Alpinpolizei: Im Einsatz mit Kletterseil und Eispickel

Vorarlberg / 14.08.2021 • 12:00 Uhr
Das Gebirge kann den Alpinpolizisten alles abverlangen. <span class="copyright">Alle Bilder: VN/RAuch</span>
Das Gebirge kann den Alpinpolizisten alles abverlangen. Alle Bilder: VN/RAuch

Der Einsatz als Polizist im Hochgebirge setzt eine zweijährige Zusatzausbildung voraus.

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Dalaas, Lech Um acht Uhr morgens ist es Ende Juni bei wolkenverhangenem Himmel noch recht kühl auf der Ravensburger Hütte. Wenig verwunderlich, schließlich liegt sie nahe dem Spullersee auf 1948 Meter Seehöhe. Über Gästemangel darf sie an diesem Wochenende nicht klagen: Ein gutes Dutzend Polizisten ist hier, darunter auch Susi Moll und Markus Schairer. Sie stellen sich unter der Anleitung von Christoph Gargitter und Rainer Fitz der zweijährigen Ausbildung zu Alpinpolizisten, in der ihnen der Umgang mit den Gefahren ihres Einsatzraumes vermittelt wird.

Die Aufnahme und Rekonstruktion von Kletterunfällen gehört zum Alltag der Alpinpolizei.
Die Aufnahme und Rekonstruktion von Kletterunfällen gehört zum Alltag der Alpinpolizei.

Ausbildung im Einsatzraum

Rund 50 Beamte, aufgeteilt auf die drei Alpinen Einsatzgruppen Bludenz, Kleinwalsertal und Nord (bestehend aus den Bezirken Bregenz, Dornbirn und Feldkirch) stellen die Alpinpolizei Vorarlberg. Unterstützt werden sie von 25 Kollegen, die eine Ausbildung für Skiunfälle und Lawineneinsätze erhalten haben. Die Aufgabe der Alpinisten: Jeden Unfall im Gebirge zu untersuchen, bei dem Fremdverschulden nicht ausgeschlossen werden kann. Dies will geübt werden. So findet sich Schairer am Vormittag oberhalb der Hütte bei der Nachstellung eines Kletterunfalls wieder. Wurde korrekt gesichert? Welche Knoten wurden verwendet, welche Ausrüstung wurde gewählt? Fotos dokumentieren die Situation, die Beteiligten werden befragt. Sein Gegenüber ist eine Kollegin aus Liechtenstein. Die Polizisten aus dem Fürstentum werden traditionell in Österreich ausgebildet, da die Schweiz die Alpinpolizei nicht in dieser Form kennt.

Zur Beweisaufnahme wird der Unfall nachgestellt und mit der Beteiligten (die Kollegin in Rot) durchgegangen.
Zur Beweisaufnahme wird der Unfall nachgestellt und mit der Beteiligten (die Kollegin in Rot) durchgegangen.

Während der Pandemie ging die Zahl der Alpineinsätze zurück. Dennoch, allein 2020 bearbeiteten die Alpinisten 912 Unfälle mit 1286 Beteiligten. 335 Unfälle geschahen auf Skipisten, 285 beim Wandern. Doch längst nicht alle Unfälle, bei denen Alpin- und Klettererfahrung vonnöten sind, geschehen auf Skipisten und Wanderwegen. Einige Hundert Meter unterhalb der Roggalspitze üben die Alpinschüler die sichere Fortbewegung im Gebirge. Zahlreiche Schneebretter säumen noch die Hänge und verlangen einen sicheren Tritt – oder die richtige Reaktion bei einem Sturz. Ein Eispickel oder im Zweifel ein handlicher Stein können hier den Unterschied ausmachen. Über ihnen trainiert eine weitere Gruppe ihre Kletterkünste auf dem Weg zum Gipfelkreuz.

Schneebretter halten sich bis zum Sommer hinein und müssen sicher gequert werden.
Schneebretter halten sich bis zum Sommer hinein und müssen sicher gequert werden.

Die Unfallberichte werden in anonymer Form dem Kuratorium für alpine Sicherheit zur Unfallprävention und -forschung übermittelt. „Bei den Erhebungen ist immer wieder festzustellen, dass Unerfahrene und Ungeübte sowie schlecht ausgerüstete Bergsportler Opfer von Alpinunfällen werden“, erklärt Fitz. So unterschätzen Wanderer oft die Länge und Schwierigkeiten von Touren. Und E-Mountainbiker kommen nun zu bislang schwer erreichbaren Zielen – und unterschätzen dabei gern die Talfahrt. Die Alpinpolizei rät daher zur entsprechenden Information auf der Homepage der Bergrettung und Alpinvereinen. Auch das Mobiltelefon mit Karten- und Wetter-Apps sei eine wertvolle Hilfe. Außerdem: Immer jemanden über die geplante Tour informieren und lieber einmal zu früh umkehren oder Hilfe in Anspruch nehmen.

Auch im unwegsamen Gelände muss sich die Alpinpolizei bewegen können.
Auch im unwegsamen Gelände muss sich die Alpinpolizei bewegen können.