Pneumokokkenimpfstoff ist aus

Apotheken hoffen auf Lieferung bis spätestens Ende dieser Woche.
Höchst Die durch Pneumokokken verursachte Lungenentzündung ist bei älteren Menschen für ein Drittel der Todesfälle verantwortlich. Doch der jährliche Aufruf zur Impfung speziell für Risikogruppen verhallte bislang meist fast ungehört. Da nutzten selbst die Aktionen wenig, die den Impfstoff günstiger anpriesen. Im Zuge der Coronakrise hat sich das Blatt nun offenbar gründlich gewandelt. „Es gibt eine hohe Nachfrage nach Pneumokokkenimpfstoff“, bestätigt Apothekerkammerpräsident Jürgen Rehak. Das Problem: Der Impfstoff ist ausgegangen. Laut Rehak wird er frühestens Ende dieser Woche wieder verfügbar sein, allerdings nicht in ausreichender Menge. „Wir könnten derzeit das Drei- und Vierfache an Pneumokokkenimpfstoff verkaufen“, verdeutlicht er. Eine Dosis kostet 108 Euro. Sie muss derzeit selbst bezahlt werden. Im Herbst starten die Apotheken wieder eine Aktion.
Empfohlen ab 60
Empfohlen wird die Impfung vorzugsweise Menschen ab 60 und solchen mit geschwächtem Immunsystem und chronischen Atemwegserkrankungen. Eine Auffrischung ist alle sechs Jahre erforderlich. Auch in Deutschland sind die zwei zur Verfügung stehenden Impfstoffe gegen Pneumokokken gegenwärtig nur eingeschränkt lieferbar. Im Zusammenhang mit der Coronavirus-Epidemie haben Experten besonders gefährdeten Menschen geraten, sich gegen Pneumokokken impfen zu lassen, um das Risiko für eine Lungenentzündung zu senken. Eine Lungenentzündung zählt zu den Hauptgefahren bei Menschen mit der Lungenkrankheit Covid-19, die durch das Coronavirus Sars-CoV-2 verursacht wird.
Risiko steigt mit dem Alter
Pneumokokken sind Bakterien, die den Nasen-Rachen-Raum besiedeln und nicht immer zu Krankheitssymptomen führen. Übertragen werden sie über Tröpfcheninfektion. Bei Säuglingen und Kleinkindern können Pneumokokken schwere invasive Erkrankungen verursachen. Im Falle einer invasiven Pneumokokkenerkrankung kommt es zu Blutvergiftung, Gehirnhautentzündung (Meningitis), Lungenentzündung oder Mittelohrentzündung, die Erkrankung kann auch tödlich enden. Bei älteren Menschen verursachen Pneumokokkeninfektionen schwerwiegende Atemwegserkrankungen. Das Risiko für schwere Pneumokokkenerkrankungen steigt mit dem Alter deutlich an.