Grüne Wiesen, guter Käse, viele Menschen: Das Leben auf den Alpen

Als Nahrungsquelle und Erholungsraum stehen die Alpen derzeit hoch im Kurs.
Egg Leonhard Sutterlüty streicht sanft über einen der zwei mächtigen Käselaibe, die er gerade produziert hat. “Wieder zwei”, freut sich der 30-Jährige und berichtet von einer außergewöhnlichen Alpsaison. 240 solcher Delikatessenräder hat er dieses Jahr auf der Alpe Andlesbrongen bei Schetteregg schon hergestellt, das sind insgesamt sechs Tonnen. “Das ist nicht nur überdurchschnittlich viel, der Käse ist zudem von ganz besonderer Qualität”, berichtet Sutterlüty und zeigt im Anschluss stolz den Käsekeller, wo die Köstlichkeiten lagern.
Schon zum sechsten Mal bewirtschaftet der Großdorfer die Alpe und wird dabei von seiner Familie, Frau Anna (26) und den Kindern Chiara (3) und Tobias (1) begleitet. Zudem hat er mit Florian (16) und Niklas (17) zwei Helfer, die ihn bei seiner schweren Arbeit unterstützen.

Lange Tage
34 Kühe, zehn Kälber und 22 Alpschweine sind zu versorgen, die Weideflächen zu pflegen, die Ställe zu misten und natürlich der Käse zu produzieren. Dann fährt Leonhard auch regelmäßig zum Heuen nach Hause auf seinen Hof in Großdorf. “Der Tag fängt für mich kurz vor fünf Uhr früh an und endet gegen 22 Uhr”, sagt Leonhard.
Ein Touristenziel ist die Alpe Andlesbrongen nicht. Sie hat keinen Almausschank. Touristen nehmen die Älpler dennoch wahr. Und das nicht immer positiv. “Ich ärgere mich gelegentlich, wenn ich bemerke, wie Müll weggeschmissen wird, wenn sich Leute einfach in die Weide legen. Auch fällt mir auf, dass immer mehr mit Hunden unterwegs sind”, erzählt Leonhard.

Der Frauenchor
Von der weitestgehenden Älplereinsamkeit geht’s knapp zwei Kilometer weiter zur Älplergeselligkeit. Die Schwesteralpe Brongen ist das Reich von Hilde (46) und Franz (50) Meusburger. Neben ihrer Sennalp mit 55 Kühen haben sie auch einen Almausschank. Es stehen mehrere Tische und Sitzbänke für rastbedürftige Wanderer bereit. An einem der Tische ertönt wohlklingender Chorgesang. Der harte Kern des Frauenchors “Sunnsitig” hat sich eingefunden und macht das, was ein Chor eben macht. Klaudia, Carmen, Magdalena, Kathrin mit Baby Julia, Susi und Gabi sind bester Stimmung. “Wir haben einen Ausflug gemacht und genießen es hier total”, strahlt Carmen mit der Sonne um die Wette.

Viele junge Wanderer
“Wir sind mit der Saison sehr zufrieden”, erzählt Hilde Meusburger. “Das Wetter ist ideal. Es ist nicht zu heiß, die Tiere halten sich gerne draußen auf. Gäste haben wir auch viele.” Das Weidegras sei durch den ausgewogenen Mix von Sonne und Regen heuer hervorragend. “Der Käse hat eine besondere Qualität”, ist Franz mit seinem Älplerkollegen Leonhard einer Meinung.
Hilde ist aufgefallen, dass sich heuer überdurchschnittlich viele Wanderer in der Gegend aufhalten. “Besonders viele davon sind Junge. Sogar aus dem Montafon hatte ich unlängst Gäste. Die sagten mir, sie hätten heuer nicht wegfahren können. Also wollten sie einmal den Bregenzerwald aufsuchen”, schmunzelt die Älplerin.
“Es sind derzeit viele Wanderer unterwegs, und viele davon sind Junge.“
Hilde Meusburger, Älplerin
Kopfzerbrechen bereitet Franz nur der Wolf. Er hat selbst 300 Schafe und ist glücklich darüber, dass es ihn mit Wolfsrissen bisher nicht getroffen hat. Das flaue Gefühl freilich bleibt.