Gericht: Raubüberfall im Regionalexpress

Vorarlberg / 14.10.2020 • 20:00 Uhr
Gericht: Raubüberfall im Regionalexpress
Drei der vier Angeklagten wurden zu monatelangen Haftstrafen verurteilt. ECKERT

Vier Teenager versuchten Lehrling mit Revolver Cannabiskraut „abzuzocken“.

Feldkirch Drei der Angeklagten sind 18, der vierte ist 16 Jahre alt. Sie alle haben Vorstrafen und waren auf der Suche nach Rauschmittel („Gras“). Über Umwege hörten sie, dass ein 18-jähriger Handwerkerlehrling 50 Gramm Cannabis dabei hätte, die wollten sie dem Mann einfach abnehmen. Sie wussten, dass der Lehrling täglich mit dem Zug ins Oberland zur Arbeit fährt, um kurz nach halb sieben lauerten sie ihm an jenem Augustabend im Regionalexpress auf. Die vier umkreisten das Opfer, das jedoch kein Suchtgift dabei hatte, sondern einfach nur müde war von seiner schweren Arbeit auf dem Bau.

Richtig Angst gemacht

Der Erstangeklagte, seit kurzem Vater, zeigte demonstrativ eine Schreckschusswaffe, um der Forderung nach Cannabis Nachdruck zu verleihen. Zuvor hatte das Quartett besprochen, wie es vorgehen würde,und dass man schon etwas Druck machen müsse, um an den Stoff zu gelangen. Mindestens einer, der dies zugibt, hat das Opfer auch ins Gesicht geschlagen. Sie durchsuchten den Lehrling. Dieser war der Meinung, die Pistole sei echt. Während der Zugfahrt von Götzis nach Dornbirn hielt der Bewaffnete immer wieder die Hand vor die Waffe, damit sie Dritte nicht sehen sollten. „Ich hatte Angst um mein Leben“, erzählt das Opfer als Zeuge mit leiser Stimme und ihm ist anzumerken, dass er noch heute Angst hat, wenn er an diese Zugfahrt zurückdenkt. Er musste sich in psychosoziale Prozessbegleitung begeben.

Für Monate in Haft

Außer dem Drittangeklagten versucht der Rest der Gruppe die Tat möglichst herunterzuspielen. Kaum jemand wusste angeblich von der Waffe. Nur einer habe geschlagen, der Zweitangeklagte will nicht einmal etwas gesehen haben. „Mitgegangen, mitgefangen“, bringt es Staatsanwalt Heinz Rusch auf den Punkt und demensprechend einheitlich fällt auch das Urteil aus: Alle schuldig des versuchten schweren Raubes. „Meinem Mandanten geht es schlecht, er hat Albträume und auch bei der Arbeit hat er Probleme“, erreicht Opfervertreterin Olivia Lerch einen Teilschmerzensgeldzuspruch von 1000 Euro. Der Erstangeklagte muss sechs Monate „sitzen“, zwölf sind auf Bewährung. Der Zweitangeklagte sitzt fünf Monate, zehn sind auf Bewährung und der Drittangeklagte muss von den insgesamt 24 Monaten acht absitzen. Der Jüngste kommt mit 1440 Euro Geldstrafe und zehn Monaten auf Bewährung davon. Das Urteil ist rechtskräftig.