Aus „Arak ghadaan“ wurde „Bis morn“

Aus dem Irak geflüchtet, in Schlins eine neue Heimat gefunden.
Schlins Hussein-Khadim Abob und seine Frau Namariq Abdulkhaleq Kadhim sprechen sehr gut Deutsch. Außer, wenn einer ihrer vier Söhne in breitem Vorarlberger Dialekt mit ihnen redet. „Da verstehe ich dann gar nichts mehr“, lacht die Mutter und ist gleichzeitig stolz darauf, dass ihre „Jungs“ in Vorarlberg ebenso wie die Eltern gut integriert sind. Die Familie stammt ursprünglich aus dem Irak. Beide Eltern verfügen über eine erstklassige Ausbildung und waren in ihrer früheren Heimat auch beruflich erfolgreich: Namariq Abdulkhaleq Kadhim als Bauingenieurin im Ministerium in Bagdad und Hussein-Khadim Abob als Psychologe. Im Rahmen seiner Arbeit sollte der Familienvater Gutachten über Gefängnisinsassen schreiben, aber nicht so, wie er die Menschen aus fachlicher Sicht sah, sondern so, wie es die Militärregierung wollte. Der Druck auf die Familie stieg: Ein provozierter Autounfall brachte das Leben von Namariq Abdulkhaleq Kadhim in Gefahr, auch das älteste der Kinder wurde bedroht. Der Familie blieb kein anderer Ausweg als die Flucht. „Wir mussten so viel verlassen. Wir hatten ein kleines, schönes Haus, eine gute Arbeitsstelle, Familie und Freunde – die Sicherheit der Familie war aber dennoch das Wichtigste.“
Die Geschichte der Flucht ist eine, die so vielfach vorkommt und die in den Eltern nach wie vor viele Emotionen auslöst: 70 Personen auf einem viel zu kleinen Boot, das irgendwann auf der Überfahrt die Luft verlor. Schlussendlich dann die Rettung, Traiskirchen als erste Station in Österreich, dann weiter über Flüchtlingsunterkünfte in Salzburg und in der Steiermark und schließlich nach Vorarlberg. „Zuerst lebten wir im Rotkreuz-Haus in Götzis, zwischenzeitlich haben wir in Gaisbühel eine Wohnung zugeteilt bekommen.“
Schlins als neues Zuhause
Hier hat die Familie nun ein neues – sicheres und liebevoll eingerichtetes – Zuhause gefunden. Alle haben gut Fuß gefasst und schnell Deutsch gelernt. Der älteste der vier Jungs, Fahad, ist mittlerweile 14 Jahre alt, der jüngste Sohn, Mohammed, vier Jahre. Die älteren Burschen sind gute Schüler, haben viele Freunde gefunden und sind auch im Fußballclub aktiv. „Der Jüngste spricht nur noch Deutsch. Als er sich zuletzt mit ‚Bis morn‘ im Kindergarten verabschiedet hat, war ich es, die kein Wort mehr verstanden hat“, erzählt Mama Namariq.
Rot-weiß-rote Dienstkleidung
In den vergangenen Sommern war Hussein-Khadim Abob im Walgaubad als Bademeister im Einsatz, momentan arbeitet er freiwillig beim Coronateam des Roten Kreuzes mit. „In den vergangenen Monaten waren es vor allem die mobilen Testungen in den Tourismusgebieten. Es ist ein Vollzeitjob, aber weil ich bisher nichts verdienen durfte, unentgeltlich“, war Hussein-Khadim Abob einfach nur froh darüber, eine Arbeit zu haben, das Warten zu verkürzen und den Tagen einen Sinn zu geben.

Der große Wunsch der Familie ist kürzlich in Erfüllung gegangen: Ihr Asylverfahren wurde positiv abgeschlossen und sie dürfen sich in ihrer neuen Heimat Vorarlberg eine Zukunft aufbauen.