Wie testverweigernde Kinder dem Schulbetrieb schaden können

Vorarlberg / 06.08.2021 • 05:30 Uhr
Wie testverweigernde Kinder dem Schulbetrieb  schaden können
Lernen zu Hause ist nicht wie Unterricht in der Schule. Darüber sind sich Experten einig. Trotzdem können Eltern für ihre Kinder leicht “häuslichen Unterricht” genehmigt bekommen. AP

Weniger Kinder in der Klasse, das bedeutet weniger Ressourcen für die Schule. Die Sorgen eines Direktors.

Hard Christian Höpperger, Direktor an der MS Hard-Mittelweiherburg kommt ins Grübeln. “Was mache ich”, fragt sich der langjährige Schulleiter, “was mache ich, wenn ich kurzfristig erfahre, dass Eltern ihre Kinder nicht in die Schule schicken, sich dadurch kleinere Klassen ergeben und dann aufgrund der geringeren Schülerzahl Ressourcen gestrichen werden?”

Antrag ist Formsache

Höpperger denkt dabei vor allem an die Kinder von Eltern, die ihre Sprösslinge nicht testen lassen wollen und als Konsequenz daraus einen Antrag auf häuslichen Unterricht stellen. “Dieser Antrag ist Formsache. Die Kinder sind dann von der Schule weg, und wir sehen sie bei konsequentem Verhalten der Eltern das ganze Jahr nicht. Erst am Ende des Schuljahres müssen sie eine externe Prüfung absolvieren.”

Schüler in häuslichem Unterricht unterscheiden sich von jenen im Home Schooling. Diese werden zu den Klassen dazugezählt, halten Kontakt mit der Schule und suchen etwa für Schularbeiten die Schulen auf.

Mit Eltern reden

Höpperger befürchtet, dass durch die Schüler im häuslichen Unterricht ganze Jahresplanungen über den Haufen geworfen werden. “Ein Schüler weniger kann die vorgesehene Teilung einer Klasse mit entsprechender personeller Ausstattung vereiteln. Das geht dann auf die Qualität des Unterrichts.” Die Testverweigerer könnten so als Abwesende einen negativen Einfluss auf den Schulbetrieb nehmen, folgert der Direktor. “Wie kommen die Kinder an der Schule dazu, Qualitätseinbußen in Kauf zu nehmen, weil einige Eltern ihre Schützlinge nicht in die Schule schicken?”, fragt sich Höpperger. Von der Bildungsdirektion verlangt er, dass die für häuslichen Unterricht gemeldeten Schüler und Eltern unverzüglich den Schulen bekannt gegeben werden. “Damit wir mit den Eltern noch reden und sie vielleicht überzeugen können, ihre Entscheidung zu überdenken”, sagt Höpperger.

“Wir würden mit den Eltern, die ihre Kinder nicht in die Schule schicken wollen, gerne noch reden.”

Christian Höpperger, Direktor MS Hard-Mittelweiherburg

Problem für kleinere Schulen

“Das machen wir ganz bestimmt”, versucht Andreas Kappaurer, pädagogischer Leiter der Bildungsdirektion Vorarlberg, zu beruhigen. Kappaurer bestätigt die Darstellung Höppergers. “Durch das plötzliche Fehlen von Kindern können vor allem Kleinschulen in Schwierigkeiten kommen. Da kann ein Kind mehr oder weniger darüber entscheiden, ob die eine Klasse eröffnet wird oder eben nicht.”

Größere Schulen sieht Kappaurer durch diese Umstände weniger gefährdet. “Die können besser darauf reagieren und sich vor allem als Teil eines Clusters gegenseitig aushelfen.”

Das Problem bewertet der pädagogische Leiter insgesamt als nicht allzu großes. “Derzeit liegen uns für den gesamten Pflichtschulbereich 91 Anträge für häuslichen Unterricht vor. Es werden auch sicher nicht mehr viel mehr. Die Antragsteller sind nicht nur Testverweigerer.”