Lech im Wahlkampfsumpf

Ungeachtet der Schmutzkübel haben weder Muxel noch Jochum in der Gemeindevertretung eine Mehrheit.
Schwarzach Lech ist ein kleiner Ort. Wahlkampf ist dort anders als in Bregenz oder gar in Wien. Mit 1317 Wahlberechtigten ist es so, dass nahezu jeder jeden kennt; zumindest vom Sehen oder vom Hören. So ist auch Stefan Jochum kein Unbekannter im Ort. Als Standesbeamter und früherer Vertrauter von Langzeitbürgermeister Ludwig Muxel hat er sich einen Namen gemacht. Spätestens seit der Gemeindewahl am 13. September ist Jochum allen ein Begriff. In der Bürgermeisterdirektwahl erreichte er bei einer Wahlbeteiligung von 81,09 Prozent 47,65 Prozent der Stimmen. Ludwig Muxel musste sich 35,45 Prozent zufriedengeben. Lech steht eine Stichwahl bevor.
Das ist neu für die Gemeinde. Es ist aufreibend für den Ort, wie die vergangenen Tage zeigen. War der Streit um das Gemeindezentrum wahlbestimmend, ist er mittlerweile in den Hintergrund gerückt. An dessen Stelle kommen Schmutzkübel. Sogar von Einschüchterungsversuchen war die Rede. Während der eine etwas behauptet, bestreitet es der andere – und umgekehrt. Lech ist in den Tiefen eines Wahlkampfs angekommen; oder, um es in den Worten des Wiener Altbürgermeisters Michael Häupl zu sagen, in der Zeit fokussierter Unintelligenz.
Auf eine Wahl folgt aber immer der berühmte Tag danach. Und dieser wird nicht einfach, weil in der Gemeindevertretung weder Jochum noch Muxel eine Mehrheit hinter sich hat.
4 Listen, 18 Sitze
Die Lecher Gemeindevertretung besteht aus 18 Sitzen, die sich auf vier Listen aufteilen. Acht Mandate hält Muxels „Liste Lech“, fünf Mandate hat Jochums „Unser Dorf“ und eines ging an „Zukunft Wagen“. Die Liste „Zusammen uf Weg“ wird vier Sitze in der Gemeindevertretung besetzen. Diese könnten ausschlaggebend werden, sollten sich die Anhänger von Muxel und Jochum gegenseitig blockieren. „Uns kann man nicht mehr übersehen“, sagt „Zusammen uf Weg“-Spitzenkandidat Bruno Strolz. „Unser Auftrag wird es sein, einen konstruktiven Beitrag zu leisten.“ Dringende Themen stünden an, unter anderem eine koordinierte und professionelle Vorbereitung auf den kommenden Winter sowie ein von der Bevölkerung getragener und gangbarer Entscheid zum Gemeindezentrum, sagt er den VN. Aufgrund der Vorkommnisse im Wahlkampf werde es aber sicher nicht einfach, in der Gemeindevertretung zu einer professionellen Zusammenarbeit zu kommen.
Wen Strolz als künftigen Bürgermeister bevorzugen würde, sagt er nicht. „Wir geben keine Wahlempfehlung ab. Es nützt nichts, sich gegenseitig zu befetzen oder einander niederzumachen.“
Bei der Bürgermeisterdirektwahl erhielt Strolz am 13. September 16,91 Prozent oder 176 Stimmen. Wandern diese zu Muxel, bliebe er Bürgermeister. 369 Lecher stimmten im ersten Wahlgang für den Amtsinhaber. Seinen Herausforderer und früheren Vertrauten Jochum wählten 127 mehr.
Für beide ist der Wahlkampf beendet, teilten sie am 20. September nahezu zeitgleich mit. Dies geschehe zum Wohle der Gemeinde. Die Auseinandersetzungen hätten eine Dimension angenommen, die der Gemeinde Lech nicht gut tun würde. Lange hielt der Wahlkampfstillstand aber nicht. Ein offener Brief, neue Anschuldigungen und Dementis folgten, inklusive einer weiteren Ankündigung, den Wahlkampf wieder zu beenden.