Auf hoher See

Dominik Lercher hat die Alpen gegen die Weltmeere getauscht.
Satteins Irgendwo im Atlantik schippert ein kleines Boot inmitten der stürmischen See. Seit Tagen ziehen dunkle Wolken am Himmel, das Segelboot ist schwer auf Kurs zu halten und vor Kurzem ist nun auch der Hilfsmotor ausgefallen. Dominik sitzt hinter dem Steuer und blickt nervös in Richtung Westen. Immer noch kein Land in Sicht. Die Lebensmittel im Kühlschrank sind schon hinüber, noch sind aber genügend Nudeln an Bord. Sanft streichelt Dominik seinen Begleiter Adolf. Der Hund begleitet ihn schon, seit er in der Adria zum ersten Mal die Segel gesetzt hat. „Hoffentlich haben wir bald wieder festen Boden unter den Füßen“, denkt sich Dominik. „Wie bin ich nur hierher geraten?“
Am Scheideweg
Was nach einem kleinen Abenteuer klingt, hat der Satteinser und Weltenbummler Dominik Lercher vor nicht allzu langer Zeit mitgemacht. Der gelernte Maurer traf im Alter von 31 Jahren die Entscheidung seines Lebens: „Ich wollte eine Auszeit haben und die Welt erleben, bevor ich mich sesshaft mache“, sagt Lercher. Inspiriert von einem Youtube-Video, in welchem eine Gruppe Menschen um die Welt segelte, packte er seine sieben Sachen und fuhr nach Kroatien. „Dort habe ich zuallererst den Segelschein gemacht“, erzählt er. „Danach habe ich mir in Italien ein Boot gekauft.“
An Bord seiner neuen mobilen Unterkunft hisste der Satteinser kurzerhand die Segel und machte sich nach einigen Übungsrunden zum Abenteuer seines Lebens auf – zur Überquerung des Atlantiks mit einem Segelboot.
Im heimischen europäischen Gewässer, dem Mittelmeer, fuhr er bis zu den Säulen des Herkules und weiter zu den Kanaren, wo er auf einen „Sturm“ traf, den er bei seiner Überfahrt nicht erwartet hätte: den Sturm der Liebe. „Ich lernte meine heutige Freundin Jessica kennen“, sagt der Segler. „Noch heute segelt sie mit mir und kümmert sich bei den mitfahrenden Gruppen um den Service und die Küche.“
Diesen ersten Sturm überstanden bzw. diesem ersten Sturm erlegen, ging es für Lercher mit seinem Hund über den Atlantik, wobei die See dem Bezwinger einiges abverlangte. „In der ersten Woche hatte ich sehr starken Wind und schlechtes Wetter. Auch der Motor für die Stromerzeugung ist ausgefallen“, erzählt er.
Doch er meisterte alles und nach 21 Tagen fand sich Lercher in der Karibik wieder, wo ihn Jessica bereits erwartete, um mit ihm die warmen Gewässer segelnd zu erkunden.
Zurück in seinem künftigen Heimathafen, Ibiza, fasste Dominik Lercher neue Pläne. Der Abenteuergeist sollte mit Unternehmertum kombiniert werden. Er kaufte sich ein größeres Boot, einen Katamaran, und begann, Segeltouren für Touristen und Abenteuerfreudige anzubieten. „Der Katamaran ist viel größer als das Segelboot, er ist fast ein kleines Hotel. Man hat eigene Kajüten und fährt praktisch von Badeplatz zu Badeplatz“, beschreibt Lercher und schmiedet schon weitere Pläne. „Die Anschaffung eines noch größeren Boots. Langfristig möchten wir uns in Spanien bzw. auf den Kanaren sesshaft machen. Dann könnten wir das Projekt ganzjährig führen“, sagt er. In diesem Winter will Lercher, sollte das möglich sein, mit seinem Katamaran und einer Gruppe Touristen die Überfahrt in die Karabik wagen. Vor Ort will er dann den ganzen Winter als Charter zur Verfügung stehen.