Ein „brandgefährlicher“ Patient vor Gericht

38-jähriger Bulgare wird in Anstalt für abnorme Rechtsbrecher eingewiesen.
Feldkirch Das Wort „umbringen“ kam dem Bulgaren offensichtlich ziemlich oft über die Lippen. Vor allem seine Ehefrau kann ein Lied davon singen. „Ich bringe dich um und mach dich fertig“, schildert sie die Drohungen ihres Mannes als Zeugin bei der Verhandlung gegen den 38-Jährigen am Landesgericht Feldkirch. Und auch mit Ohrfeigen sei er nicht sparsam gewesen.
Ihr Ehemann sitzt derzeit in geschlossener Verwahrung in der Psychiatrie im Landeskrankenhaus Rankweil. Er gilt deshalb als „Betroffener“ vor Gericht, nicht als Angeklagter. Er verhält sich ruhig. Justizwachebeamte führen ihn in Handschellen zum Prozess vor. Auf die Fragen des vorsitzenden Richters Andreas Böhler nach seinem früheren Wohnsitz und ob er überhaupt wisse, warum er hier sitze, erwidert der Mann, von Gerichtsdolmetscher Cüneyt Bahtli übersetzt: „Das weiß ich nicht . . .“
Auf offener Straße ausgeraubt
Auch ein junger Dornbirner soll dereinst zum Opfer der Gewaltneigung des Betroffenen geworden sein. Es geschah auf offener, dunkler Straße in einer Dezembernacht in Dornbirn. „Er rempelte mich plötzlich von hinten an, stieß mich auf den Boden, trat mit seinen Füßen mehrmals in mein Gesicht und forderte meine Geldtasche. Und obwohl ich sie ihm aushändigte, hörte er nicht auf mit den Fußtritten“, sagt er als Zeuge. Mit diesen Aussagen konfrontiert, antwortet der Betroffene: „Das kann nicht stimmen, ich war in jener Nacht zu Hause.“ Doch weitere Zeugen behaupten etwas anderes, unter ihnen auch sein Vater: „Der kam erst kurz vor 5 Uhr morgens nach Hause!“
Wäscheständer in Flammen
Bereits im Dezember 2019 war der Bulgare als Patient in der geschlossenen Abteilung im LKH Rankweil untergebracht. Dann, es war in der Silvesternacht, sorgte er für einen Eklat, der beinahe in einer Katastrophe endete. Der 38-Jährige selbst behauptet vor Gericht: „Ich verließ das Zimmer und ging in den Gang. Dort zündete ich mir eine Zigarette an, nahm ein paar Züge und warf den Stummel in einen Müllkübel. Als dann ein Feuer ausbrach, unternahm ich selbst noch Löschversuche, doch dann ging schon die Sirene los.“
„Eine knappe Geschichte“
Nun hatte es sich bei dem „Müllkübel“ tatsächlich um einen Wäscheständer gehandelt. Zeugen vom Pflegepersonal schildern einhellig eine beinahe infernalische Situation: „Da strömte schwarzer Rauch und Qualm an die Decke. Wir mussten zehn Patienten, die sich im medikamentösen Tiefschlaf befanden, aufwecken und aus der Station tragen. Das war eine knappe Geschichte!“
Der gerichtspsychiatrische Sachverständige Franz Riedel attestiert dem Betroffenen Unzurechnungsfähigkeit zu den Tatzeiten und eine akute Psychose. Der Schöffensenat verfügt eine Einweisung des Bulgaren in eine Anstalt für abnorme Rechtsbrecher.