Nit lugg lo!

Christine und Franz Stadelmann feiern die Gnadenhochzeit.
Dornbirn Das seltene Fest des 70. Hochzeitstages feiern am 25. März 2020 Christine und Franz Stadelmann. Christine ist als Tochter einer Bregenzer Mutter und eines steirischen Vaters in St. Gallen in der Steiermark aufgewachsen, verbrachte aber alle Sommer am Bodensee. Nach Abschluss ihrer Berufsausbildung bekam sie eine Stelle als Handarbeits- und Hauswirtschaftslehrerin in Silbertal, Buchen, Kristberg und Gantschier. Für die zu Fuß zurückgelegten Wege gab es übrigens ein Kilometergeld von 50 Groschen!
Franz wurde in Doren geboren und absolvierte bei den Illwerken seine Lehre als technischer Zeichner. Am Kriegsende wurde er noch zur Wehrmacht eingezogen. Nach knapp zwei Wochen an der Front bei Triest geriet er in jugoslawische Kriegsgefangenschaft. Dass er die überlebte, grenzt an ein Wunder. Wieder daheim schickten ihn die Illwerke nach Schruns, wo gerade am Rodundwerk gebaut wurde.
Der Anfang
Beide fuhren an den Wochenenden heim, lernten einander im November 1949 auf einer Zugfahrt nach Schruns kennen und es funkte. Fünf Monate später heirateten sie. Allerdings hatte Franz, ein begeisterter Bergsteiger gesagt: „Du musst wissen, ich bin jeden Sonntag in den Bergen. Wenn du mich jetzt noch willst, kannst du mich haben.“ Sie wollte. Die erste Wohnung war ein verglaster Balkon im Dachboden eines Hauses in Schruns. Christine nannte ihn „unser Vogelhäusel“. Nach der Geburt der Tochter Christl suchte Franz um eine Dienstwohnung an. Als der Illwerke-Mitarbeiter kam und die Wohnung sehen wollte, sagte Christine: „Nur herein, hier ist Bad, Küche, Wohnzimmer, Schlafzimmer und Kinderzimmer in einem.” Daraufhin bekamen sie eine Wohnung in der Werkssiedlung Kaltenbrunnen. Dort wurde die Familie dann um den Schäferhund Horand größer, der zum Lawinensuchhund ausgebildet wurde – und im Katastrophenwinter auch viele Einsätze machte. Bald darauf wurde Tochter Elfriede geboren.
Das Leben in der Illwerksiedlung war geprägt vom engen Zusammenhalt der Nachbarn, da so kurz nach dem Krieg ja noch nicht jeder alles hatte. Die großen Gärten, die die Frauen bearbeiteten, boten die Grundversorgung. Christine war dabei experimentierfreudig. Bei ihr gab es damals schon Brokkoli. Die Männer erlebten harte Arbeitszeiten, vor allem vor der Fertigstellung des Lünerseekraftwerks, aber es war eine Zeit des wirtschaftlichen Aufschwungs. Franz kam in den Sechzigerjahren von der Projektierungsabteilung in den Außendienst, konnte also das, was er vorher entworfen hatte, auch umsetzen. Christine gab Flötenunterricht.
Erfüllte Träume
Mit der Zeit wurde es möglich, an das eigene Haus zu denken, das die beiden dann in Buch bauten. Die Kinder waren inzwischen schon aus dem Haus, hatten ihre Berufsausbildung vollendet und gründeten selbst wieder Familien. Das war der Moment, wo Franz mit den Jungen gemeinsam den Traum vom Segelboot am Bodensee verwirklichte. Überhaupt spielte der Sport eine immer größere Rolle in ihrem Leben. In der Pension absolvierte Franz noch die Ausbildung zum Lehrwart FIT/ERWACHSENE.

Mit über 80 merkten sie, dass das Leben in Buch, wenn man einmal das Autofahren aufgeben muss, mühsam wird. So ergriffen sie die Gelegenheit, in das Generationenhaus der Tochter in Dornbirn zu ziehen. Sie genossen das Stadtleben, zuerst mit den Fahrrädern. Jetzt wird der Radius kleiner. Dafür widmet sich Christine der Malerei. Die beiden schauen fröhlich auf ihre gemeinsamen Jahre zurück und sind dankbar, dass sie mit Kindern und Enkeln leben können.