Vorarlberg und die Müllverbrennung

Vorarlberg / 19.08.2021 • 18:30 Uhr
Derzeit wandert der Restmüll der Vorarlberger Haushalte und ein großer Teil des Restmülls der Wirtschaft in die Öfen dieser Anlage in Buchs. VN
Derzeit wandert der Restmüll der Vorarlberger Haushalte und ein großer Teil des Restmülls der Wirtschaft in die Öfen dieser Anlage in Buchs. VN

Eigene Anlage in Diskussion. Ergebnis Ende des Jahres erwartet.

Schwarzach Der Kreislauf des Restmülls beginnt mit einer Rolle schwarzer Säcke. Und er endet, wenn es heißt: Bitte Müll rausbringen! Während der Vorarlberger schon den nächsten Müllsack in die Behälter unter der Spüle stülpt, ist die Reise des gefüllten Vorgängers lange nicht zu Ende. 40.000 Tonnen Restmüll fallen jährlich in den Vorarlberger Haushalten an. Dazu kommen 60.000 Tonnen aus dem Gewerbe. Der Müll wird nach Buchs gefahren und verbrannt. Das könnte sich bald ändern: Eine Studie soll Aufschluss geben, ob Vorarlberg eine eigene Müllverbrennungsanlage baut. Beim Klärschlamm weiß man sogar schon, wie es weitergeht.

Wirtschaftlich möglich

Der Vertrag mit der Müllverbrennungsanlage in Buchs läuft bis 2025, mit Option auf zwei weitere Jahre. Mit der Studie sollen drei Optionen für die Zeit danach geprüft werden: den Müll weiter in Buchs verbrennen, den Müll in einer anderen Anlage verbrennen oder in Vorarlberg eine Müllverbrennungsanlage errichten. Letzteres ist nicht mehr so unwahrscheinlich wie vor ein paar Jahren. „Die Technologie hat sich geändert“, erklärt Rainer Siegele, Obmann des Umweltverbandes und Bürgermeister in Mäder. „Mittlerweile lässt sich eine Verbrennungsanlage bei 100.000 Tonnen wirtschaftlich darstellen. Das ist die Menge, die in Vorarlberg anfällt.“ Land und Umweltverband stünden allen drei Optionen offen gegenüber. „Bei einer Verbrennung wäre schon die Standortfrage ein großes Thema.“ Sollte sich das Land dafür entscheiden, würde sich 2027 jedenfalls nicht ausgehen.

Es spreche auch einiges für eine Fortsetzung mit Buchs: „Sie bauen neu und würden uns sicher wieder nehmen. Aber es ist außerhalb der EU. Da brauchen wir für jede Fuhr eine Notifizierung. Es stehen auch andere Anlagen in Innerösterreich oder Süddeutschland zur Diskussion.“ Wichtig sei eine Anbindung per Bahn. Ist der Müll einmal verbrannt, kommt er ins Land zurück. „25 bis 30 Prozent bleiben als Schlacke, also rund 30.000 Tonnen pro Jahr. Schlacke ist unproblematisch“, erläutert Siegele. Sie wird auf der Deponie Böschistobel in Nenzing gelagert.

Ein anderes Entsorgungsproblem scheint gelöst. Der Klärschlamm dürfte künftig in Vorarlberg getrocknet und in Wien verbrannt werden. Wie die VN berichteten, stand das Land unter Zugzwang, seitdem Klärschlamm nicht mehr kompostiert und als Düngemittel verwendet werden darf. Nun lautet der Plan, dass es eine oder zwei Trocknungsanlagen in Vorarlberg geben soll. Klärschlamm besteht nämlich zu über 70 Prozent aus Wasser. Danach geht es auf den Zug, berichtet Siegele. „Der getrocknete Schlamm wird in Wien verbrannt. Dort gibt es eine Anlage mit direkter Anbindung ans Gleis. Die Asche kommt dann nach Linz, wo daraus Phosphor gewonnen wird.“ Bis Ende September soll feststehen, an welchen Standorten im Land die Trocknungsanlagen entstehen sollen. Der Klärschlamm landet also weiterhin außerhalb des Landes. Der Restmüll vielleicht irgendwann nicht mehr.

„Mittlerweile lässt sich eine Verbrennungsanlage bei 100.000 Tonnen wirtschaftlich darstellen.“