Aus Bregenzer Schule wird Familienhaus

Volksschule in Rieden wird bis Herbst zum Familientreffpunkt, das Gebäude hat für den Stadtteil große Bedeutung.
BREGENZ Weit über ein Jahrhundert lang bevölkerten Kinder das Haus in der Bregenzer Mariahilfstraße – jetzt wird die ehemalige Volksschule Rieden in der Mariahilfstraße, wie in der VN-Heimat berichtet, bis Herbst dieses Jahres zu einem Familien- und Bildungshaus umgewandelt, und damit gehört es (neben den Eltern) auch wieder den Kindern. Weil der vor wenigen Jahren neu erbaute Kindergarten Mariahilf längst aus allen Nähten platzt, werden im alten Schulhaus vier Kindergartengruppen Platz finden, außerdem das Eltern-Kind-Zentrum, die connexia-Elternberatung und das Angebot für elementare Musikpädagogik der Musikschule.
Familientreffpunkt
Zudem wird im Haus ein Familientreffpunkt eingerichtet. Eltern mit Kindern aus der Umgebung werden, vorausgesetzt der Corona-Spuk findet bis Herbst ein Ende, eingeladen, sich dort zu treffen, zu informieren und sich auszutauschen. Es werden Informationen zu allen relevanten Themen im Hinblick auf die Entwicklung der Kinder von Geburt bis hin zum Schuleintritt angesprochen, auch kompetente Fachleute stehen für Auskünfte vor Ort zur Verfügung. Mit dem Familien- und Bildungshaus entsteht in Rieden ein zentral gelegenes Haus für Kinder und Familien, ein Ort, an dem Begegnung, Austausch, Lernen und Entwicklung stattfinden soll.
Umbauarbeiten bis Herbst
Die Umbauarbeiten finden in den kommenden Monaten statt – im Herbst wird das Haus dann seine Türen für Besucher öffnen. Große Bauarbeiten stehen aber nicht ins Haus, betont der Bregenzer Baudirektor DI Dr. Bernhard Fink. Neu errichtet wird ein Lift, damit alle Stockwerke barrierefrei erreicht werden können. Die Klassenzimmer bleiben großteils erhalten, werden aber neu ausgemalt, die Sanitäranlagen werden den neuen Bedürfnissen entsprechend renoviert. An der Fassade ändert sich nichts.
Schule mit Geschichte
Rieden-Vorkloster ist heute so etwas wie die Vorstadt von Bregenz, wenn der Ort auch ein beträchtliches Alter aufweist und vermutlich bis in die Zeit der Karolinger zurück reicht. Rieden-Vorkloster zählte schon Ende des 19. Jahrhunderts über 3000 Einwohner, als es 1894 sein erstes gemeinsames Schulhaus bekam, um die wachsende Schülerzahl in damals vier Klassen zu beherbergen. Bis dahin hatte Rieden eine idyllische Schulklasse im Gemeindehäuslein beim Dorfbrunnen im „Straßenzwickel“ der oberen Brielgasse (das Haus wurde 1964 abgerissen, um die Brielgasse in diesem Abschnitt ausbauen zu können). Wann dieses Gebäude errichtet wurde, ist nicht bekannt.
Anfänge um 1780
Die Anfänge der Riedner Schule fallen in die 1780er-Jahre. Erst seit 1808 gibt es die Gemeinde Rieden, zu der auch das Vorkloster gehört. Die Vorklöstner Volksschule stand in der Mehrerauerstraße. Im Gefolge der Industrialisierung in den 1880er-Jahren stieg die Bevölkerung von Rieden-Vorkloster so stark an, dass die beiden kleinen Schulhäuser nicht mehr genügten. Als Rieden-Vorkloster 1894 sein erstes gemeinsames Schulhaus an der Mariahilferstraße bekam, zählte die Gemeinde bereits über 3000 Einwohner.
Neue Schule und Gemeindeamt
Im neuen Schulhaus konnte 1895 auch eine erste Kapelle eingerichtet werden. Bereits 1905/07 kam es zu einem weiteren Schulneubau im Anschluss an die alte Schule. Im 1894 errichteten Schulgebäude wurde dann das Gemeindeamt untergebracht.
Die Ansiedlung von Industriebetrieben in den Bregenzer Vororten Rieden und Vorkloster führte um 1900 zu einem rasanten Bevölkerungsanstieg. Da in Bregenz kaum Expansionsraum vorhanden war, wurden die heutigen Stadtteile Rieden und Vorkloster 1919 eingemeindet.
Der massive Bevölkerungsanstieg brachte eine explosionsartige städtebauliche Entwicklung unterschiedlicher Siedlungstypen mit sich und führte unter anderem auch dazu, dass Schulen aus- oder neugebaut wurden. Ihnen wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine immer größer werdende Bedeutung beigemessen. So wurde „die Schulfrage zum dringlichen Problem“ erklärt. Das zeigte sich auch an der Wahl des Standortes, der die Schulen nunmehr in das urbane
Leben einbezog und deren Bauten zu repräsentativen Gebäuden im Straßenbild avancierten. Außerdem wurden Schulen umstrukturiert und mit verschiedenen Räumlichkeiten wie beispielsweise Turnsälen, Zeichensälen oder Werkräumen ausgestattet. Das konnten Schulen des alten Schultypus nicht mehr bieten.
So wurde 1906 das von Willibald Braun und Georg Natter eben gegründete Architekturbüro mit der Erweiterung der Schule beauftragt. In der neuen Schule war auch eine „Notkapelle“ integriert. Entwürfe für eine eigene Kirche in Rieden machten die beiden Archtitekten bereits 1907 bzw. 1917.
1921 entsteht Mariahilfkirche
Architekt Clemens Holzmeister plante schließlich ab 1921 die Mariahilfkirche neben dem Schulgebäude, welche von 1925 bis 1931 errichtet und 1931 geweiht wurde. Damit konnte die Notkapelle zu einem Turnsaal für die Schule umfunktioniert werden.
Die Schule ist der Beginn einer Vielzahl öffentlicher Gebäude und privater Wohnhäuser in Vorarlberg des noch jungen Bauplaners Willibald Braun. Viele dieser Gebäude stehen bereits unter Denkmalschutz wie beispielsweise das alte Landhaus in Bregenz, die ehemalige Lungenheilstätte Gaisbühel, das Bezirksgericht in Bludenz, das Hotel Madrisa in Gargellen sowie zahlreiche Wohnhäuser. Fst