Delta-Variante braucht vollen Impfschutz

Vorarlberg / 28.06.2021 • 05:30 Uhr
Delta-Variante braucht vollen Impfschutz
Über die Sommermonate sollen die Impfstraßen zurückgefahren werden. VN/SAMS

Land beklagt Nachlässigkeit bei Einhaltung von Impfterminen.

Bregenz Gesundheitsbehörden und politisch Verantwortliche sind alarmiert. Immer öfter sagen für eine Impfung vorgemerkte Personen den Termin der Zweitimpfung ab oder lassen ihn ohne Begründung sausen. Diese Entwicklung gibt immer mehr auch Landeshauptmann Markus Wallner zu denken, besonders in Hinblick auf die Ausbreitung der Delta-Variante, die bekanntlich auch in Vorarlberg bereits festgestellt wurde. „Eine Impfung reicht bei der Delta-Variante nicht aus. Entscheidend ist die Zweitimpfung“, betont Wallner und verweist auf die bedrohliche Lage, die sich aus dieser Nachlässigkeit im Herbst entwickeln könnte. Das Virus habe in der neuen Ausprägung ein hohes Potenzial für eine dritte Welle. „Um die zu verhindern, braucht es möglichst viele vollimmunisierte Personen, aber da muss die Bevölkerung mitmachen“, lautet der eindringliche Appell von Markus Wallner, die vereinbarten Impftermine auf keinen Fall schleifen zu lassen.

Zwei Impfungen und ein Booster

Die Delta-Variante wird nach übereinstimmenden Aussagen von Fachleuten rasch die Oberhand gewinnen. Ende Mai noch machte die neue Variante in Vorarlberg knapp drei Prozent der Neuinfektionen aus. Zuletzt ist sie auf über 20 Prozent gestiegen. Österreichweit sind es laut aktuellem Bericht Coronakommission bereits 28 Prozent. Das Problem: Die Delta-Variante ist um 40 bis 60 Prozent infektiöser als das Originalvirus. „Da lässt sich leicht ausrechnen, dass das Risiko für Ungeschützte sehr hoch ist“, erklärt Public Health-Experte Armin Fidler und ergänzt: „Das Virus sucht sich ein Ambiente, in dem es Leute findet, die empfänglich sind, und dazu gehören nun einmal jene, die sich nicht impfen lassen oder noch keinen vollen Impfschutz haben.“ Warum gerade jetzt und bei der Zweitimpfung eine gewisse Faulheit einkehrt, kann er sich nicht erklären. „Es ist ja so, dass die meisten Leute kaum mit Impfreaktionen zu kämpfen haben“, wundert sich Fidler.

Sicher ist hingegen, dass laut internationalen Studien eine Impfung alleine nicht vor einer Infektion mit der Delta-Variante schützt. „Man braucht auf jeden Fall zwei Impfungen und möglicherweise einen Booster“, denkt Armin Fidler schon in den Herbst. Es brauche etwas für Menschen, die bereits im Jänner geimpft worden seien, auch, weil im September der Grüne Pass ablaufe. Fidler: „Entweder müssen wir den Grünen Pass offiziell verlängern oder wir kriegen einen Booster auf die Reihe.“ 

Niederschwelliges Angebot

Seine Bedenken hat der Gesundheitsexperte vergangene Woche dem Land mitgeteilt und angemerkt, dass es weitere Initiativen benötige. „Wir müssen uns in jede Richtung bemühen. Wir müssen uns weiterhin um die Jugendlichen bemühen, weil es nicht nur um den Eigenschutz, sondern gabt wesentlich um den Schutz der Gesellschaft geht“, führt Armin Fidler aus. Er ist überzeugt, dass ohne die Debatte um die Jugendimpfung mehr junge Menschen erreicht hätten werden können. Fidler hält es für wichtig, das Impfen sehr niederschwellig anzubieten und: „Wir werden noch mehr Werbung und Aufklärung machen müssen“, wobei er davon ausgeht, dass sich trotz Aufklärung und leichtem Zugang ein Viertel bis zu einem Drittel der Bevölkerung nicht impfen lassen wird. „Leider Gottes!“.

Die vom Land über den Sommer geplante Ausrollung der Covid-19-Impfung auf die Arztpraxen sieht Armin Fidler zweigeteilt. Bei Menschen, die aufgrund einer chronischen Erkrankung regelmäßig zum Hausarzt gehen, sei eine solche Lösung sinnvoll, aber: „Diese Gruppe haben wir großteils schon geimpft.“ Für die jungen und gesunden Menschen sei es einfacher, ins Impfzentrum zu fahren. Deshalb wird über den Sommer eine Impfstraße bestehen bleiben, bei den anderen die Kapazität zurückgefahren. Das bestätigte Landeshauptmann Markus Wallner auf VN-Nachfrage. In Vorbereitung ist die Ausweitung der Impfung auf niedergelassene Ordinationen. Fidler rechnet damit, dass die Impfstraßen im Herbst wieder hochgefahren werden müssen.