Züge hinken weiter hinter Zeitplan her

Warum sich die Betriebserprobung der Talent-3-Züge für Vorarlberg weiter verzögert.
Bludenz Das Warten geht weiter. Mehrfach hat der Hersteller Bombardier bekräftigt, im ersten Halbjahr 2020 Passagiere mit den neuen Talent-3-Zügen befördern zu wollen. Mit einer Verspätung von deutlich über einem Jahr sollte in diesen Tagen zumindest die Betriebserprobung erfolgen. Wie sich jetzt zeigt, wird auch daraus nichts. Christian Diewald, Österreich-Chef von Bombardier, räumt gegenüber den VN ein, dass es zu weiteren Verzögerungen kommen wird. „Wir hatten gehofft, dass wir mit der Zulassung schneller durchkommen würden.“ Am 2. Juni habe man die finalen Unterlagen beim Ministerium eingereicht. Einen positiven Bescheid gibt es bisher allerdings nicht. Wann der kommen wird? Unklar. „Die gesetzliche Frist liegt bei vier Monaten nach Einreichung der letzten Unterlagen, im schlimmsten Fall im Oktober“, erklärt Diewald. Freilich hoffe man, dass es nicht so lange dauern werde.
Der Druck auf Bombardier wächst. Die Lieferverzögerung sorgt bei den Partnern, Land Vorarlberg und ÖBB, für mächtig Ärger. Auch politisch ist aus dem Vorzeigeprojekt eines geworden, das in Schieflage geraten ist. Rechtzeitig zur Gymnaestrada im Juli 2019 hätten die neuen Vorarlberg-Züge im Betrieb sein sollen. Softwareprobleme hatten einen pünktlichen Einsatz zum Großereignis verhindert. „Mittlerweile sind alle technischen Schwierigkeiten behoben“, betont der Bombardier-Geschäftsführer. Das hätten die umfangreichen Tests auch in Vorarlberg bereits gezeigt. Was noch aussteht, sind letzte Erprobungen mit Fahrgästen. Da gehe es um Feineinstellungen an Klimaanlagen oder den Türanlagen, beschreibt Diewald. Zwei Garnituren würden dafür bereits in Bludenz bereitstehen. Gestern ist ein weiterer Zug dazugekommen. Mit grünem Licht aus dem Ministerium könne man praktisch sofort loslegen. Zehn Wochen sind gesetzlich dafür vorgesehen.
Züge im „Wochen-Takt“
Wann die notwendige Zulassung zugestellt wird, ist derzeit völlig offen. Klar scheint hingegen, dass es danach zügig gehen könnte. Mitte Juli werde die vierte Garnitur nach Vorarlberg geliefert, danach im Wochenrhythmus alle bestellten 21 Züge. „Wir wollen mit dem Talent-3 die Performance im öffentlichen Nahverkehr deutlich steigern“, beteuert Diewald.
Die kritischen Stimmen im Land wurden zuletzt lauter. FP-Wirtschaftssprecher Hubert Kinz bemängelte etwa die fehlende Transparenz. „Die Schweigepolitik ist inakzeptabel. So geht man mit öffentlichen Geldern nicht um“, mahnte er. Tatsächlich ist im Vertragswerk geregelt, dass Informationen, etwa zu Pönalezahlungen, nicht öffentlich werden.