Aus eins mach zwei

Eva Hammerer und Daniel Zadra folgen Johannes Rauch als Parteichefs der Grünen nach.
Schwarzach Vor einem Jahr ließ Johannes Rauch erstmals durchblicken, wer seine Nachfolger werden. Im VN-Sommergespräch 2020 danach gefragt, antwortete er: „Daniel Zadra und Eva Hammerer vielleicht?“ Nun verschwindet das Fragezeichen. Die beiden Landtagsabgeordneten haben am Freitag bekannt gegeben, dass sie in einer Woche auf der Grünen-Landesversammlung als Spitzenduo kandidieren.
Es war eine Statutenänderung Anfang des Jahres, die diesen Schritt ermöglichte. Aber warum? Hammerer erläutert: „Als Erstes ändert sich damit vor allem symbolisch etwas.“ Die Gesellschaft spreche viel über Gleichberechtigung und Verteilung von Arbeit, Verantwortung und Macht. „In Führungspositionen ist das noch relativ wenig abgebildet, vor allem in der Politik.“ Die Doppelspitze sei ein Zeichen. Zadra ergänzt: „Macht und Verantwortungen werden auf zwei aufgeteilt. Das kann nur funktionieren, wenn eine Vertrauensbasis herrscht. Das ist bei uns so.“ In der Landtagsarbeit sind die Rollen anders verteilt: Daniel Zadra ist Klubobmann, Eva Hammerer einfache Abgeordnete. „Wir haben aber im Klub kein hierarchisches Verhältnis, wir arbeiten zusammen“, betont Hammerer.
Steile Karrieren
1997 übernahm Johannes Rauch die Grünen. 24 Jahre später übergibt er eine Partei mit sechs Landtagsmandaten und zwei Regierungsmitgliedern. Das Amt behält er. Eva Hammerer legt sich fest: „Johannes Rauch bleibt Landesrat.“ Hammerer stieg 2014 in die Politik ein. Die 45-jährige Rechtsanwalts-Konzipientin holte sich rasch den Ruf als Oppositionspolitikerin in ihrer Heimatgemeinde Hard. 2019 zog die Mutter von vier Kindern in den Landtag ein, zwei Jahre später steht sie an der Parteispitze. Das drängendste Problem sei die Schere zwischen Arm und Reich, sagt Hammerer. „Aber es hängt alles zusammen. Die Bildungsschere, Wohnen, auch die Jugend. Auf der einen Seite wird geschrieben, dass die Kinder- und Jugendpsychiatrie fast überlastet ist. Und dass sie sich zusammenreißen mussten, um die Alten zu schützen. Und jetzt ist es ein Mordsdrama, wenn sie sich endlich wieder im Freien treffen können und zusammen Zeit verbringen? Wir müssen junge Leute in die Mitte der Gesellschaft holen.“
Der 36-jährige Daniel Zadra hat sich in den vergangenen Jahren in Position gebracht. 2012 in die Politik eingestiegen, hat der aktuelle Klubobmann schnell Karriere gemacht. Der schon immer politisch interessierte Lustenauer und Vater von zwei Kindern engagierte sich ab 2012 aus Ärger über Asylpolitik und soziale Ungerechtigkeit, die er als Zivildiener bei der Wohnungshilfe Dowas miterlebte. Er begann in der Gemeindepolitik. Die Jus-Karriere hängte er zugunsten der Politik an den Nagel. 2014 schaffte er den Sprung in den Landtag, seit 2019 ist er Klubobmann. Für ihn ist derzeit das leistbare Wohnen eines der drängendsten Themen. „Selbst der Mittelstand hat damit große Probleme. Um das in den Griff zu bekommen, darf es keine Denkverbote geben“, betont er. Im Klimaschutz müsse Vorarlberg zum Pionier werden.
Die neue Doppelspitze möchte das Grundsatzprogramm überarbeiten, „sofern wir gewählt werden“, wie beide betonen. Hammerer erläutert: „Das Programm ist von 2009. Klimaschutz kommt nicht einmal im Titel vor, da gibt es sicher einiges zu aktualisieren.“ Zadra ergänzt: „Die Welt hat sich verändert. Beim Thema Klima werden wir sicher nachschärfen.“ Man habe vor, mit dem Vorstand und Experten einen Prozess ohne Zeitdruck zu starten.
Am 26. Juni werden Zadra und Hammerer zu den neuen Landesparteichefs der Vorarlberger Grünen gewählt. Wer Spitzenkandidat bei der Landtagswahl 2024 wird, steht noch nicht fest.
„Macht und Verantwortung wird auf zwei aufgeteilt. Wir wollen ja Gleichberechtigung.“
„Man spricht viel von Gleichberechtigung. In der Politik ist das wenig abgebildet.“
Zur Person
Eva Hammerer
neue Parteichefin der Vorarlberger Grünen, Landtagsabgeordnete
Geboren 25. Oktober 1975
Ausbildung Jus-Studium
Laufbahn 2015 Einstieg in die Gemeindepolitik, 2019 Landtagsabgeordnete und stv. Klubobfrau
Familie Verheiratet, lebt mit ihren zwei Söhnen und zwei Töchtern in Hard