Verbrecherjagd auf der Harley Davidson

Vorarlberg / 15.03.2020 • 09:00 Uhr
Verbrecherjagd auf der Harley Davidson
Rudolf Doppelhofer war Mitbegründer der “International Police Association” (IPA) und langjähriger Kommandant des Gendarmeriepostens Bregenz. VN/GS

Rudolf Doppelhofer (92), ehemaliger Postenkommandant der Gendarmerie in Bregenz, blickt zurück.

Bregenz Es waren andere Zeiten. Statt Ampeln regelten Polizisten auf Trommeln, die mitten auf Straßenkreuzungen positioniert waren, stehend mit Handzeichen den Verkehr. Es gab noch keine Funkpatrouillen. Der Fuhrpark der Gendarmerie war beschränkt, jedenfalls keineswegs mit heute vergleichbar. Die Gesetzeshüter waren vermehrt auf zwei Rädern unterwegs. Rudolf Doppelhofer erinnert sich: „Unsere Dienstmotorräder waren Harley Davidsons. Damit fuhren wir mit einem Kollegen auf dem Sozius durch die Gegend.“ In ihrem Visier Verkehrssünder, aber auch Kriminelle.

So lief es vor allem in den 50ern und 60ern des vergangenen Jahrhunderts in Vorarlberg ab. Eben zu einer Zeit, als der heute 92-Jährige noch so richtig jung und agil seinen Gendarmeriedienst versah. Im Bregenzerwald, in Hörbranz und schlussendlich in der Landeshauptstadt.

Der Weg nach Vorarlberg

Rudolf „Rudi“ Doppelhofer ist gebürtiger Steirer. „Ich wollte immer schon Gendarm werden, doch in der Steiermark wurde wegen der russischen Besatzung nach dem Krieg eine Aufnahmesperre für Gendarmerieschüler verhängt. Also musste ich in ein anderes Bundesland“, sagt er.

Verbrecherjagd auf der Harley Davidson
Doppelhofer in jungen Jahren im Dienst der Vorarlberger Gendarermerie. Polizei

Seine Wahl fiel auf Vorarlberg. Eine Entscheidung, die er nie bereuen sollte. Hier lernte er auch seine Frau Inge, eine gebürtige Niederösterreicherin, kennen. „Im Jahr 1948 absolvierte ich hier die Gendarmerieschule und war von Anfang an begeistert.“ Nach seiner Ausmusterung führte ihn sein dienstlicher Weg zunächst zum Posten nach Bregenz. „Damals fahndeten wir nach einem Mörder in der Gegend der Riedenburg. Häuser mussten von uns durchsucht werden, all das habe ich noch in Erinnerung“, schildert Doppelhofer seine ersten Erfahrungen.1959 bestand er die Prüfung zum Dienstführenden, es ging nach Hittisau. „Mein Gott, der Bregenzerwald, dachte ich mir damals. Dabei sollte es eine unglaublich schöne Zeit werden, noch heute pflege ich dort Freundschaften“, sagt der Pensionist. Anschließend führte sein Weg zum Gendarmerieposten Hörbranz. Es kam zum gegenseitigen Austausch mit deutschen Kollegen der Polizei und damit gleichzeitig zur Gründung der „Internationalen Police Association” (IPA), zu deren stolzem Mitschöpfer auch Doppelhofer wurde. Seine Karriere setzte er dann schließlich im Jahr 1982 als Kommandant des Gendarmeriepostens Bregenz fort.

Eine Geiselnahme

„Einmal kam es zu einer Geiselnahme. Opfer war ein Gastwirt. Der Täter sagte zu mir, ich könne ruhig kommen. Aber erst die Waffe weg, forderte er mich auf“, schildert der 93-Jährige. „Auf der Stiege gab ich ihm die Hand und zog ihn zu mir her. Mit einem Kollegen konnte ich ihn dann schließlich überwältigen.“

Während seiner Zeit in Bregenz wurde Doppelhofer auch einmal der Seepolizei, die damals noch nicht in Hard stationiert war, zugewiesen. Heute, seit beinahe 30 Jahren in Pension und in Hörbranz wohnhaft, ist er vor allem auf eines stolz: „Ich musste nie von einer Schusswaffe Gebrauch machen. Ich war immer bestrebt, alles auf eine menschliche Art zu regeln.“ Das gelang ihm auch. Dafür ist er noch heute legendär.

zur person

Rudolf Doppelhofer

Geburtsdatum 2. Februar 1928

1948 Gendarmerieschule Vorarlberg

1959 Aufnahmeprüfung zum Dienstführenden

1982 Kommandant des Gendarmeriepostens Bregenz

1991 Pensionsantritt