstorm gleich”, fürchtet Lin, dass das Lokal dann mit dem Virus in Verbindung gebracht werden könnte. Immer wieder würden sich Kunden informieren, ob Zutaten aus China stammen. Einen Umsatzrückgang aufgrund des Coronavirus könne man derzeit zumindest nicht ausschließen, auch wenn die meisten Gäste sich nicht beeindrucken lassen.

Auch auf der Straße spürt sie eine Veränderung. “Im Lift hat man schon das Gefühl, dass sich die anderen Menschen eher an die Wand drücken”, erklärt die Unternehmerin. Auch beim Einkaufen oder bei anderen Gelegenheiten spüre man, dass Menschen auf Abstand gehen. Sie suchte und kaufte sich ein T-Shirt, um ihre österreichische Herkunft zu demonstrieren. Doch mit dem Oberteil will sie auch eine andere Botschaft transportieren: “Die Menschen sollen nicht nur das Oberflächliche sehen, sondern auch auf den Mensch dahinter blicken.”
Studenten leiden unter Verunsicherung
Weit unangenehmer ist die Situation auch für die drei Austauschstudenten der Fachhochschule Vorarlberg aus Südkorea. Sujin Ahn (24), Minju Song und Sumin Lee (beide 22) sind seit dem 17. Februar im Ländle. Bereits nach einer Woche spürten sie den Stimmungsumschwung im Ländle. Jugendliche husten provokativ oder machen Coronawitze in ihrer Anwesenheit. Andere rufen ihnen laut “Corona” zu. Manche filmen oder fotografieren sie, um dies dann unter “It’s Corona Time” (Es ist Corona-Zeit) in den sozialen Netzen wie Tiktok zu posten. Jugendliche wie Erwachsene suchen Abstand oder ziehen sich den Schal vors Gesicht, wenn sie die Studenten sehen, rufen ihnen aus vorbeifahrenden Fahrzeugen hinterher. Sie fühlen sich in der Öffentlichkeit unwillkommen und unsicher.

Dies lässt man sie auch direkt spüren: Als Studenten waren sie auch Teil des Faschingsumzugs in Dornbirn. “Wir verteilten auch Süßigkeiten, wie die anderen”, erzählt Ahn. Dann stockt die Stimme, so ablehnend waren manche Reaktionen rein aufgrund ihrer asiatischen Erscheinung. Ähnliches geschah beim Funkenbesuch. Eine belastende Situation für die drei Studenten, die aufgrund unterschiedlicher Unterrichtszeiten oft allein unterwegs sind. Sie versuchen nun, öffentliche Verkehrsmittel oder Menschenansammlungen zu meiden. “Man versteht ja nicht, was die Leute reden, aber man wird viel angestarrt. Und man weiß nie, was als nächstes passiert”, fasst Song die dauernd präsente Angst zusammen. Schließlich wisse man nie, ob nicht auch Übergriffe zu erwarten sind und ob sie Hilfe von anderen Menschen erwarten dürften.