Hubert Gorbach wird 65: “Neid ist die ehrlichste Form der Anerkennung”

Altvizekanzler Hubert Gorbach feiert heute seinen 65. Geburtstag und blickt auf sein bewegtes Leben als Spitzenpolitiker zurück.
Frastanz Er gilt als Politiker, der sowohl während als auch nach seiner Amtszeit bundesweit polarisiert hat wie kaum ein anderer seiner Zunft. Die Häme, die sich über ihn ergoss, nimmt der langjährige FP- und BZÖ-Spitzenpolitiker aus Frastanz im Rückblick hörbar gelassen: „Neid ist die ehrlichste Form der Anerkennung.“ Immerhin, so erzählt er im VN-Gespräch, erhalte er auch fünfzehn Jahre nach seinem Schlussstrich als Politiker positive Meldungen. Untrennbar mit dem Namen Gorbach verbunden ist unter anderem sein als Verkehrsminister nicht realisierter Plan, auf Österreichs Autobahnen eine flexible Höchstgeschwindigkeit mit einem Maximum von 160 km/h einzuführen. Auch andere Aktivitäten wie Tunnelbauten oder Bahnhöfe seien vielen im Gedächtnis geblieben. In die Schlagzeilen war Gorbach auch wegen der Telekom-Affäre (ohne Gerichtsverfahren gegen ihn) oder weil er wegen seiner Vorarlberger Politikerpension vor Gericht gezogen war (die VN berichteten). Jetzt, mit 65, steht ihm diese Pension freilich zu.
Nicht „everybody‘s Darling“
Auch Gorbachs Brief an den damaligen britischen Finanzminister Alistair Darling, in dem er die Wendung „The world in Vorarlberg is too small“ anführte und für den er medial mit Gelächter bedacht wurde. „Negative Veröffentlichungen“ gehörten zum Geschäft als Politiker. Allerdings werde vieles aus dem Zusammenhang gerissen und manches auch erfunden. Als Politiker sei man nicht „everybody‘s Darling“, da müsse man über den Dingen stehen, betont Gorbach, der sich als „liberal bürgerlicher Freiheitlicher“ ohne Parteimitgliedschaft sieht. Sein Aufstieg in der Politik verlief zügig. Er brachte es zum Bundeschef des „Rings Freiheitlicher Jugend“, Landtagsabgeordneten, Landesrat, Landesstatthalter, Bundesminister, geschäftsführenden Parteiobmann (BZÖ) und zum Vizekanzler.


Pferde und Jagd als Faible
Was sein politisches Engagement betrifft, so winkt der Pferdeliebhaber ab. „Ich verfolge die Politik genau, habe vier Tages- und drei Wochenzeitungen abonniert und pflege Kontakt mit einstigen Weggefährten. Öffentlich äußern will ich mich aber nicht“, betont Gorbach, der zurzeit in Italien einen Kurzurlaub verbringt und in Frastanz ein Consulting Büro betreibt. Beruflich habe er sein Pensum zurückgeschraubt. „Ich bin in Halbpension, kooperiere mit Firmen und bin Aufsichtsratschef eines Unternehmens in der Schweiz. Vollpension liegt mir nicht, ich bin ein Frühaufsteher, der täglich schwimmt und mein Tag braucht eine Struktur. In meiner Freizeit jage und reite ich viel.“ Rückblickend hat Gorbach für Politiker einen Rat parat: „Das Wichtigste ist, dass man sich einen Zeitpunkt setzt, an dem man Schluss macht. So wird man nicht zum Sesselkleber. Ich habe das mit fünfzig gemacht, um wieder ein normales Leben führen zu können.“ VN-TW
