Vorarlberger Covidpatienten: Diese Geschichten machen Mut

Vorarlberg / 18.04.2020 • 07:00 Uhr
Vorarlberger Covidpatienten: Diese Geschichten machen Mut

Vorarlberger Coronapatienten erzählen, wie sie ihre Krankheit erlebt haben. Die gute Nachricht: Sie sind alle wieder gesund.

Schwarzach Leichtes Fieber, starker Husten, extreme Erschöpfung: Die Symptome einer Covid19-Erkrankung sind bei den Betroffenen oft sehr unterschiedlich. Für die VN erzählen vier Genesene, wie sie die Infektion erlebt haben, wie die Diagnose erfolgte und wie sie sich nach überstandener Krankheit fühlen. Eines haben die unterschiedlichen Verläufe der vier Vorarlberger gemeinsam: Sie machen Mut.

Hans Concin: „Es war auch eine Läuterung“

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VN/Stiplovsek

Es erwischte ihn schon in den ersten Märztagen, als die Coronapandemie noch ziemlich am Anfang stand. Hans Concin (73), langjährige Primar der Abteilung für Frauenheilkunde am LKH Bregenz, hatte sich mit dem Coronavirus infiziert. Wie und wo, weiß er bis heute nicht. „Es gab noch einige Sitzungen, aber da wurden alle Vorschriften und Hygienemaßnahmen eingehalten“, erzählt Concin. In der ersten Zeit zeigte er keine Symptome. Als dann leichter Husten auftrat und die Körpertemperatur auf über 37 Grad stieg, ließ er sich testen. Das für ihn überraschende Ergebnis: positiv. Einige Tage später verschlechterte sich sein Zustand, das Fieber stieg auf 39 Grad.

Seine Ärztekollegen drängten ihn zur Spitalsbehandlung. Im Landeskrankenhaus Hohenems kam Hans Concin schnell wieder auf die Beine. „Dank Sauerstoffgabe und der guten Betreuung ging es mir schon nach zwei Tagen wieder besser“, berichtet er. Der Mediziner ist froh, niemanden angesteckt zu haben. Er hatte gehofft, mit seinen Antikörpern jetzt anderen, schwerkranken Covid19-Patienten helfen zu können, doch das Alterslimit von 60 setzte dem Engagement eine Grenze.

Im Rückblick betrachtet sei es ein besonderes Erlebnis gewesen, besonders vor dem Hintergrund, dass er, abgesehen von zwei Sportverletzungen, zum ersten Mal wegen einer Erkrankung ins Spital musste. Hans Concin spricht aber auch von Läuterung: „Es wird einem sehr deutlich vor Augen geführt, dass man plötzlich auch als Arzt einer Risikogruppe angehört.“ Der Gedanke an die Gesundheit als wichtigstes Gut überhaupt war bei Concin immer da, aber: „Jetzt ist er noch stärker ins Zentrum gerückt“, gibt er zu. VN-MM

Florian Hepberger: “Wochen auf engem Raum waren mühsam”

Mit dem Coronavirus infiziert ist auch der 27-jährige Florian Hepberger. Der Rankweiler weiß allerdings nicht, wo der Ursprung seiner Virusinfektion liegt, da er bereits seit Mitte März bis auf die Einkäufe kaum mehr in der Öffentlichkeit war. „Ich hatte Ende März Fieber, Husten und Kopfschmerzen und mich in der Folge testen lassen. Dieses Testergebnis war allerdings negativ. Nachdem in der Folge meine Eltern, die im selben Haus leben, positiv getestet wurden, war ein zweiter Test am Osterwochenende auch bei mir positiv“, erzählt der Büroangestellte. Seit Anfang April befinden sich er und seine Eltern in Heimquarantäne. „In dieser Phase spürt man erst, wie schön es ist, wenn man sich frei in der Natur bewegen kann. Mehrere Wochen sich nur auf wenigen Quadratmetern aufhalten zu dürfen, ist mit der Zeit schon etwas mühsam und schlägt auf die Psyche.“ Die Versorgung mit Lebensmitteln verlief ohne Probleme, da viele Verwandte und Bekannte ihre Unterstützung angeboten haben.

Positiv war bei Florian Hepberger nicht nur der zweite Test, sondern auch die Tatsache, dass er nach der kurzen Krankheitsphase keine Symptome mehr gespürt hatte. „Bei uns in der Familie war der Krankheitsverlauf bei allen sehr mild, weshalb wir uns die Zeit zuhause neben den Homeoffice-Tätigkeiten mit Gesellschaftsspielen vertrieben haben.“ In den kommenden Tagen hat Familie Hepberger die Absonderung überstanden und die Freude, für Spaziergänge wieder in die Natur zu können, ist bei allen vorhanden. VN-MIH

Ruf nach besserer Kontrolle

„Betroffene werden am Ende der Erkrankung im Regen stehen gelassen“, sagt Neos-Landtagsabgeordneter Gerfried Thür (47). Zumindest bei ihm sei das so gewesen. Thür war im März einer der ersten Politiker, der seine Infektion mit dem Coronavirus öffentlich gemacht hatte. Ins Spital musste der 47-Jährige nicht. Die Krankheit nahm einen leichteren Verlauf. Es reichte, sich zu Hause von der Ehefrau und dem gemeinsamen Sohn abzuschotten. Nach etwa zwei Wochen galt er als genesen. Zwei Mal zur Kontrolle getestet, wie das eigentlich vorgeschrieben wäre, wurde er aber nicht. „Das war ein purer Stress. Man will ja niemanden anstecken.“ Zur Sicherheit blieb Thür noch länger zu Hause als es eigentlich vorgeschrieben war. „Die Betroffenen müssen mehr unterstützt werden“, ist er sich sicher.

Thür dürfte sich wohl auf einer gemeinsamen Australien-Reise mit seiner Ehefrau mit dem Coronavirus angesteckt haben. „Ganz am Anfang habe ich nur ein leichtes Kratzen im Hals gespürt.“ Zur Sicherheit ließ sich das Paar testen. Thürs Test war positiv, der seiner Partnerin nicht. Den Verlauf der Erkrankung schildert der Politiker folgendermaßen: „Zuerst kamen starke Kopfschmerzen und eine starke Müdigkeit. Ungefähr ab dem siebten Tag habe ich es in den Atemwegen gespürt, insbesondere beim Reden. Fieber und Husten hatte ich die ganze Zeit über nicht.“ Man merke aber, dass der Körper zu kämpfen habe. „Das ist anders wie bei der Grippe. Man fühlt sich nicht einfach schlapp.“  Heute geht es Thür wieder gut, allerdings hat er immer noch mit Einschränkungen zu kämpfen. „Ich merke es noch immer leicht in der Lunge, etwa beim Sport. Die Leistungskurve geht deutlich nach unten.“ VN-RAM

Am schlimmsten war die Müdigkeit

Robert Pockenauer litt vor allem an der Müdigkeit. <span class="copyright">PRIVAT</span>
Robert Pockenauer litt vor allem an der Müdigkeit. PRIVAT

Angefangen hatte es mit Müdigkeit, dann folgten Fieber und Kopfschmerzen bei Robert Pockenauer. Als es nach zwei Tagen nicht besser wurde, wandte sich der Bregenzer an die Gesundheitsonline 1450. Da er bereits zwei positiv getestete Personen in der Verwandtschaft hatte, wurde der 46-Jährige an einem Mittwoch getestet. Zwei Tage später lag das positive Ergebnis vor, am Sonntag folgte der offizielle Absonderungsbescheid für ihn, seine Frau und seinen Sohn.

Der negative Höhepunkt kam dann in der zweiten Woche: Husten und Atembeschwerden. Diese wurde so schlimm, dass er die Rettung alarmierte. Diese testete durch die Haustüre seinen Blutsauerstoff, dieser war jedoch ausreichend hoch und er konnte zuhause bleiben. Am schlimmsten waren aber die Kopfschmerzen und Müdigkeit: “Du sitzt zwei Stunden vor einem Glas Wasser und überlegst, ob du noch einen Schluck nehmen sollst, so kaputt bist du.” Jeden zweiten Tag gab es einen Anruf vom Arzt bezüglich Zustand und den Gesundheitswerten.

Nach 18 Tagen Krankheitsverlauf war es dann überstanden, Frau und Sohn blieben bis heute ohne Symptome. “Ich bin jetzt seit zwei Wochen wieder fit. Aber wenn man ein bisschen Bewegung hat, spürt man die Nachwirkungen schon noch”, gesteht der Fußballtrainer ein. Er selbst hat sich inzwischen als Plasmaspender für die Antikörpertherapie angemeldet. VN-RAU