“Ich möchte ein Schulleiter für alle sein”

Pädagoge Mathias Hagen-Zwiener (39) startet erstmals als Direktor ins neue Schuljahr.
Hohenems Als Kind wollte Mathias Hagen-Zwiener Automechaniker oder Lkw-Fahrer werden. Der Bub verbrachte viele Stunden beim Nachbarn, der ein Transportunternehmen betrieb. „Ich durfte mithelfen und die Lastwagen waschen“, erinnert sich der 39-jährige Dornbirner lächelnd.
Als er nach der Matura den Zivildienst in einem Altersheim absolvierte, spielte er kurzzeitig mit dem Gedanken, sich zum Pflegehelfer ausbilden zu lassen. Denn: „Der Umgang mit Menschen gefiel mir.“ Aber er entschied sich dann für ein Architektur-Studium. Nach zwei Jahren brach er dieses jedoch ab, „weil ich merkte, dass mein Herz nicht in diese Richtung schlug.“ Nach einem kurzen Intermezzo als Lkw-Fahrer entschloss er sich, die Pädak zu absolvieren. Schon als Gymnasiast hatte er mit dem Lehrerberuf geliebäugelt. „Ich hatte Lehrer, die mit Begeisterung und viel Gefühl unterrichteten. Das imponierte mir.“ Hagen-Zwiener ließ sich zum Volksschullehrer ausbilden, „weil ich lieber jüngere Kinder unterrichten wollte und glaube, dass man diesen etwas mitgeben kann“.
Gefragt sind Menschenliebe und Gelassenheit
Nach der Pädak arbeitete er im Bezirk Dornbirn ein Jahr lang als Springer bzw. Aushilfslehrer. „Ich war an mehreren Schulen tätig und durfte in verschiedene Klassen hineinschnuppern.“ Das Jahr war für ihn sehr lehrreich. „Ich habe gesehen, wie man Schule hält und den Kindern begegnet.“ Die Praxis zeigte ihm, „dass Kinder Regeln brauchen und sie es mögen, wenn man ihnen einen Rahmen vorgibt, innerhalb dem sie sich bewegen können“.
Nach dem ersten Schuljahr ging für den jungen Lehrer die lehrreiche Zeit weiter. An der größten Volksschule Vorarlbergs, der VS Hohenems-Markt, durfte er zusammen mit einem erfahrenen Lehrer vier Jahre lang eine Integrationsklasse leiten. Danach wusste Hagen-Zwiener, was einen guten Lehrer ausmacht. „Erstens sollte man Kinder und Menschen mögen. Zweitens sollte man der Verschiedenheit der Kinder mit einer gewissen Gelassenheit begegnen. Gelassenheit ist auch bei der Stoffvermittlung gefragt. Alle Kinder brauchen ihre Zeit.“
“Wenn Beziehung nicht gelingt, dann gelingt auch Lernen nicht.”
Mathias Hagen-Zwiener, neuer Direktor der VS Hohenems-Markt
Sein Beruf beschert ihm immer wieder Erfolgserlebnisse. Er wertet es zum Beispiel als Erfolg, „wenn ich merke, dass Kinder gerne in die Schule kommen“. Dem Pädagogen war es immer wichtig, auf die Bedürfnisse der Kinder einzugehen. „Kinder fordern Aufmerksamkeit, Anerkennung und Zuwendung. Dafür habe ich mir Zeit genommen.“ Denn Hagen-Zwiener weiß: „Wenn Beziehung nicht gelingt, dann gelingt Lernen auch nicht.“
Zeit will sich der angehende Direktor der VS Hohenems-Markt aber nicht nur für die Schüler und die Eltern nehmen, sondern auch für die Lehrer. „Ich möchte ein Schulleiter für alle sein und auf die Menschen eingehen, mit denen ich es zu tun habe.“ Als Lehrer hatte er immer einen guten Draht zu seinen Kollegen. Der war so gut, dass sie ihn vor eineinhalb Jahren einstimmig zum Direktor-Stellvertreter wählten. „Das überraschte mich, weil ich mich in der Schule nie in den Vordergrund gedrängt habe. Aber ich empfand es als Ehre.“
Entspannung in der Werkstatt
Als er gefragt wurde, ob er die Schule übernehmen wolle, erbat er sich aber Bedenkzeit. „Denn Direktor stand bei mir nie auf dem Karriereplan.“ Aber dann war für ihn schnell klar, dass er die Herausforderung annehmen würde. „Ausschlaggebend war für mich das Vertrauen, das mir das Lehrerkollegium entgegenbringt.“
Der Vater zweier Töchter freut sich schon riesig auf den Schulanfang und die neue berufliche Aufgabe. Sollte ihn diese manchmal stressen, kann er sich abends immer noch in seine Werkstatt zurückziehen, wo er an seinen Oldies – einem VW-Bus und einem GTI – herumbastelt. „Dort kann ich abschalten und den (Schul)Alltag hinter mir lassen.“