Der virenfreie Wechsel in die neue Schule

Briefkasten statt Personenkontakt und weniger fundierte Zeugnisse: Anmeldungen in Coronazeiten.
Bregenz, Dornbirn Der Wechsel in eine neue Schule ist in der Bildungskarriere eines Jugendlichen ein Meilenstein. Corona macht auch das heuer zu einem nicht einfachen Unterfangen. Zum einen, weil die Semesterschulnachricht als einziges Kriterium der Aufnahme aufgrund des wochenlangen Lockdowns nicht die gewohnte Aussagekraft haben kann, zum anderen, weil die Anmeldung selbst heuer aus dem Rahmen fällt.
Mögliche Folgen der Milde
Die Empfehlung des Ministers an alle Schulen und Lehrer bezüglich Benotung war unmissverständlich: Milde walten lassen, lautet die Devise. Was kann das bedeuten? Zum Beispiel, dass heuer die Gymnasien mit einer Flut von „Lauter Einser-Schulnachrichten“ aus den Volksschulen konfrontiert werden? „Ich erwarte es nicht, kann es aber nicht ausschließen“, sagt dazu Reinhard Sepp (57), Direktor am BRG/BORG Schoren.
Sepp will sich nicht vorstellen, dass es mehr „Lauter-Einser-Zeugnisse“ gibt als Plätze für die Aufnahme in die ersten Klassen seiner Schule. Für diesen Fall schlägt er vor, dass auch die Noten der dritten Klassen für die Aufnahme herangezogen werden sollen. Für einen Aufnahmetest wäre er ohnehin.
Drittklässlerzeugnisse
Dass sich die Aufnahmekriterien kurzfristig ändern, ist für Andreas Kappaurer (59), pädagogischer Leiter der Bildungsdirektion, eine Horrorvorstellung. „Zeugnisse der dritten Klassen heranzuziehen würde einen Rattenschwanz an Problemen heraufbeschwören“, ist sich Kappaurer sicher. Er setzt auf eine verantwortungsvolle Notengebung der Volksschulpädagoginnen und – pädagogen. Dabei ist die Heranziehung von Dritte-Klasse-Volksschulzeugnissen für die Aufnahme in die AHS-Unterstufe österreichweit kein Tabu. In Tirol etwa gibt es das. „Es kann durchaus sein, dass wir Dritte-Klasse-Zeugnisse als eines der Kriterien für die Aufnahme in Gymnasien im städtischen Bereich miteinbeziehen. Das haben wir schon vor Coronazeiten gemacht“, bestätigt Kappaurers Amtskollege in Tirol, Werner Mayr.
Durchs Fenster
Außergewöhnlich wird heuer auch das Prozedere der Anmeldung in höhere Schulen. Am Schoren will man den Eltern die Möglichkeit nicht vorenthalten, mit dem Direktor vor Ort persönlich zu sprechen. Dazu wird ein Anmeldesystem installiert, das sicherstellen soll, dass sich nicht zu viele Menschen auf einmal an der Schule aufhalten. Am BG Blumenstraße in Bregenz möchte Direktor Klaus König (50) hingegen keine schulfremden Personen in das Gebäude lassen. „Wir haben bei uns das Glück, dass das Sekretariat im Parterre liegt. Dort können Eltern oder Schüler ihre Zeugnisse durchs Fenster hineinreichen. „Für Fragen haben wir einen digitalen Chat eingerichtet. Und mich kann man notfalls ja auch telefonisch erreichen.“
„Bei uns kann man das Zeugnis durchs Fenster ins Sekretariat reichen. Dieses liegt im Parterre.“
Klaus König, Direktor BG Blumenstraße
An der HTL Dornbirn dient ein Postkasten vor der Schule als Medium zur Anmeldung. „Eltern oder Schüler sollen die Zeugnisse hineinwerfen. Sie sind dort sicher, und es wird als korrekt ausgewertet“, heißt es aus dem Sekretariat der Schule. Die Anmeldefrist dauert vom 15. bis 26. Februar.