Neuschnee sorgt in Vorarlberg weiter für Probleme

Schneeräumung, Unfälle, gesperrte Straßen: Das Schneechaos hält Vorarlberg auf Trab.
Bregenz Die ungewöhnlich großen Neuschneemengen in Vorarlberg haben auch am Freitag weiter Probleme verursacht. Von Donnerstag, 19.00 Uhr, bis Freitagmittag meldete die Rettungs- und Feuerwehrleitstelle 105 Einsätze, vor allem wegen umgeknickter Bäume und aufgrund von Unfällen. Zahlreiche Straßen und die Bahnverbindungen über den Arlberg und in die Schweiz waren gesperrt. Die Lawinengefahr blieb verbreitet groß.

Die Schneefälle hielten die Räumdienste und Einsatzkräfte durchgehend auf Trab. Umgeknickte Bäume und abgebrochene Äste wurden von den Straßen geräumt, vereinzelt Dächer abgeschaufelt, etwa in Bludenz eine Tennishalle. In den Gemeinden Höchst, Gaißau und Fußach (alle Bezirk Bregenz) waren am Donnerstagabend 7.400 Anschlüsse bis 20.20 Uhr ohne Strom, die Schneefälle hatten im 110 kV-Netz mehrere Erdschlüsse verursacht. In Höchst (Bezirk Bludenz) rutschte am Donnerstagabend ein Gelenkbus von der Fahrbahn, in Feldkirch stürzte bei Räumarbeiten ein Traktor ab. Der Fahrer wurde aus der Kabine geschleudert und erlitt Rückenverletzungen. Ein Alkolenker und seine beiden Passagierinnen landeten in Lustenau wegen nicht an die Verhältnisse angepasster Fahrweise in einem Graben, der Lenker wurde schwer verletzt.
Wegen der winterlichen Verhältnisse riet der ÖAMTC am Freitag, die Rheintalautobahn A14 wenn möglich zu meiden. Zwischen Hörbranz-Lochau und Bludenz-Montafon kam es in beiden Richtungen erneut zu Verkehrsstörungen. Zahlreiche, vor allem höher gelegene Verbindungen blieben wegen der großen Schneemengen und Lawinengefahr gesperrt, etwa die L188 zwischen Schruns und St. Gallenkirch (Montafon) – damit waren die Orte im hinteren Montafon nicht auf dem Straßenweg erreichbar – und die Faschinastraße zwischen Au und Damüls (Bregenzerwald). Mit der Sperre der Arlbergstraße (L197) zwischen Langen und St. Anton blieben Stuben sowie Lech/Zürs weiter am Straßenweg abgeschnitten, das galt auch für den hinteresten Bregenzerwald. Lawinengefahr drohte auch dort auf den darum gesperrten Strecken Schoppernau – Schröcken (Bregenzerwald), auf der Ebniterstraße (Dornbirn), der Schuttannenstraße (Hohenems), der Gargellenerstraße (Bezirk Bludenz) oder zwischen Sankt Anton im Montafon und Bartholomäberg sowie zwischen Schnepfau und Bezau (Bregenzerwald).

Sperren gab es weiterhin auch im Zugverkehr. So war die Arlbergbahnstrecke bis voraussichtlich Samstag nicht befahrbar, auf den Gleisen lagen bis zu 1,30 Meter Neuschnee. Man sei mit allen Kräften im Räumeinsatz, hieß es bei den ÖBB. Ebenfalls gesperrt war die Zugverbindung von Feldkirch nach Buchs (Schweiz). Ein Schienenersatzverkehr wurde eingerichtet, dennoch rieten die ÖBB wegen der winterlichen Verhältnisse von nicht notwendigen Reisen in Westösterreich ab. Die ÖBB-Lawinenkommissionen entscheiden am Samstag über das weitere Vorgehen.

Die Lawinengefahr schätzte die Landeswarnzentrale weiter verbreitet als groß ein, damit herrschte in allen Höhenlagen die Warnstufe 4. Der Neu- und Triebschnee liege auf einer ungünstigen Altschneeoberfläche und sei sehr störanfällig. Fernauslösungen und viele spontane Lawinen seien zu erwarten. Diese könnten auch sehr große Ausmaße annehmen und exponierte Verkehrswege gefährden, hieß es. Die Zahl der spontanen Schneebrettlawinen werde im Tagesverlauf mit Abklingen der Niederschläge abnehmen. Unerfahrene sollten die gesicherten Pisten nicht verlassen.
Die Intensität der Schneefälle nahm im Laufe des Freitag ab, bis zum Nachmittag sollen sie überall aufhören. Die derzeitigen Neuschneemengen sind laut Angaben der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) für Vorarlberg „ungewöhnlich“. Mehr Neuschnee in 24 Stunden als am Freitag gab es an der ZAMG-Wetterstation in Feldkirch seit Messbeginn im Jahr 1896 erst drei Mal. In Bregenz, wo es seit 1980 tägliche Aufzeichnungen gibt, fiel nur ein einziges Mal mehr Neuschnee als am 15. Jänner 2021.
