So erlebt ein Bludenzer die Corona-Krise in Mailand

Vorarlberg / 15.03.2020 • 19:00 Uhr
So erlebt ein Bludenzer die Corona-Krise in Mailand
Der gebürtige Bludenzer Karim Ben Romdhane lebt in einem Hochhaus unweit des Zentrums von Mailand. BEN ROMDHANE

Der Bludenzer Karim Ben Romdhane lebt seit Dezember in Mailand. Er berichtet den VN über seine Eindrücke vom Alltag im Ausnahmezustand.

Mailand Der Bludenzer Karim Ben Romdhane (43) lebt seit Dezember 2019 in Mailand. Er ist mit seiner Frau in die Nähe ihrer Eltern gezogen, lebt unweit des Zentrums der italienischen Großstadt. In Italien ist der Ausbruch des Coronavirus besonders stark, das Land liegt dabei auch einige Zeit vor uns: Es eröffnet also auch einen Blick darauf, wie sich gewisse Dinge entwickeln könnten.

Die Lombardei, deren Hauptstadt Mailand ist, ist seit dem 7. März abgeriegelt. Wenige Tage später wurden die strengen Maßnahmen für ganz Italien umgesetzt. Mittlerweile sind Restaurants komplett geschlossen, das Haus darf nur mehr für die Arbeit und dringende Erledigungen verlassen werden. Also genau das, was in Österreich am Montag, bzw. am Dienstag umgesetzt wird. Für Ben Romdhane ist das bereits Alltag. Und er kann beruhigen: Die Lebensmittelversorgung funktioniert ohne Probleme schildert er. Von seinem Fenster aus hat er ein mittelgroßes Lebensmittelgeschäft im Blick: Es hat 24 Stunden am Tag geöffnet und deshalb sei es gerade abends möglich, in einem relativ menschenleeren Geschäft einzukaufen, erzählt er. Der Einlass werde dabei geregelt, so dass nicht zu viele Menschen auf einmal im Geschäft sind, tagsüber gebe es deshalb ab und an kurze Schlangen: Dabei werde, genauso wie an der Kassa, darauf geachtet, dass man zwei Meter Abstand von anderen Kunden, aber auch dem Personal halte.

Ben Romdhane, der für den WWF tätig ist, hat schon vor der Krise im Home Office gearbeitet. So gesehen ändere sich für ihn also wenig. “Es ist sehr ruhig in Mailand”, sagt er über die Situation. Auf der Straße seien kaum Menschen, nur einzelne Spaziergänger oder Jogger. Gruppen stünden keine zusammen. Da seien die gemeinsamen Aktionen im Wohnhaus wichtig. Zuletzt etwa hätten die Bewohner alle zu Mittag ihre Balkone aufgesucht und einfach geklatscht.

“Am vergangenen Sonntag haben wir noch mit den Schwiegereltern zu Mittag gegessen”, erzählt der Bludenzer: “Das machen wir fast jede Woche.” Diesen Sonntag nicht mehr, denn auch wenn Ben Romdhane keine Kinder hat, hat sich das Distanzhalten in Italien durchgesetzt: “Die Leute sollten die Maßnahmen und die Situation ernst nehmen”, appelliert er auch in Richtung seiner alten Heimat Vorarlberg.