Rosa Maria Deutscher vermittelt Kindern Lernfreude

Vorarlberg / 19.04.2021 • 12:00 Uhr
Rosa Maria Deutscher vermittelt Kindern Lernfreude
Rosa Maria Deutscher und Dohugan verstehen sich bestens. CARITAS

Ehemalige Zahnärztin engagiert sich im Caritas-Lerncafé.

dornbirn Geht es um Kinder, geht Rosa Maria Deutscher das Herz über. “Kinder finde ich herrlich”, frohlockt die 67-Jährige. Da sie nach ihrer Pensionierung ohnehin “etwas Sinnvolles tun wollte”, wie sie sagt, erkundigte sich die Zahnärztin bei der Caritas in Feldkirch, was da möglich wäre. Mithilfe im Lerncafé Dornbirn, lautete der Vorschlag. Rosa Maria Deutscher nahm dankend an. Seitdem ist sie jede Woche zweimal vor Ort, um Kinder wie Dohugan (9) in Deutsch, Mathematik und Englisch zu unterstützen. Gerade in Coronazeiten hält sie diese Lernhilfe für enorm wichtig: “Die jungen Menschen tun mir leid, und ich finde es klasse, dass die Lerncafés für Kinder, die schulische Hilfe brauchten, geöffnet blieben, während alle Schulen zu waren.“ Auch der coronabedingte Umstieg auf digitales Lernen bereitete ihr und ihren Schülern nur wenig Probleme.

Von Kindern lernen

Rosa Maria Deutscher nimmt Mädchen und Buben im Alter von acht bis 14 Jahren unter ihre Fittiche und hat festgestellt: „Ich lerne selbst auch immer etwas durch die Aufgaben der Schüler. So erfuhr ich zum Beispiel viel Neues über Pippi Langstrumpf, ihr Aussehen, ihre Eigenschaften, die Villa Kunterbunt, ihr weißes Pferd mit schwarzen Punkten und den Affen, Herrn Nilsson“, erzählt sie und lächelt dabei. Die ehemalige Zahnärztin liebt die Arbeit mit Kindern und sieht in ihrer Aufgabe als Freiwillige im Lerncafé Dornbirn eine Beschäftigung, die sie nur jedem und jeder wärmstens empfehlen kann: „Ich fühle mich hier rundum wohl. Wir gehen respekt- und liebevoll miteinander um, die Räumlichkeiten sind toll”, listet die gebürtige Deutsche auf. Sie mag den Kontakt zu jungen und älteren Menschen, “und”, ergänzt sie mit Schalk in den Augen, “der Kaffee ist auch hervorragend”. Wie zum Beweis nimmt sie einen großen, großen Schluck aus ihrer Tasse.

Ungewöhnlicher Bildungsweg

Die Lernfreude zog sich auch durch die Jugend von Rosa Maria Deutscher. Nach dem Abschluss der Realschule arbeitete die junge Frau als Laborantin und holte in Koblenz im Rahmen einer Tagesschule das Abitur nach. “Irgendwann bin ich dann einmal im Arbeitsamt gelandet und habe gesehen, dass Zahnärzte gesucht werden”, erzählt sie. Warum also nicht noch Zahnmedizin studieren, fragte sich Rosa Maria und setzte das Vorhaben im Alter von 27 Jahren spontan in die Tat um. Nach dem Studium arbeitete Deutscher zuerst als angestellte Zahnärztin, später machte sie sich mit einer eigenen Praxis selbständig. Mit 50 verkaufte sie ihre Ordination, arbeitete kurz bei einem Kollegen mit und befand dann, dass es Zeit für eine Veränderung bzw. eine neue Herausforderung war.

In einer Fachzeitschrift las die Liebhaberin klassischer Musik, dass in Vorarlberg Zahnärzte gesucht werden. “Innerhalb von sechs Wochen brach ich meine Zelte in Deutschland ab und zog hierher, um im Zahnambulatorium neu anzufangen.” Vorher musste Rosa Maria Deutscher allerdings noch googeln, wo denn Vorarlberg liegt. “Bis dahin habe ich von dem Land kaum etwas gewusst“, gibt die sympathische Wahl-Vorarlbergerin zu. Sie hat den Schritt nicht bereut, obwohl sie Menschen zurücklassen musste, die ihr nahe waren. „Ich freue mich jeden Tag über die schöne Landschaft. Der liebe Gott hat mich hier ins Paradies gesetzt.” Die Worte sind nicht nur so dahingesagt. Rosa Maria Deutscher praktiziert ihren Glauben offen, und sie hat die Ausbildung zur Wortgottesdienstleiterin gemacht.