Pädagogischer Leiter Kappaurer: “Von uns gibt es eine klare Impfempfehlung für Lehrer”

Vorarlberg / 17.05.2021 • 05:00 Uhr
Pädagogischer Leiter Kappaurer: "Von uns gibt es eine klare Impfempfehlung für Lehrer"
Andreas Kappaurer, pädagogischer Leiter der Bildungsdirektion Vorarlberg, hofft auf eine baldige Normalisierung des Schulbetriebs. VN/STIPLOVSEK

Andreas Kappaurer findet es “einen Wahnsinn”, dass zwei Eltern an der VS Rankweil tägliche Tests vereiteln konnten.

Bregenz Nach vielen Monaten Ausnahmezustand geht es in den Schulen immer mehr Richtung Normalität. Am Montag endet der Schichtbetrieb, Schüler können wieder in voller Klassenstärke, freilich unter strengen Sicherheitsvorschriften, unterrichtet werden. Die schriftliche Matura startet am Mittwoch. Andreas Kappaurer (60), pädagogischer Leiter der Bildungsdirektion, rechnet damit, dass im Herbst wieder uneingeschränkt Schulveranstaltungen möglich sind. Er drückt sein Unverständnis gegenüber der Verhinderung von täglichen Tests an der VS Rankweil aus und empfiehlt im Gegensatz zu Lehrervertretung und Gewerkschaft Impfungen von Pädagogen ausdrücklich.

Welcher von den jüngsten Lockerungsschritten für die Schule ist aus Ihrer Sicht der wichtigste?

Völlig klar: Die Rückkehr zum Präsenzunterricht für alle SchülerInnen. Es bleiben uns jetzt noch acht Wochen gemeinsamer Unterricht. Zeit, für einen guten Abschluss, für Klassengemeinschaft und Freundschaften, für einen Ausblick auf das kommende Schuljahr.

Es gibt also auch für Klassen mit mehr als 18 Schülern an Mittel- und höheren Schulen keinen Schichtbetrieb mehr?

Richtig, ab Montag sind wieder alle Schüler an den Schulen. Es wird drei Mal die Woche getestet. Nur wer getestet ist, kann in die Klasse. Der Unterricht findet in der Haushaltsgemeinschaft statt. Das heißt: Auf den Abstand kann in der Klasse verzichtet werden. Das Tragen einer Maske ist jedoch weiterhin notwendig.

Schulunterricht mit vollen Klassen und ohne Maske. Das wünschen sich Eltern, Lehrer und Schüler für das kommende Schuljahr.  <span class="copyright">  APA</span>
Schulunterricht mit vollen Klassen und ohne Maske. Das wünschen sich Eltern, Lehrer und Schüler für das kommende Schuljahr.   APA

Am Mittwoch beginnt die Matura. Wie sehen Sie die gegebenen Rahmenbedingungen: Maskentragen, Freiwilligkeit der mündlichen Prüfungen, Miteinbindung der Jahresabschlussnote ins Maturazeugnis, 30 Prozent Mindestleistungerbringung bei der Klausur für eine positive Gesamtnote?

Das Tragen einer Maske ist sicher für viele SchülerInnen eine Belastung. Man wird auf ausreichende Maskenpausen zu achten haben. Dafür gibt es eine Stunde mehr Arbeitszeit.Dass die Jahresnote ins Abschlusszeugnis miteinbezogen wird, finde ich gerechtfertigt und hilft jenen, die Prüfungsangst haben. Auch dass bei der Klausur zumindest 30 Prozent positiv sein muss, um letztlich die Matura zu bestehen, macht Sinn. So können die KandidatInnen nicht einfach leere Blätter abgeben.

Der Ruf nach Impfpflicht für Lehrer wird lauter. Gewerkschaft und Lehrervertretung wettern dagegen, können sich nicht einmal zu einer Empfehlung durchringen. Was ist da Ihre Position?

Wir versuchen zu überzeugen. Je mehr geimpft sind, desto sicherer ist der Unterricht. Über den Sommer sollten ja auch Schüler geimpft werden können. Hoffentlich kann dann Schule wieder unter den gewohnten Voraussetzungen stattfinden. Wenn Gewerkschaft und Lehrervertretung keine Impfempfehlung abgeben, so ist das ihre Sache. Wir von der Bildungsdirektion tun das ausdrücklich.

Lehrergewerkschaft und Lehrervertretung konnten sich in Vorarlberg nicht zu einer Impfempfehlung für die KollegInnen du<span class="copyright"> AP</span>rchringen. <span class="copyright">Symbolbild APA</span>
Lehrergewerkschaft und Lehrervertretung konnten sich in Vorarlberg nicht zu einer Impfempfehlung für die KollegInnen du APrchringen. Symbolbild APA

Was werden Sie Eltern entgegnen, die nur geimpfte Lehrpersonen akzeptieren? Vor allem im elementarpädagogischen Bereich, dort wo der körperliche Kontakt mit den Kindern an häufigsten ist, gibt es ja besonders viele Impfmuffel.

Ich kann es mir wünschen, dass sich PädagogInnen impfen lassen. Mehr nicht. Es gibt nun Mal keinen Impfzwang. Das haben wir zu akzeptieren. Immerhin müssen sich Lehrer regelmäßig testen lassen, sodass dadurch hoffentlich Sicherheit gewährleistet ist.

Kinder- und Jugendanwalt Rauch hat es mit Unterstützung des Ministeriums geschafft, einen Rankweiler VS-Direktor zurückzupfeifen, der für einen kurzen Zeitraum in einer Ausnahmesituation täglich testen wollte. Wie fanden Sie das?

Ich möchte in diesem Zusammenhang weniger den Jugendanwalt dafür verantwortlich machen, als viel mehr die zwei Eltern. Ich fand es einen Wahnsinn, dass die sich gegen die Schule gestellt haben. Die Äußerungen von Rauch in diesem Zusammenhang fand ich unangebracht. Und das Ministerium konnte wohl nicht gegen seine eigenen Vorgaben entscheiden. Wir hätten diese Aktion befürwortet.

Knapp ein Prozent der Schüler verweigert immer noch die Tests. Wie können Sie damit leben?

Nicht gut, obwohl sich die Schulen sehr bemüht haben. Für einige dieser Kinder ist es aus meiner Sicht ein großer Nachteil, nicht am Unterricht dabei sein zu können. Die müssen einem schon leid tun. Manche werden daheim bestens betreut. Die werden schnell wieder den Anschluss schaffen.

Die Nasenbohrertests gehören an den Schulen mittlerweile zum Alltag. Noch weigern sich knapp ein Prozent aller Vorarlberg Schüler, diesen Test zu machen. <span class="copyright">VN/Steurer</span>
Die Nasenbohrertests gehören an den Schulen mittlerweile zum Alltag. Noch weigern sich knapp ein Prozent aller Vorarlberg Schüler, diesen Test zu machen. VN/Steurer

Wie wahrscheinlich ist die Fortsetzung der Tests im neuen Schuljahr als Voraussetzung zur Unterrichtsteilnahme ?

Da müsste ich in eine Glaskugel schauen. Es wird wohl auf die Zahl der Impfungen ankommen und ob Mutationen auftreten, gegen die die Impfung nicht schützt. Das weiß zum jetzigen Zeitpunkt niemand.

Gibt es einen Zeitplan, wann auch längere Schulveranstaltungen wieder möglich sein sollten?

Die sollten ab kommendem Schuljahr wieder möglich sein.

Ist die Sommerschule schon auf Schiene?

Vieles ja. Wir rechnen mit circa 2000 Anmeldungen in Vorarlberg. Dafür brauchen wir an den vorgesehenen Standorten zwischen 150 und 200 Lehrer. 50 Studierende haben sich schon bei uns als Unterrichtende gemeldet. Sobald wir wissen, wie viele Pädagogen wir letztlich brauchen, werden wir intensiv die restlichen suchen.