Rotes Kreuz fährt Virusabwehrsystem weiter hoch

Hygieneteams werden personell deutlich verstärkt.
Feldkirch Leere Arbeit bedeutet so viel wie, umsonst gerannt zu sein. Roland Gozzi (62), Geschäftsführer des Roten Kreuzes, hätte nichts dagegen, wenn dieser geflügelte Begriff am Ende des Tages auch auf jene Maßnahmen zutreffen würde, die derzeit zur Bewältigung der Coronakrise erforderlich sind. Noch wird das Abwehrsystem aber weiter hochgefahren. Bis Dienstag sollen die Hygieneteams von derzeit 24 auf 40 Personen aufgestockt werden. Die Beantwortung der E-Mails, die über die Gesundheitshotline 1450 hereinkommen, erfolgt im Drei-Schicht-Betrieb, und ab der kommenden Woche übernimmt das Rote Kreuz die Zuteilung der Zivildiener. „Jeder arbeitet bis zum Anschlag“, sagt Gozzi. Da kommt es gelegen, dass sich wenigstens die virusbedingten Ausfälle einigermaßen in Grenzen halten. Bislang wurde nur ein Mitarbeiter positiv getestet. Mit ihm mussten allerdings neun hauptberuflich tätige Kollegen in Quarantäne. Bei den Zivildienern und Freiwilligen fehlen etwa 20. Roland Gozzi hat aber auch eine gute Nachricht: „Die Anrufe bei der 1450 beginnen langsam, weniger zu werden.“
Zahl der Abstriche steigt
Seit Anfang März ist das Rote Kreuz mittendrin statt nur dabei. „Als der erste Fall kam, wurde bereits mit den internen Vorbereitungen begonnen“, erzählt der Rotkreuz-Chef. Nur wenige Tage später standen die ersten Hygieneteams, die Personen mit Infektionsverdacht für einen Abstrich zu Hause aufsuchten. Bald stellte sich jedoch heraus, dass diese Form der Beprobung ziemlich zeit- und materialintensiv ist. „Wir haben dann die Idee eines Mitarbeiters aufgegriffen und sehr schnell in Röthis eine Drive-in-Möglichkeit umgesetzt“, rekapituliert Roland Gozzi die Geschehnisse. Es lohnte sich. Am ersten Tag nahmen die dort tätigten Personen gut 40 Proben. Am Donnerstag dieser Woche lag die Zahl bereits bei 282 Abstrichen.
Die Hygieneteams, bei denen ein Arzt mitfährt, besuchen jene Verdachtsfälle, die aus gesundheitlichen Gründen das Haus nicht mehr verlassen können oder dürfen. Weil es da ebenfalls viel zu tun gibt, werden die Teams erweitert. „Wir müssen mit der Entwicklung mithalten“, merkt Gozzi an. Für kurze Irritation bei der Ärzteschaft sorgte die Änderung der finanziellen Abgeltung. Vereinbart waren ein Pauschale plus Beitrag für jeden Abstrich, jetzt gibt es nur noch ein Pauschale. Gozzi: „Wir konnten anfangs nicht abschätzen, was da auf uns zukommen.“ Inzwischen habe sich die Unruhe gelegt. Die Diensträder sind jedenfalls bis Ende April gesichert.
Spital vorsorglich schon geräumt
Der reguläre Rettungsdienst wird hauptsächlich von Freiwilligen des Roten Kreuzes getragen. „Es ist unglaublich, wie alle zusammenhalten, um die Arbeit zu bewerkstelligen“, lobt Roland Gozzi seine Mannschaft. Zur Entlastung trägt ein bisschen bei, dass die Rettungsfahrten rückläufig sind. „Viele Leute wollen gar nicht mehr ins Spital“, Roland Gozzi. Andere nehmen das eigene Auto oder öffentliche Verkehrsmittel.
Wie sich die Situation rund um das Coronavirus entwickelt, weiß niemand so recht. Vor schweren Fällen blieb Vorarlberg noch verschont. „Der Großteil der Verdachtsfälle sind 20- bis 50-Jährige“, liefert Gozzi eine Erklärung. Doch das kann sich bekanntermaßen schnell ändern. Deshalb wurde das LKH Hohenems vorsorglich bereits für mögliche Coronapatienten geräumt. Der Rotkreuz-Chef mahnt indes zur Vernunft: „Es ist unabdingbar, dass die Bevölkerung die von der Regierung verordneten Maßnahmen ernstnimmt. Gleiches gilt die, die in Quarantäne geschickt werden.“