Pizzas zustellen und ein bisschen Freude

Vorarlberg / 29.03.2020 • 16:30 Uhr
Pizzas zustellen und ein bisschen Freude
Sasa Todorovic vor seiner Pizza-Zustelltour in Lustenau. Der gebürtige Serbe ist im Gastgewerbe einer der Wenigen, die noch arbeiten können. VN/HÄMMERLE

Warum Sasa Todorovic bei seiner Arbeit als Pizzazusteller derzeit eine besondere Qualität erlebt.

Lustenau Worüber soll man sich an Tagen wie diesen noch freuen? Wenn einem das Zusammenkommen verboten wird, wenn Cafés, Bars, Restaurants, Kinos, Spielplätze und Schulen geschlossen sind. Wenn man uns täglich sagt, dass gerade das, was uns Menschen in der Gemeinschaft Freude macht, verboten ist. 

An Tagen wie diesen kann man sich wenigstens noch eine frische Pizza vom Pizzabäcker zustellen lassen. Und dann kommt einer wie Sasa Todorovic, liefert seine köstlich duftende Fracht in sicherem Abstand zum Kunden ab und wechselt mit diesem noch ein paar freundliche Worte. “Man merkt schon, dass die Leute dann eine Freude haben. Dass vieles nicht mehr selbstverständlich ist und dass man den Menschen nicht nur eine Pizza bringt, sondern auch ein bisschen Abwechslung.” Sasa Todorovic ist froh, dass er als Angestellter im Gastronomieunternehmen des Marcel Lerch zu jenen zählt, die noch arbeiten dürfen. “Die meisten von uns im Gast- und Dienstleistungsgewerbe können das nicht mehr. Es hat ja alles zu”, seufzt der dreifache Familienvater, während er auf die Pizzas wartet, die noch im Ofen backen. 

Das Geschäft sei nach der behördlich angeordneten Schließung aller Gastrobetriebe zäh angelaufen. “Das hat mich schon ein bisschen überrascht”, gesteht Todorovic. “Jetzt ist es jedoch besser geworden”, fügt er an. Am Sonntag kurz vor Mittag stellt er mehrere Pizzas zu. Sein Lokal bedient die Kundschaften von 11 Uhr bis spät am Abend.

Zustellen nach neuen Regeln

Natürlich ist Pizzazustellen in Zeiten von Corona anders als es Pizzazustellen davor war. “Wir haben Regeln zu befolgen. Wenn ich zustelle, trage ich Handschuhe und halte einen Sicherheitsabstand zu den Kundschaften ein.” Diese zahlen meist online, Bezahlungen in bar seien zur Ausnahme geworden, berichtet Todorovic. Einmal habe er sogar eine Maske getragen. “Das war bei einem Kunden, der sich als gefährdet geoutet hat. Es war gut, dass er ehrlich war.” Wenn Sasa Todorovic dieser Tage seine Wohnung verlässt und zur Arbeit fährt, tut er das nicht ohne Appelle seiner Frau. “Sie sagt mir immer, ich solle aufpassen und alle möglichen Vorsichtsmaßnahmen ergreifen”, erzählt der Pizzaziusteller.

Neue Qualität der Arbeit

Zu Hause erlebt der gebürtige Serbe derzeit, was viele andere Familien auch erleben. “Natürlich fragen sich auch meine schulpflichtigen Kinder, wann sie endlich wieder in die Schule dürfen. Ich gehe mit meiner Familie spazieren und versuche, die Zeit gut zu überbrücken.”

Todorovic arbeitetete in den 15 Jahren, die er in Österreich ist, hauptsächlich im Gastgewerbe. Die neue Qualität seiner Arbeit erlebt er jetzt. Er fährt mit seinem kleinen Zustellauto durch Straßen, die fast menschenleer sind. Er erlebt Menschen, die statt bei Arbeit zu Hause sein müssen. “Dass ich mit meiner Tätigkeit einmal nicht nur den Hunger stille, sondern Freude bereiten kann, hätte ich nicht gedacht.”

Natürlich würde es Sasa Todorovic gerne sehen, wenn auch seine Kolleginnen und Kollegen aus der Branche bald wieder arbeiten könnten. Auf dem Weg zur Abholung seiner Pizzas, geht er täglich durch ein menschenleeres Lokal. Dort ist er dann mit dem Pizzabäcker allein, wartet darauf, bis dieser ihm die ofenwarmen Pizzas bereitstellt.

Immerhin dürften sich für die Kunden die Wartezeiten verkürzt haben. Denn für das Lokal muss der einsam werkende Pizzabäcker das italiensiche Nationalgericht nicht mehr backen. Sasa Todorovic ist jetzt der Einzige, der Pizzas serviert.

Sasa Todorovic

Geboren: 26. Mai 1983

Wohnhaft: Lustenau

Beruf: Pizzazusteller
Familie: verheiratet, drei Kinder
Hobbys: Fußball
Lieblingsspeise: Pizza