Wenn der Gesang stirbt

Corona beraubt Musikschwerpunktschulen ihrer Seele.
Schwarzach Bernhard Posch (57), Direktor an der Musikmittelschule Bregenz-Stadt, plagen große Sorgen. Eine Kollegin hat sich mit Corona infiziert. Sie kam mit fast allen Klassen der Schule in Kontakt. Deshalb ist am Donnerstag ein Infektionsteam vor Ort und führt eine Massentestung durch. 14 der 28 Stammlehrer befinden sich in Quarantäne.
Hinter der allergrößten Sorge stehen mehrere andere Sorgen, die nicht nur den Schulleiter plagen. Eine davon betrifft die stark eingeschränkten Aktivitäten der Schulchöre, eines der Markenzeichen der Schule.
Maskiertes Singen
„Das Singen in geschlossenen Räumen geht nur mit Mund-Nasen-Schutz. Das ist nicht nur schwer umsetzbar, sondern auch nicht ungefährlich. Ich habe schon von Kindern gehört, die nach einiger Zeit Singen mit Maske umgefallen sind.“ Die Chöre der Schule suchen gelegentlich trotz der kalten Temperaturen Zuflucht im Pausenhof. „Aber das wird zu dieser Jahreszeit immer schwieriger.“ Traurig stimmt die Schulgemeinschaft, dass die traditionellen Aufführungen vor Weihnachten heuer wohl nicht möglich sein werden. Zu diesen zählt unter anderem das Weihnachtssingen in der Galluskirche. „Wir werden nach den Herbstferien den Eltern Bescheid sagen, was möglich ist und was nicht. Derzeit sehe ich kein Schlupfloch, wie wir Veranstalltungen aufführen können, zumal ja auch alle Choraktivitäten auf Landesebene bereits abgesagt wurden und wir nicht richtig proben können“, sagt Posch.
Die besondere Kraft
Die vorherrschende Ungewissheit, gepaart mit den ohnehin schon bestehenden Schwierigkeiten, beklagt auch Poschs Kollege von der Musikmittelschule Dornbirn Bergmannstraße, Axel Girardelli (56). „Bei uns wären der Vorspielabend der ersten Klassen und das große Adventsingen in der Pfarrkirche die Höhepunkte vor Weihnachten.“ Ganz aufgegeben hat Girardelli die Umsetzung dieser Highlights noch nicht, da sich an der Coronafront die Dinge schnell ändern können. Dass der Musikmittelschule Bergmannstraße mit ihren 120 Musikschülern (von insgesamt 330 Schülern), die Seele genommen wird, sieht Girardelli nicht so. „Die Musik ist eine besondere Kraft und macht es den Schülern auch in dieser Situation etwas leichter“, meint der Direktor. Er verweist in diesem Zusammenhang auch auf das Musizieren mit Instrumenten, der trotz gewisser Einschränkungen leichter durchzuführen sei als das Chorsingen.
Emotional so gut es geht
Die Kinder in weitestgehender Normalität zu halten, ist der Anspruch speziell in den heimischen Kindergärten. Dort steht dieser Tage das traditionelle Laternenfest an. Ein Ereignis, an dem gewöhnlich alle Kinder, die Kindergartenpädagoginnen und die Eltern im Rahmen eines gemeinsamen Festes teilnehmen. Die meisten Einrichtungen führen das heuer in Gruppen ohne Eltern durch. Im Kindergarten Dornbirn Hatlerstraße bleibt man sogar im Haus. „Wir schalten die Lichter im Gebäude aus und marschieren mit den Kindern und ihren brennenden Laternen in getrennten Gruppen durchs Haus“, erklärt Kindergartenpädagogin Johanna Lang (22) das Rezept ihres Kindergartens zur Beibehaltung des „Zaubers“. Auch die festlichen Ereignisse vor Weihnachten mit Theater und Krippenspielen sollen die Kinder emotional so gut es geht erleben dürfen. Halt ohne Eltern und beschränkt auf ihre Gruppen.
„Schüler, die mit Musik zu tun haben, tun sich in dieser Situation etwas leichter.“