Gärtner Reinhard Vollmert: “Endlich wieder im Beruf”

Vorarlberg / 15.04.2020 • 10:00 Uhr
Gärtner Reinhard Vollmert: "Endlich wieder im Beruf"
Reinhard Vollmert freut sich, dass der Zwangsurlaub ein Ende hat. VN/STEURER

Reinhard Vollmert erzählt von seiner zwangsverordneten Pause.

lauterach Reinhard Vollmert (53) wirkt angespannt wie eine Sprungfeder. Er hat seine Augen und Ohren überall. Er wird gebraucht. Am ersten Tag nach der vierwöchigen Sperre muss der Laden laufen, und Vollmert sorgt in seinem Bereich dafür. Seit bald zehn Jahren arbeitet der Gärtnermeister und Florist beim Bau- und Gartenmarkt BayWa in Lauterach. Einen Ausnahmezustand dieser Art erlebte er noch nie. Nicht, dass Reinhard Vollmert während der von der Bundesregierung angeordneten Zwangspause langweilig gewesen wäre. Er konnte während dieser Zeit seinen eigenen Garten auf Vordermann bringen, aber: „Es ist schon ein gutes Gefühl, wieder arbeiten zu können“, gibt der großgewachsene Naturfreund zu. Die vielen Pflanzen, die aufgrund der Schließung zurückblieben und zum Teil sogar entsorgt werden mussten, ließen sein Gärtnerherz ordentlich bluten. Doch nun scheint die Durststrecke überwunden und es gilt, neu durchzustarten.

Tagesstruktur

Das Gespräch mit Reinhard Vollmert wird immer wieder unterbrochen. Kunden, die anrufen und eine Auskunft wollen, Mitarbeiter, die instruiert werden müssen: Der Anfang hat es in sich. Doch der Gärtnermeister lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. Er tut, was zu tun ist. Der Job, den er mit viel Leidenschaft ausübt, geht vor. Für ihn ist der Beruf nicht einfach nur ein notwendiges Übel, mit dem sich Geld verdienen lässt. Die Corona-Krise hat Vollmert zudem die Augen dafür geöffnet, dass ein Beruf dem Tag auch Struktur gibt. Bei ihm klingelt um fünf Uhr morgens der Wecker. Aufstehen, zur Arbeit, Feierabend, um zehn ins Bett: Diesen Rhythmus hat er sich in vierzig Berufsjahren einverleibt. „Kopf, Körper und Geist sind darauf eingestellt.“ Dank des eigenen Gartens konnte er den Modus trotz Betriebssperre und Quarantäne, die er als Bewohner eines betroffenen Nenzinger Ortsteils mittragen musste, beibehalten. „Dennoch bin ich sehr froh, dass es im Unternehmen wieder losgeht“, sagt Vollmert und merkt mit Blick in den fast schon wolkenlosen Himmel zufrieden an: „Schön, wenn das Wetter ebenfalls mitspielt.“

Ein bisschen mehr Freizeit

Der Sauerländer kam der Liebe wegen nach Vorarlberg. Nachdem sich die Beziehung zu seiner Freundin gefestigt hatte, suchte er eine Arbeit, bewarb sich bei der BayWa und bekam den Zuschlag.

In Zeiten wie diesen schätzt sich Reinhard Vollmert glücklich, einen wirtschaftlich stabilen Arbeitgeber zu haben. Er denkt aber auch an die, denen es nicht so gut geht und an die wirtschaftlichen Auswirkungen insgesamt. In der ersten Woche der angeordneten Schließung seien alle bezüglich Dauer noch zuversichtlich gewesen. „Wir dachten, nach einer Woche ist das wieder vorbei“, erzählt Reinhard Vollmert. Die Belegschaft arbeitete 50 Prozent, kümmerte sich um Bestellungen und einlaufende Lieferungen. „Es war eine normale Woche mit ein bisschen mehr Freizeit“, umschreibt der Gärtnermeister blumig die damalige Situation. Er hatte dann plötzlich viel Freizeit, weil über zwei Ortsteile von Nenzing die Quarantäne verhängt wurde. Die Kolleginnen und Kollegen gingen in Kurzarbeit.

Der eigene Garten half Reinhard Vollmert über die Zwangspause hinweg. „Mein Tag wäre mit und ohne Quarantäne nicht anders abgelaufen“, sagt er. Persönlich habe er die Lage deshalb nicht als schlimm empfunden. „Sonst wäre der Garten eben erst im Mai hergerichtet gewesen, jetzt ist er schon auf Vordermann gebracht“, sagt er und lacht hinter der Gesichtsmaske. Er lobt die Disziplin der Kunden, die am ersten Öffnungstag das Geschäft stürmen. Reinhard Vollmert verhehlt auch nicht, dass ihm das Gewusel mehr als gefällt.