Die ungeklärte Schlammfrage

Eigene Trocknungsanlage soll Klärschlammproblem lösen. Auch eine Grünmüllkrise droht.
Bregenz, Dornbirn Mit jeder Klospülung hinterlässt ein Vorarlberger verbrannte Erde. Geht es nach den Verantwortlichen im Land, soll es mehr Erde werden. Um dem Klärschlammentsorgungsproblem Herr zu werden, steht der Bau einer eigenen Trocknungsanlage in der Diskussion, damit das Material einfacher zu Verbrennungsanlagen transportiert werden kann. Nicht nur der Klärschlamm harrt einer Lösung. Auch Grünmüll könnte zu einem echten Problem werden.
Wohin mit dem Schlamm? Diese Frage stellten sich die Gemeinden schon einmal. Das Ergebnis war eine landesweite Ausschreibung zur Entsorgung des Klärschlamms. Wie die VN berichteten, ging der Plan schief. Er sah vor, dass der Schlamm kompostiert wird, was nicht mehr möglich ist. Nun muss er teurer in Deutschland, der Schweiz oder über einen Tiroler Drittanbieter verbrannt werden. Der Vertrag läuft bis 2023, mit Option auf zwei weitere Jahre. Der im Gemeindeverband angesiedelte Umweltverband widmet sich der Zeit danach.
Geschäftsführer Herbert Koschier erläutert: „Es ist noch nichts spruchreif, aber es geht in die Richtung, dass man den Klärschlamm trocknet.“ Demnächst ist ein Termin mit dem zuständigen Landesrat Johannes Rauch geplant. Der erklärt: „Man kann das zentral oder dezentral regeln. Zudem muss die Standortfrage geklärt werden.“ Laut Koschier sollte bald eine Entscheidung her. Denn: „Allein der Bau einer Trocknungsanlage dauert sicher ein Jahr.“ Dass der Schlamm vor dem Transport zu einer Verbrennungsanlage getrocknet wird, hat wirtschaftliche Gründe. „Wir denken, dass wir die Menge auf ein Viertel reduzieren können“, rechnet Koschier vor. Um diesen Faktor würden sich auch die Kosten für den Transport und die Verbrennung reduzieren.
Wer will den Kompost?
Das geplante Treffen der Verantwortlichen würde man im Politsprech als Müllgipfel bezeichnen. „Wir sprechen über die vier Sektionen im Land: Klärschlamm, Restabfall, Biomüll und Grünschnitt“, berichtet Landesrat Rauch. Auch bei den rund 8500 Tonnen Grünschnitt pro Jahr häufen sich die Reste und damit die Probleme. Früher wurde das Material bei der ehemaligen Firma Häusle für die Trockenvergärung von Biomüll verwendet. Da nun auf Nassvergärung gesetzt wird, benötigt es keinen Grünschnitt mehr. Damit steigen die Entsorgungskosten, und die Gemeinden suchen eine Lösung. „Es gibt auch hier die Möglichkeit einer gemeinsamen Ausschreibung der Gemeinden“, führt Koschier aus. „Man könnte auch mehrere dezentrale Anlagen betreiben, Kompostieren ist keine Hexerei. Aber was geschieht mit dem Kompost?“
Johannes Rauch sieht in dieser Frage ein Problem. „Der Kompost ist nicht giftig, er ist verwertbar. Aber so lange man im Supermarkt importierte Torfe und Erden fragwürdiger Qualität und Herstellung zu Dumpingpreisen erhält, wäre eine Ländle-Erde schwer absetzbar.“ Koschier berichtet von der Idee, dass Gemeinden, die den Grünschnitt zur Kompostierung bringen, einen Teil des Komposts wieder selbst verwenden müssen. „Es gibt jetzt einmal einige Überlegungen. Aber es wird soweit kommen, dass wir uns um den Grünschnitt kümmern müssen.“ Am Ende ist es eine Frage des Preises.
„Wir denken, dass wir durch die Trocknung die Menge auf ein Viertel reduzieren können.“
