Lech hält Eindrücke der Quarantäne für die Nachwelt fest

Vorarlberg / 02.04.2020 • 12:00 Uhr
Lech hält Eindrücke der Quarantäne für die Nachwelt fest
Das Lechmuseum ist darum bemüht, persönliche Eindrücke der Quarantänezeit am Arlberg in Wort und Bild einzufangen und für die Nachwelt festzuhalten.LECH-ZÜRS-TOURISMUS

Lechmuseum ruft zum Tagebuchschreiben in der Quarantäne auf.

Lech Die aktuelle Ausnahmesituation hat im Lechmuseum zu einer besonderen Initiative geführt. „Lech schreibt“ nennt sich die Aktion, die Lecher dazu ermutigt, Tagebuch zu führen, und so persönliche Eindrücke für Familien und das Archiv der Gemeinde festzuhalten. Museumsleiterin Monika Gärtner gab Einblick in die Überlegungen und ihre Stimmungslage zur Quarantäne.

Wie kam es zu dieser Idee?

GÄRTNER Von heute auf morgen hat sich unser Leben radikal verändert und zwar in einer Weise, wie wir es uns in Europa noch vor wenigen Wochen nicht vorstellen hätten können. Im Bewusstsein darum hat meine Kollegin und Leiterin des Gemeindearchivs Lech, Birgit Heinrich, begonnen, für sich und ihre Familie ein Tagebuch zu führen, in dem sie diese außergewöhnlichen Tage festzuhalten versucht. Dabei schreibt sie unter anderem nieder, wie sie ihren Alltag bewältigen, wie sie die Dinge, die rund um uns geschehen, wahrnehmen oder wie es ihr dabei ergeht. Ihre beiden Kinder, die noch im Kindergarten- und Volksschulalter sind, sollen später einmal die Möglichkeit haben, das Tagebuch zu lesen. Obwohl wir alle gleichzeitig diese Phase miterleben und unter Quarantäne stehen, erlebt doch jeder diese Situation ganz anders mit. So kam Sabine Maghörndl von der Bücherei Lech, Birgit Heinrich vom Archiv und mir als Museumsleiterin die Idee, alle Lecherinnen und Lecher sowie alle anderen Personen im Ort zu ermuntern, Tagebuch zu schreiben.

Wie viele Menschen haben sich bereits gemeldet mitzuwirken?

GÄRTNER Als ersten Schritt haben wir rund zehn Personen über persönliche Kontakte angesprochen und zum Mitmachen eingeladen. Die Meisten waren sofort begeistert und haben schon Ideen entwickelt, wie sie ihr persönliches Tagebuch umsetzten wollen: Zum Beispiel als Fotoprotokoll oder mit einem „Gedicht des Tages“, wie es uns A. Strolz zugeschickt hat. Eine Lecherin möchte im Dialekt schreiben, andere im klassischen Tagebuchformat. Generell sind Form und Inhalt jeder und jedem selbst überlassen. Kürzlich ist unser Aufruf auch an die gesamte Bevölkerung von Lech ergangen bzw. richtet sich besonders auch an Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem Ort sowie an Lecher Gäste, die zuletzt noch vor Ort waren. Wir hoffen sehr, dass sich der eine oder andere noch unserem Aufruf anschließt und ebenso zu schreiben beginnt.

Monika Gärtner ist seit 2004 Leiterin des Lechmuseums am Arlberg.
Monika Gärtner ist seit 2004 Leiterin des Lechmuseums am Arlberg.

Was wird mit den Tagebüchern passieren? Werden diese ausgestellt?

GÄRTNER Sehr schön wäre es natürlich, wenn wir das eine oder andere Tagebuch für das Archiv bekommen könnten, um damit nachfolgenden Generationen persönliche Zeugnisse dieser Quarantänezeit überliefern zu können. Es steht natürlich jeder und jedem frei, dies zu tun. Wer uns sein Tagebuch anvertraut, kann dieses auch mit einer „Archivsperre“ belegen, sodass es beispielsweise erst nach einer gewissen Zeit für Dritte zugänglich sein soll. Auszüge aus Tagebüchern, die wir jetzt schon zur Verfügung gestellt bekommen, möchten wir zeitnahe auch immer wieder über unseren Newsletter veröffentlichen. Eine Ausstellung zu dieser Phase ist in ein paar Jahren natürlich durchaus denkbar, ebenso wie ein Publikation oder eine Lesung. Das wird sich aber alles noch zeigen und erfolgt auch in Absprache mit den Tagebuch-Schreiberinnen und -Schreibern.

Wie erleben Sie die aktuelle Situation?

GÄRTNER Wie so viele arbeite auch ich von meinem Homeoffice aus weiter, was sich in meinem Fall glücklicherweise sehr gut bewerkstelligen lässt. Mit meinen beiden Kolleginnen bin ich aufgrund der Tatsache, dass auch das Lechmuseum geschlossen hat, daran, digitale Formate zu entwickeln, sodass es in Kürze über unsere Homepage mehr virtuelle Besucherangebote geben wird.

Schreiben Sie selber auch Tagebuch?

GÄRTNER Eigentlich nicht. Aber als Schülerin hatte ich einen Kalender, in den ich täglich etwas gezeichnet habe. Damit habe ich jetzt wieder angefangen.

Lech einmal anders, von Hanna Schneider
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Abendstimmung, von A. Strolz
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Am Fischteich in Zug, von A. Strolz
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