Gericht: Erst im Heroinbunker, dann im “Häfn”

Vorarlberg / 07.08.2020 • 18:00 Uhr
Gericht: Erst im Heroinbunker, dann im "Häfn"
Der Erstangeklagte war vor der Polizei umfassend geständig, vor Gericht ruderte er allerdings plötzlich zurück. VN/GS

Drei Jahre Haft für Heroindealer mit Motiv: „Ich musste es für meine Tochter tun.“

Feldkirch Das Gift war in einem sogenannten Heroinbunker in der Nähe des Bahnhofs von Klaus verstaut. „Diensthandy“ und Unterkunft wurden dem eigentlichen Taxifahrer von Gangstern aus dem Balkan organisiert. Per SMS wurden dem nunmehrigen „Serbenläufer“ (Bezeichnung für Drogenverkäufer) dann Kunden und Übergabestandorte übermittelt. Bei Letzteren handelte es sich ausschließlich um Bahnhöfe. Etwa jene von Klaus, Wolfurt und Lauterach.

810 Gramm verdealt

Insgesamt dealte der „Serbenläufer“ 810 Gramm Heroin. Bis die Falle zuschnappte.

Als Angeklagter beim Schöffenprozess am Landesgericht Feldkirch wird er vom vorsitzenden Richter Andreas Böhler nach seinen Vorstrafen gefragt. „Ich habe einmal den Gurt nicht angelegt“, antwortet der ansonsten tatsächlich Unbescholtene. Und auf die weitere Frage nach seinem Motiv erwidert der Angeklagte: „Ich musste es für meine Tochter tun. Sie ist schwer krank und auf eine andere Weise kann ich mir die Operation nicht leisten.“ Er seufzt und schluchzt während dieser Worte.

Plötzlich zurückgerudert

Der ältere Serbe war vor der Polizei umfassend geständig. Doch vor Gericht rudert er zurück, kennt plötzlich keine Hintermänner mehr und bringt damit seinen Verteidiger Yücel Yildirim zur Verzweiflung. Der Rechtsanwalt bittet mit Rücksicht auf das ursprüngliche Geständnis und die Not der Tochter seines Mandanten um ein mildes Urteil. Der Schöffensenat verkündet drei Jahre unbedingte Haft.

Zweitangeklagter mit “Witz”

Mit dem Serben sitzt noch ein weiterer Beschuldigter – sein 24-jähriger Komplize und Landsmann – auf der Anklagebank. Während dem Erstangeklagten beim Prozess die Tränen aus den Augen rannen, kommentiert der 24-Jährige die Anschuldigung, 440 Gramm Heroin gedealt zu haben, beinahe amüsiert. Er selbst wisse nur von zwölf Gramm Heroin, die er „im Wald gefunden“ habe. „Ich wusste gar nicht, was das ist“, lässt sich der angebliche Autohändler von einer Dolmetscherin übersetzen und: „Ich habe erst von Süchtigen erfahren, dass es sich dabei um Rauschgift handelt.“ Verkauft habe der „Autohändler“ die Drogen nur deshalb, um sich selbst ein Gefährt leisten zu können. Und zwar einen „Lamborghini“, wie er zu scherzen meint. Darauf Staatsanwalt Markus Fußenegger: „Ich nehme zur Kenntnis, dass er uns alle für Volltrottel hält.“ Der Prozess gegen den 24-Jährigen wird jedoch vertagt. Es müssen noch mehr Belastungszeugen gehört werden.