Ein Elektriker mit Herz hilft Bedürftigen

Markus Hagen ist bei “Stunde des Herzens” dabei und stellt einen Fairplace auf.
Hohenems, Dornbirn Die 87-jährige Witwe und ihr schwerkranker Sohn wohnen schon eine Ewigkeit im Waldhüsle im Montafon. Bis vor drei Jahren wurde in dem alten Haus mit strombetriebenen Radiatoren geheizt, obwohl das elektrische Leitungssystem in einem katastrophalen Zustand war. Auch der Boiler, der das Fließwasser wärmte, war in die Jahre gekommen und hatte an Funktionstüchtigkeit eingebüßt.
Als Markus Hagen sich das anschaute, habe er sich gewundert, „dass die Hütte noch steht“. Dann hat sich der 43-jährige Elektrotechniker an die Arbeit gemacht. Für die dringend notwendige Komplettsanierung nahm er sich Raum für Raum vor. Er legte neue elektrische Leitungen, baute einen Fundamenterder, installierte einen neuen (von Schmidt’s Erben geschenkten) Boiler. Das alles machte Markus Hagen gratis. Seitdem können die betagte Frau und ihr Sohn, die ihr Leben mit einer kargen Witwenrente bestreiten, im Waldhüsle wohnen, ohne Angst haben zu müssen, dass durch veraltete Stromleitungen Schaden entsteht und ihr Leben in Gefahr ist.
Größter Hilfseinsatz
Das war 2017 und Markus Hagens bisher größter Hilfseinsatz für „Stunde des Herzens.“ Etwa zwei Jahre davor habe er irgendwo etwas über diesen Verein gelesen, „und ich fand es cool, was diese Leute tun“. Er traf Vereinsobmann Joe Fritsche und bot seine ehrenamtliche Mitarbeit an. Inzwischen gehört Markus Hagen dem Helferteam an und hat schon vieles für Schützlinge von „Stunde des Herzens“ repariert, saniert oder neu gemacht. Zudem organisiert er Charity-Veranstaltungen, wie etwa Schaukoch-Events in den Räumlichkeiten von iQ-Solution in Hohenems. Dieses Unternehmen, das Elektroinstallationen, Service und Reparaturen durchführt, eine Assistentin beschäftigt und einen Lehrling ausbildet, hat Markus Hagen 2014 gegründet, nachdem er eine Lehre zum Elektrotechniker absolviert, die Meisterprüfung abgelegt und in verschiedenen Firmen Erfahrung gesammelt und fachliche Kenntnisse erweitert hat.
Vor vier Jahren hatte Markus Hagen die Idee zu einem regionalen Onlineshop, für den er mittlerweile ein Konzept ausgearbeitet hat: „Auf dieser Plattform kann jede Firma in Vorarlberg ihre Dienstleistung oder Shop-Inserate präsentieren“, führt Hagen aus. „Regional deshalb, damit das Geld im Land bleibt und nicht in Steueroasen fließt – wie bei Amazon“, nennt er ein Beispiel. „Amazon ist die Armut von morgen.“ Steuerpraktiken solcher internationaler Onlineversandhändlern „höhlen einheimische Betriebe aus. Da muss man gegensteuern“. Fairplace ist Hagen zufolge bereits in der Umsetzungsphase, online soll es Ende Oktober gehen.
Wenn man ein solches Projekt auf die Beine stellt, einen Betrieb führt und als Mitglied einer Hilfsorganisation Einsatz leistet, bleibt nicht viel Freizeit. Diese nutzt Markus Hagen für sportliche Aktivitäten. „Mit Sport verbinde ich auch das Wandern in unseren Bergen“, erklärt er. „Allein in der Natur zu sein, gibt mir eine Art Zufriedenheit. Dabei fühle ich mich weit weg vom immer weiter, immer höher, immer schneller.“
Zufriedener Mensch
Reisen? Das täte er gern,“ aber dafür habe ich zu wenig Zeit“. Außerdem fühlt sich Markus Hagen, der in Dornbirn wohnt, in Vorarlberg so wohl, dass er hier auch seine Urlaube verbringt. „Da sind die Berge, und ich muss nicht unbedingt ans Meer, wir haben ja den Bodensee.“ Überhaupt ist er ein zufriedener Mensch, betont er. „Mir geht es gut. Ich habe immer das gemacht, was ich machen wollte. Und das bleibt auch so.“
ZUR PERSON
Markus Hagen
Geboren 5. Juni 1977
Wohnort Dornbirn
Beruf Elektriker, Unternehmer
Familie ledig
Fairplace Kontakt www.fairplace-vorarlberg.at (ab Ende Oktober)