Vieles unklar: Endstation Grenze für Liebespaare

Vorarlberg / 13.04.2020 • 18:00 Uhr
Für Paare, die diesseits und jenseits der Grenze wohnen, ist es derzeit schwierig.<span class="copyright"> VN/Paulitsch</span>
Für Paare, die diesseits und jenseits der Grenze wohnen, ist es derzeit schwierig. VN/Paulitsch

Für Vorarlberger gab es kein Durchkommen nach Deutschland.

Schwarzach Paare diesseits und jenseits der Grenze, die das Coronavirus schon seit vier Wochen auf Distanz hält, gehen auf die Barrikaden. Eine auf dem Kampagnen-Netzwerk Avaaz lancierte Online-Petition, in der eine Grenzöffnung für bilaterale Paare und Angehörige 1. Grades gefordert wird, hat bereits 10.000 Unterschriften gebracht. Vor allem fühlen sich viele Paare verschaukelt, denn die am Freitag verkündeten Lockerungen der Grenzkontrollen wurden nur einseitig vollzogen. Die Bundespolizei ließ trotz gegenteiliger Verordnung nämlich keine Vorarlberger nach Deutschland. Umgekehrt schafften es zumindest einige aus Deutschland nach Vorarlberg, aber nicht alle, die wollten. „Niemand kennt sich mehr aus“, klagt eine junge Frau, deren Freund in Lindau wohnt und dem ein feiertägliches Treffen mit der Liebsten versagt blieb.

Wiedersehen vermiest

Das gleiche Schicksal widerfuhr Reinhold Breuhs aus Hohenems. Er wollte am Ostersonntag seine in München wohnende Lebensgefährtin besuchen. „Ich hatte mich nach drei Wochen so auf das Wiedersehen gefreut“, erzählt er. Doch an der Grenze in Lindau war Endstation. „Zwischen Bayern und Vorarlberg gilt diese Vereinbarung nicht“, bekam Breuhs stattdessen von Beamten zu hören, als er ihnen die vom Land hinausgegebene Meldung zeigte. Sicherheitslandesrat Christian Gantner kennt das Problem. Seit Samstag steht er in engem Kontakt mit den Schweizer und deutschen Behörden, aber: „Wir können nur unsere Seite regeln, was die anderen Länder tun, liegt nicht in unserem Entscheidungsbereich“, erklärte er auf VN-Anfrage.  Heute, Dienstag, sollen die Gespräche trotzdem fortgesetzt werden.

Fehlende Abstimmung

Aus dem Büro des Lindauer Landrats Elmar Stegmann hieß es, laut der bayerischen Einreise-Quarantäneverordnung darf ein Besuch des Lebenspartners im EU-Ausland erfolgen. Dauert der Besuch nicht länger als 48 Stunden, wird bei der Rückkehr im Regelfall keine Quarantäne verhängt. Diese Regelung finde derzeit wohl noch keine Anwendung, da eine weitere Abstimmung mit der Bundespolizei notwendig sei. „Mir tun neben den Betroffenen auch die Beamten an den Grenzen leid, die von ihren übergeordneten Behörden allein gelassen werden“, schrieb Stegmann in einer Stellungnahme. Denn laut Mitteilung des Bundesinnenministeriums sollten die von Bund und Ländern erarbeiteten und abgestimmten Regelungen „schon im Osterverkehr wirken“. Er habe sich unverzüglich an die bayerische Staatsregierung gewandt, um eine Lösung herbeizuführen, lässt Elmar Stegmann noch wissen.

Bußgeld bezahlt

Reinhold Breuhs und mit ihm vermutlich viele andere Paare, die nicht zueinanderkommen konnten, kann mit solchen Aussagen wenig anfangen. „Ich war selten einmal so verärgert“, gibt er zu. Er hätte sich auch von der Vorarlberger Landesregierung eine Richtigstellung der Information erwartet. Dass Fahrzeuge der Bundespolizei sämtliche Ausfahrtsstraßen abriegelten, damit er nur ja kein anderes Schlupfloch nach München fand, setzte aus Sicht von Breuhs dem Ganzen noch die Krone auf.  Ein bisschen besser lief es offenbar für Paare mit Schweizer Partnern. „Die meisten kamen durch“, berichten Betroffene. Ein böses Erwachen gab es bei der Rückkehr: Die „unerlaubte Ausreise“ kostet sie ein Bußgeld von 100 Franken.

Christian Gantner erklärt: „Wir hatten bis jetzt nicht dieselben Grenzreglungen und werden sie auch in Zukunft nicht haben.“ Er räumt rein, dass die Deutschen familiäre Notwendigkeiten bislang kulanter gesehen haben als dies Vorarlberg tat. „Jetzt wurden auch von unserer Seite viele solcher Notwendigkeiten geöffnet, nur gehen die jetzt den Deutschen zu weit.“ Vor einer Woche wäre das, führt er weiter aus, noch keine Diskussion gewesen. „Viele Leute sind zwischenzeitlich aber froh, dass wir für Gründe wie Beerdigungen, Pflege und Tierversorgung eine Lösung gefunden und wesentliche Verbesserungen erreicht haben. Für viele Menschen ist damit ein Osterwunder in Erfüllung gegangen“, sagt Ganter und verspricht: „Wir bleiben auch für die Paare dran.“