Die Geschichte der Rappenlochbrücke könnte nach 230 Jahren enden

Vorarlberg / 30.03.2020 • 19:00 Uhr
 Die Behelfsbrücke, die das Bundesheer 2011 gebaut hat, wurde abgetragen.
Die Behelfsbrücke, die das Bundesheer 2011 gebaut hat, wurde abgetragen.

Brückenneubau rückt in weite Ferne.

Dornbirn Rund 350 Brücken und Stege gibt es auf Dornbirner Gemeindegebiet. Seit wenigen Tagen ist ein spektakuläres Bauwerk Geschichte: Die Pionierbrücke über das Rappenloch, 2011 errichtet, wurde abgetragen. Ob sie durch einen längst geplanten und schon beschlossenen Neubau ersetzt wird, traut sich derzeit niemand zu sagen.

Ein neuerlicher Gesteinsabgang, neun Jahre nach dem ersten Felssturz, zwingt jetzt zum Umdenken. Dass jemals eine Brücke an derselben Stelle gebaut wird, ist so gut wie ausgeschlossen, obwohl bereits rund 95.000 Euro für die Planung ausgegeben wurden. Aufgrund der labilen geologischen Verhältnisse müsste eine neue Brücke an einem anderen Standort mit einer weitaus größeren Spannweite über die Schlucht gebaut werden. Das hieße, dass die Planer zurück an den Start müssten. Auch müsste mit wesentlich höheren Baukosten gerechnet werden.

 Die 1845 erbaute Holzbrücke über das Rappenloch hielt über 50 Jahre.  <span class="copyright">Stadtarchiv </span>
Die 1845 erbaute Holzbrücke über das Rappenloch hielt über 50 Jahre.  Stadtarchiv

Wie es derzeit ausschaut, wird die inzwischen fast fertiggestellte Umfahrung des Staufensee, die als Notlösung vorgesehen war, wohl über viele Jahre hinweg und vielleicht sogar auf Dauer als Brückenersatz dienen. Damit gingen dann rund 230 Jahre Brückengeschichte zu Ende.

Wacklige Holzbrücke

Die erste Brücke über die größte Schlucht der Ostalpen wurde 1791 errichtet. Sie diente der Erschließung von Dornbirner Wäldern und Alpen. Mit dem Brückenbau betraut wurde, wie die Chronik berichtet, Meister Johann Maier. Für die Arbeit mehr als 100 Meter über dem gähnenden Abgrund  wurde er mit einem Gulden pro Tag entlohnt, seine Gesellen mussten sich mit 40 Kreuzern begnügen. Das Team hat trotz schwierigster Verhältnisse ganze Arbeit geleistet. Das Bauwerk hielt immerhin 54 Jahre lang den schweren Fuhrwerken stand, ehe es durch einen Brand zerstört wurde. 1845 erbauten die Dornbirner eine neue, gedeckte Holzbrücke, die 105 Jahre überdauerte und seit 1927 Herzstück der neuen Straße ins Ebnit war. 

Durch Zunahme des motorisierten Verkehrs ins Ebnit und in die Alpgebiete gelangte die solide Holzkonstruktion an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit. 1950 wurde die Firma Gebrüder Feierle mit dem Bau einer neuen Betonbrücke beauftragt. Am 17. September 1951 erfolgte die Sprengung der Holzbrücke, anschließend begannen die Bauarbeiten. Schon am 16. Jänner 1952 war das Bauwerk fertig.

Die Brücke aus Stein tat immerhin sechs Jahrzehnte ihren Dienst und wäre heute noch in Betrieb, wenn sie nicht am 10. Mai 2011 ohne jede Vorwarnung von einem Felssturz in die Tiefe gerissen worden wäre. Kurz darauf bauten Pioniere des Bundesheeres eine mobile Stahlbrücke über die Schlucht. Sie ist seit wenigen Tagen Geschichte. HA