Albanienhilfe als Lebensinhalt

Organisation von Projekten im Land der Skipetaren.
WOLFURT „Ich habe die Kinder immer sehr gerne gehabt, und nachdem ich selbst ein schwieriger Schüler war, habe ich immer sehr viel Verständnis für sie aufbringen können“, erläutert der langjährige Volksschuldirektor i. R. von Wolfurt Bütze, Oberschulrat Paul Wohlgenannt (79), im Gespräch mit den VN. Paul Wohlgenannt absolvierte die Lehrerbildungsanstalt in Feldkirch, wo er 1960 maturierte. Nach 40 Berufsjahren ging er in Pension. Seither ist die Albanienhilfe sein Lebensinhalt. Im Herbst wird er das Land erneut besuchen.
Begonnen hat das damit, dass die Frau von Paul Wohlgenannt 1994 mit der Pfarrei Schwarzach das Tal Fan in der albanischen Provinz Mirdite besuchte und bei dieser Reise auch Fotos der dortigen Schulen machte. „In den Ferien 1995 schaute ich mir an Ort und Stelle das alles an und bald stand mein Entschluss fest: Hier muss geholfen werden“, erinnert sich Paul Wohlgenannt und weiter: „Durch die Hilfe meiner Schule konnte dort bald die erste Schule renoviert werden. Bisher beteiligten sich fast 200 Schulen aus Österreich, Liechtenstein, der Schweiz und Deutschland mit verschiedenen Aktionen an diesem Projekt.“
Menschenwürdiger Unterricht
Die Ausgangssituation sah so aus, da selbst die grundlegendsten Bedingungen für einen menschenwürdigen Unterricht nicht erfüllt waren. Regen, Schnee, Wind und Kälte konnten ungehindert in die Klassenzimmer vordringen. Die Fensterscheiben waren notdürftig durch Plastikfolien ersetzt. Es gab keine Toiletten und kein Wasser.
Paul Wohlgenannt: „Es gilt zu bedenken, dass durch gut geführte Schulen und Kindergärten der Bildungsstand der albanischen Kinder verbessert wird, der die Grundvoraussetzung für eine Selbsthilfe im eigenen Land bildet.“
Die Schulen, die in Österreich, Deutschland, Liechtenstein und der Schweiz das Hilfsprojekt unterstützen, versuchen, durch verschiedene Aktionen, wie Basare, Theatervorstellungen usw., Geld zu sammeln, mit dem die Schulen in Albanien renoviert oder neu gebaut und so weit unterstützt werden, dass ein Unterricht in einem trockenen und warmen Raum unter ordentlichen Bedingungen möglich ist.
Jugendprojekt „ASTA“
Wie Wohlgenannt weiter ausführt, wird seit 2008 auch das Jugendprojekt „ASTA“ in Shkodra unterstützt. Kinder und Jugendliche aus armen, teilweise verwahrlosten Familien finden dabei ein zweites Zuhause, wo ihre Sorgen angehört werden, Hilfe bei Hausaufgaben angeboten wird und – sehr wichtig – alle Kinder täglich eine warme Mahlzeit bekommen und auch Liebe und Geborgenheit. Mit 15 Euro monatlich kann jedem Kind einen Monat lang täglich eine warme Mahlzeit geboten werden. Beim bevorstehenden Herbstbesuch bekommt jedes Kind zehn Kilogramm Mehl als kleine Vorsorge für den oft kalten Winter. Sowohl Schülerinnen als auch Lehrpersonen werden mit neuen Lehr- und Lernmaterialien vertraut gemacht. „Dank unserer Hilfe können schon über 100 Schülerinnen des Gymnasiums in Fan an einer Universität studieren“, unterstreicht Wohlgenannt abschließend. EE
Zur Person
Paul Wohlgenannt
Geboren Riezlern/Schwende im Kleinen Walsertal
Ausbildung einklassige Volksschule, Lehrerbildungsanstalt
Beruflicher Werdegang 1960 erste Stelle als VS-Lehrer in der alten Schule in Wolfurt, 1967 Wechsel in die neue Volksschule Bütze in Wolfurt, 1987 bis 2000 Leiter dieser Schule, 2000 Pensionsantritt.
Weiteres 16 Jahre aktiver Spieler beim FC Wolfurt, 40 Jahre Nachwuchstrainer, Sportwart, vier Jahre Obmann des Vereins.