Auf der Alpe wurde Emil Schwarzhans schnell erwachsen

Vorarlberg / 08.09.2020 • 09:00 Uhr
Emil Schwarzhans schätzt das Leben auf der Alpe. Er ist von der Natur, der guten Luft, der Ruhe und dem Alleinsein angetan.  <span class="copyright">Nadja Schwarzhans</span>
Emil Schwarzhans schätzt das Leben auf der Alpe. Er ist von der Natur, der guten Luft, der Ruhe und dem Alleinsein angetan. Nadja Schwarzhans

Das Alpleben begleitet Emil Schwarzhans (61) seit dem Kleinkindalter. Seither ist der Montafoner ein begeisterter Älpler.

Silbertal Am vergangenen Samstag zog Emil Schwarzhans (61) mit dem Vieh ins Tal. Seit 21 Jahren bewirtschaftet der Bartholomäberger die Alpe Fresch im hinteren Silbertal. Der Alphirte ist für 180 Stück Vieh – Mutterkühe, Kälber, Rinder und schottische Hochlandrinder – verantwortlich. „Heuer war ein guter Sommer. Es hat vom Futter her gepasst und vom Wetter. Es hat nie geschneit und war nie richtig kalt“, zieht Schwarzhans ein positives Resümee. Hinter ihm liegen 90 Alptage. “Ich bin mit Leib und Seele Älpler”, sagt der 61-Jährige und grinst wie ein Lausbub. Mit wenigen Worten bringt er auf den Punkt, warum ihm das Leben auf der Alpe gefällt: “Du bist in der Natur und frei, dein eigener Chef und allein.” Nachsatz: “Ich bin gerne allein, weil man tiefer in sich hineinfindet.”

“In einem Büro oder in einer Fabrik würde ich es nicht aushalten.”

Emil Schwarzhans, Alphirte seit 40 Jahren

Dieses Leben würde er gegen kein anderes eintauschen. “In einem Büro oder in einer Fabrik würde ich es nicht aushalten.” Schwarzhans übt unterm Jahr mehrere Berufe aus. Im Frühling und Herbst ist er Jäger, im Sommer Alphirte und im Winter arbeitet der gelernte Sportartikelverkäufer als Skitechniker. “In ein paar Tagen gehe ich am Hochjoch auf die Jagd”, freut sich der Jagdaufseher schon darauf. Die Jagd ist neben der Alpe seine zweite große Leidenschaft. Denn: “Tiere faszinieren mich. Ich beobachte sie  gern.”

Emil Schwarzhans ist seit 40 Jahren Alphirte. Seit 21 Jahren bewirtschaftet er die Alpe Fresch im hinteren Silbertal.
Emil Schwarzhans ist seit 40 Jahren Alphirte. Seit 21 Jahren bewirtschaftet er die Alpe Fresch im hinteren Silbertal.

Im Jänner erwacht dann aber schon wieder seine Sehnsucht nach der Alpe. “Dann schaue ich auf die Berge hinauf und wünsche mir, dass der Schnee schnell schmilzt.” Das Alpleben begleitet den Sohn eines Bergbauern aus Innerberg seit dem Kleinkindalter. “Als ich drei oder vier Jahre alt war, hat mich Papa zum ersten Mal mit auf die Alpe genommen. Er brauchte mich als Kleinhirte. Ich war von morgens bis abends beim Vieh und durfte es nicht allein lassen.” Freilich: Als Kleinhirte hatte er auch Mußestunden. “Ich habe mich in schöne Wiesen hineingelegt und in den Himmel geschaut oder geschlafen.”  Sein Vater, der auch hütete, brachte ihm bei, wie man mit dem Vieh umgeht und es hütet. “Du musst mit den Tieren kommunizieren und jeden Tag bei ihnen sein. Dann akzeptieren sie dich und folgen dir.” 

Der Bauernsohn musste auch zu Hause in der Landwirtschaft mithelfen. “Ich kann mich nicht erinnern, dass ich als Kind gespielt habe.” Schwarzhans musste früh erwachsen werden. An ein Detail seiner Kindheit erinnert er sich noch ganz besonders. “Ich habe Alpenrosen-Sträuße an Touristen verkauft und dafür zehn Schilling verlangt. Mit dem Geld habe ich mir Zigaretten gekauft.”

Blitz schlug neben ihm ein

Auf der Alpe wurde der Bub nicht nur schnell erwachsen. Dort lernte er auch seiner Ängste Herr zu werden. “Bei drohenden Gewittern sagte ich mir: ‘Wenn dich der Blitz erschlägt, merkst du nichts.'” Als Hirte muss er beim Vieh bleiben, wenn sich dunkle Wolken zusammenbrauen und es zu blitzen, donnern und hageln beginnt.  “Die Gefahr ist, dass die Tiere in Panik kommen und wegrennen. Ich muss das verhindern.” Einmal schlug ein Blitz 50 Meter neben ihm in einen Baum ein. “Da bin ich aber erschrocken. Es nahm mich fast aus den Schuhen.”

Brenzlig wird es für den Alphirten auch, wenn es im Sommer herunter schneit. “Dann besteht die Gefahr, dass die Tiere auf dem Schnee ausrutschen, sich verletzen oder abstürzen. Ich treibe dann das Vieh zusammen und gehe mit ihm talauswärts, so weit, bis kein Schnee mehr liegt.” Schwarzhans ist dankbar, “dass mir in den letzten fünf Jahren kein Tier abgestürzt ist”. Dabei bewegt er sich mit dem Vieh oft in extrem steilem Gelände, sodass er einen Stecken braucht, um sich abzustützen. Wie lange er noch als Alphirte tätig sein wird, macht der 61-Jährige von seiner Fitness abhängig. “Solange es die zulässt, mache ich es.”

Emil Schwarzhans

geboren 23. Dezember 1958 in Innerberg

Wohnort Innerberg

Ausbildung kaufmännische Lehre

Familie vier Kinder, in Partnerschaft

Hobby Jagd