Gericht: Schlägerei wegen Himbeersaft

Vorarlberg / 16.06.2020 • 11:00 Uhr
Gericht: Schlägerei wegen Himbeersaft
Vor Gericht gab sich der Betroffene äußerst kooperativ. ECKERT

Zwei Patienten der Valduna gerieten aneinander, Rollstuhlfahrer wurde schwer verletzt.

Feldkirch Seit dem 17. Lebensjahr leidet der heute 39-Jährige an Schizophrenie. Im Zuge dieser Grunderkankung hat er auch eine Wesensveränderung durchgemacht. Im September vergangenen Jahres musste er in Rankweil stationär aufgenommen werden. Stimmungsschwankungen waren der Auslöser, dass er in der sozial betreuten WG nicht mehr wohnen konnte. Er spricht gerne von Gott, war bislang noch nie straffällig, doch aggressive Vorfälle und Affektlabilität wurden immer häufiger. Das bestätigt auch Psychiater Franz Riedl bei der Verhandlung am Landesgericht Feldkirch.

„Habe mich gut gefühlt“

Eigentlich waren das spätere Opfer, ein 22-jähriger Patient, und der 39-Jährige miteinander befreundet. Doch diese Freundschaft endete, als der Betroffene dem Kollegen – entgegen seinem Versprechen – keinen Himbeersaft mitbrachte. Der Jüngere ist nicht so mobil, weil er zeitweise einen Rollstuhl benötigt. „Der redet dauernd von Gott und dann bringt er mir nicht mal einen Saft mit!“, ärgert sich der junge Mann noch heute im Zeugenstand. „Deshalb habe ich ihn zuerst geschlagen“, gibt der Verletzte zu. Daraufhin ist der Betroffene ausgerastet und hat sein Gegenüber vermöbelt. „Das hat mir gutgetan, ich habe mich gut gefühlt, als ich auf ihn eingedroschen habe. Meine Hände waren voller Blut und ich wusste, ich schlage so lange weiter, bis die Pfleger mich auf dem Monitor sehen und kommen“, gibt der psychisch Kranke offen vor Richter Andreas Böhler zu.

„Mit voller Wucht“

„Ich habe mit voller Wucht zugeschlagen“, gibt der Befragte zu. Das Opfer erlitt einen Nasenbein- und Jochbeinbruch sowie mehrere Rissquetschwunden und Hämatome. Dass er im Tatzeitpunkt unter einer schizophrenen Psychose stand, steht fest. Er war somit nicht zurechnungsfähig. Ein herbeigeeilter Pfleger bestätigt die damals erstmals aufgetretene ungezügelte Gewalt. „Gut, dass ihr gekommen seid, sonst hätte ich ihn umgebracht“, so der Schläger damals.

Zwar wird die Einweisung in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher bedingt ausgesprochen, allerdings bleibt der Patient aufgrund anderer Voraussetzungen in der Valduna. Dort wird er behandelt und nur bei Besserung werden Maßnahmen gelockert. Vorerst zumindest für ein halbes Jahr, dann sieht man weiter. „Ich bin sonst nicht gewalttätig und mir ist klar: Wie man in den Wald hineinruft, so hallt es zurück. Oder anders ausgedrückt – wer Wind sät, wird Sturm ernten“, versorgt der 39-Jährige das Gericht mit Sprüchen. Die Entscheidung, vorerst in der Psychiatrie bleiben zu müssen, akzeptiert er. Das Urteil ist rechtskräftig.