Was hinter dem Buch “Tatort Vorarlberg” steckt

Vorarlberg / 06.10.2020 • 20:00 Uhr
Was hinter dem Buch "Tatort Vorarlberg" steckt
Norbert Schwendingers Buch, das ab Freitag erhältlich ist, zeigt exklusive Einblicke in die Arbeit der Kriminalisten. VN/STEURER

Der ehemalige Morddezernatsleiter Norbert Schwendinger (61) brachte wahre Kriminalfälle zu Papier.

Dornbirn Bluttaten, Dramen, Amokläufe. Geschehen in Vorarlberg. Wer könnte diese wahren Kriminalfälle besser schildern als jener Mann, der sich einst als Chefermittler der Polizei damit befasste? Bereits im Vorjahr hat der ehemalige Morddezernatsleiter Norbert Schwendinger aus Dornbirn besonders spektakuläre Blutdelikte in Vorarlberg in einer umfassenden Serie in den „Vorarlberger Nachrichten“ Revue passieren lassen.

Schon nach Veröffentlichung des ersten Teils in den VN klopfte Nina Winkler vom Verlag „Edition V“ bei Schwendinger an. Ihr schon länger bestehendes Interesse für „True Crime Stories“ war nun endgültig geweckt und damit der Plan, die Erfahrungen des Kriminalisten in Buchform zu präsentieren. Aber: „Am Anfang war ich mir nicht ganz sicher über diese Anregung“, gesteht der 61-Jährige gegenüber den VN ein, „schließlich war ich in dieser Hinsicht ein völliger Newcomer.“

Ein Zaudern zu Beginn

Allerdings hätten schon einige seiner Berufskollegen früher mit dem Gedanken gespielt, ihre Erfahrungen zu Papier zu bringen. Kriminalist i. R. Hans Poiger etwa verwirklichte das gemeinsam mit Krimiautor Franz Kabelka mit der Publikation „Das Böse war meine Kundschaft“.

Schwendinger: „Auch auf mich selbst kamen Kollegen zu und regten mich an, ein Buch zu schreiben“, erzählt Schwendinger. Nun war die Gelegenheit gekommen. „Ich setzte mich erstmal mit Nina Winkler zusammen. Schon bald sah ich, dass sie eine sehr kompetente Gesprächspartnerin war und das Ganze recht unkompliziert erschien. Also dachten wir, versuchen wir unser Glück“, erinnert sich der Pensionist.

“Vor einer Herausforderung”

Dennoch hätten sich zunächst gewisse Schwierigkeiten ergeben. So sah es zumindest Schwendinger selbst. „Ich stand vor einer Herausforderung. Schließlich war ich das Verfassen von Tatsachenberichten in Beamtendeutsch gewohnt und nicht eine Form von Belletristik.“

Doch dies sollte sich als eine zu bescheidene Selbsteinschätzung herausstellen. Der ehemalige Morddezernatsleiter wurde eingeladen, vorerst zwei Fälle aus eigener Feder zu verfassen und sie dem Verlag zu übermitteln. 

Das Experiment glückte. Schwendinger ging ans Werk. Insgesamt zwölf Kriminalfälle, die dem Dornbirner besonders in Erinnerung geblieben sind, werden in seinem Buch “Tatort Vorarlberg” ausführlich beschrieben. Lektor war unter anderem VN-Korrektor Peter Natter, selbst Krimiautor.

Nun ist das Werk vollendet. In dem Tatsachenschmöker bietet sich ein exklusiver Blickwinkel aus der Sicht eines Morddezernatsleiters an. Etwa wie es zur Aufklärung eines Mordes kam, nachdem ein Mann seinen Stiefvater mit 73 Messerstichen getötet hatte, weil er in ihm einen Dämon sah.

Es wird beleuchtet, wie ein 20-jähriger, psychisch kranker Mann unter der Bezeichnung “Zodiac” einen Amoklauf in einer Oberländer Schule ankündigte und eine Todesliste erstellte. In einem weiteren Beispiel schildert der Autor, wie es 2014 zu einem brutalen Kriminalfall im Montafon kam. Ein Trio aus Bonn entführte einen jungen Mann, misshandelte und verletzte ihn schwer.

Ab Freitag im Buchhandel

Chefermittler i. R.  Norbert  Schwendinger  hat in seinem Buch „Tatort Vorarlberg. Wahre Kriminalfälle“ zwölf ausgewählte Delikte, deren Vorgeschichte sowie die Ermittlungsarbeit im Detail beschrieben – ein Blick hinter die Kulissen der Polizeiarbeit. Präsentiert wird das Buch am Donnerstag, 8. Oktober 2020, um 19 Uhr im Kleinen Saal des Kulturhauses Dornbirn.