Thomas Matt

Kommentar

Thomas Matt

Zum 1. Mai

Vorarlberg / 01.05.2020 • 07:59 Uhr

Dem Frühling und den Arbeitern, ihnen gehörte einst der 1. Mai. Erst war er Auftakt der Saison. Da erwartete im alten Wien unter freiem Himmel das verzückte Publikum, was den „Sträussen“ den Winter über wohl wieder eingefallen war…

Anders die Arbeiter. Sie nahmen sich den Tag. Diesen freien, fröhlichen, beschwipsten Frühlingstag, der ihnen genauso zustand, auch oder gerade, wenn ihre Kleider derb waren und nicht von Seide raschelten. Sie gingen hinaus auf die Straße für ihr Recht auf Erholung von der ganzen Plackerei. So ward der Acht-Stunden-Tag geboren. Er erzählt nicht vom Produkt und vom wirtschaftlichen Erfolg, sondern vom Menschen dahinter.

Das alles war einmal. Der 1. Mai war zuletzt ziemlich in die Jahre gekommen. Die Fähnchen hingen schlapp im Wind. Und nun ist er vollends hinüber? Der „Tag der Arbeit“ ist für viele ein Sehnsuchtsort geworden, weil sie sich Arbeit wünschen und nicht wissen, wie es weiter geht. Und der „Auftakt der Saison“? Schon der Besuch auf dem wieder eröffneten Wochenmarkt gleicht einem Hochamt. Der 1. Mai 2020 ist sehr lebendig, Er ist so sehr erster Mai wie schon lange nicht mehr.