Extreme Trockenheit für Vorarlbergs Wälder gefährlich

Im April gab’s praktisch keinen Regen. Und es wird wohl auch keinen mehr geben.
Bregenz Der Leiter der Forstabteilung in der Vorarlberger Landwirtschaftskammer, Thomas Ölz, schlägt Alarm: “Unsere Wälder sind völlig ausgetrocknet. Die Feuergefahr ist extrem groß. Schon ein weggeworfener Zigarettenstummel kann einen Flächenbrand auslösen”, warnt der Experte.
Nicht nur das. Auch der Borkenkäfer findet derzeit ideale Verhältnisse für seine Vermehrung vor. “Die Borkenkäfer fliegen jetzt und bohren sich in die Baumstämme. Ein Weibchen kann 100.000 Nachkommen in die Welt setzen”, weiß Ölz. Er fordert Waldbesitzer auf, ihr Schadholz vom letzten Jahr aus dem Wald zu schaffen oder die Stämme und Äste zu entrinden. “Für den Borkenkäfer ist dieses herumliegende Holz ein gefundenes Fressen.”
“Die Gefahr durch den Borkenkäfer ist bei dieser extremen Trockenheit sehr groß.”
Thomas Ölz, Leiter Forst Landwirtschaftskammer
Vielleicht ein kleiner Spritzer
Nur zwischen fünf und 15 Liter pro Quadratmeter hat es im April laut Auskunft von Ralf Grabher von der Abteilung Wasserwirtschaft des Landes bisher geregnet. “Im Mittel liegt die Niederschlagsmenge des Jahres 2020 von Jänner bis Mitte April um 23 Prozent unter dem Schnitt der letzten 30 Jahre”, blickt Grabher in die Statistiktabellen. All das ist noch nicht dramatisch. Doch die Lage könnte sich zuspitzen. “Es ist weit und und breit kein Regen in Sicht”, verkündet Manfred Bauer, Leiter der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynmaik in Innsbruck. “Abgesehen von lokalen Regenspritzern am Samstag, wird sich das Hoch wieder zementieren. Die nächsten zehn Tage ist kein Regen in Sicht. Es bleibt schön und für die Jahreszeit zu warm, auch wenn die Temperaturen Anfang kommender Woche leicht zurückgehen.”
Noch nicht beunruhigt
Leicht irritiert, aber nicht wirklich beunruhigt zeigt man sich – noch – in der Landwirtschaft. “Dieser Frühling ist nicht viel anders als die Frühlinge zuvor. Die Natur ist weiter als gewöhnlich, und jetzt wird das Wachstum durch den ausbleibenden Niederschlag gebremst”, sieht es Christian Meusburger, bei der Landwirtschaftskammer für Pflanzenbau zuständig, pragmatisch. Man sei noch recht früh in der Saison. Unangenehm könne es werden, wenn die Trockenheit bis Mitte Mai anhalte.
Auch Christoph Freuis, Geschäftsführer des Alpwirtschaftsvereins, sieht die Lage noch halbwegs entspannt. “Derzeit existiert keine Gefahr für Grasnarben. Es ist noch so frisch in der Früh, dass es Tau gibt, obwohl die niederen Lagen allmählich austrocknen. Oben zehren die Weideflächen noch vom Schnee des vergangenen Winters.”
Gantners Appell
Die Wasserversorgung sieht Landwirtschaftslandesrat Christian Gantner ebenfalls nicht gefährdet. “Die Quellen sind noch gut mit Wasser gefüllt”, informiert Thomas Blank, Leiter der Abteilung Wasserwirtschaft.” Durch die Wasserleitungszusammenschlüsse vor allem im Walgau habe man für trockene Zeiten gut vorgesorgt, beruhigt Gantner. Der Landesrat sieht sich jedoch als Verantwortlicher auch für das Sicherheitsressort zu einem Appell an die Bevölkerung veranlasst. “Ich mache mir Sorgen wegen der Brandgefahr durch die extreme Trockenheit im Wald. Ich bitte alle, die derzeit in den Wald gehen, dort wirklich aufzupassen.”